Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
insgesamt stinken sie uns – warum nehmen wir nicht das, wofür wir kämpfen und was durch uns gemehrt wird, selbst in die Hand?« Vermutlich, aber das ist nicht sicher, begann alles weiter nördlich, wo die Kühnen schnell Nachschub an Streitern aus ihren Bergstämmen bekommen konnten. So nahmen sie – und sie waren mehr als siebenmal sieben – das reiche Theben ein, rissen die Paläste nieder und errichteten kleinere, für sie noch immer üppige Häuser auf der Akropolis. Die Herrscher im Süden fürchteten sich und bauten eine riesige Mauer über die Landenge bei Korinth, damit die Achaier nicht zu ihnen kämen; aber die Achaier waren ja längst da, als Söldner und deren Nachfahren.
    Einige Herrscher waren klüger als andere. Nestor, damals junger Fürst von Pylos, öffnete den ansässigen Achaiern seinen Palast und teilte seine Schätze mit ihnen; ebenso Nauplion, der Vater des Palamedes. Andere wurden zu dem Stoff, aus dem die gestrigen Träume und der heutige Ackerboden sind.
    Söhne von namenlosen Vätern, o Djoser; kühne und tapfere Männer von unbezwinglicher Grobheit. Und da sie vielleicht noch Väter, aber keine Großväter nennen konnten, führten sie sämtlich ihre Abstammung auf Götter zurück. Denn Herrscher gab es nicht in ihren Sippen, und wer will schon »Atreus , Herrscher von Mykene, Sohn von Niemand« heißen? Also Sohn des Zeus – wer auch immer der Alkmene beigelegen und Herakles gezeugt haben mag, »Zeus« ist ein besserer Name für ihn als Achaios, Sohn und Enkel und Urenkel des Achaios…
    Die Bewohner der alten Städte? Sie starben, oder sie fügten sich und lebten und teilten. Teilten ihre Habe, ihre Häuser, ihre Frauen. Und sie teilten die neuen Unternehmen, die aus Gier und Unkenntnis keimten, oder aus dem Versuch, Rechte jener alten Herrscher zu behaupten, denen man alle Rechte und das Leben genommen hatte. Gier brachte den Thessalier Iason aus dem kargen Norden dazu, die Strohhütten und Lehmwände seiner Heimat Iolkos zu verlassen und mit einem Schiff nach Osten zu fahren, vorbei an Ilios, um in Kolchis Gold zu stehlen, ohne dafür arbeiten zu müssen. Behauptung von Rechten brachte den Atreus dazu, übers Meer zu fahren zum Secha- Land, das einst den Mykeniern gehört hatte und nach deren Untergang zuerst frei, dann Besitz des Hatti-Königs geworden war. Des Großkönigs Tutchaliya, dessen Statthalter Talafu von Atreus und seinen Leuten Telephos genannt wurde; und nachdem Talafu sie zurückgeschlagen hatte, erklärten sie ihre blutigen Nasen zum Ergebnis eines Mißverständnisses, da Telephos ebenfalls Achaier und mit ihnen verwandt sei.
    Zu den Fürsten, die mit den Emporkömmlingen zusammengingen, gehörte auch Tyndareos, König von Sparta. Seine Tochter Helena, heißt es, besaß alle Schönheit der Göttinnen, aber auch alle Tücke der alten Herrschersippen. Das soll dich nicht verwundern, Djoser – die Schönheit hast du selbst gesehen, und die Tücke? Atreus und die anderen Achaier konnten weder lesen noch schreiben, und vielleicht war das, was sie »Tücke« nannten, einfach die Menge des Wissens und der Feinheiten einer älteren Schicht… Viele warben um Helena, nicht nur wegen ihrer Schönheit, sondern auch wegen des Throns, denn ihre Brüder haben (anders als der Vater) gegen die Achaier gekämpft und sind noch gefallen, als deren Herrschaft längst gefestigt war; und Helenas ältere Schwester Klytaimnestra war mit Agamemnon vermählt, einem der Enkel des Atreus und Fürst von Mykene. Wer auch immer Helena bekäme, bekäme Sparta. Odysseus gehörte zu den Freiern; aber schließlich gab Tyndareos sie Menelaos, zu einmütigem Beifall der anderen achaischen Fürsten. Menelaos, Enkel des Atreus, Bruder des Agamemnon; Menelaos der Öde, Menelaos der Trottel; Menelaos, der als König von Sparta keinem der anderen Fürsten gefährlich werden konnte, weil er, sagte man, mit einem Messer allenfalls sich selbst schneiden, niemals aber einen Feind verwunden konnte. Was Helena davon hielt? Die schönste und gebildetste, aber auch gerissenste der Frauen, vermählt mit dem dämlichsten aller Achaier? Du kannst es dir denken. Alle können es sich denken, denke ich mir. Und eigentlich darf es niemanden verblüffen, daß sie mit Parisiti ging, den man Paris und auch Alexandras nannte – Parisiti, halb Luwier und halb Achaier, kühn und feurig und des Lesens sowie Schreibens kundig, denn jene Söldner, die nach der Plünderung und Verwüstung Trojas durch Herakles dort blieben, die

Weitere Kostenlose Bücher