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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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freie Zeit. Und die Welt wäre ziemlich entvölkert.«
    »Fang doch mit Parisiti und Helena an, um diesen Unfug hier zu beenden.« Er summte mißtönend; dann fuhr er fort: »Zu weich, sagt sie; ich kann es ihr nicht ausreden – noch nicht. Vielleicht gelingt es mir im Lauf der Zeit.«
    »Hast du vor, es längere Zeit zu versuchen?«
    »Wir – ach, ich weiß nicht.«
    Sie erreichten eben ein Haus mit Außentreppe, gleich neben dem westlichen Torturm. Beim Abstieg sagte der Kashkäer:
    »Also, Lamashtu und Tashmetu unter einem Dach. Und du. Die Überlegungen, eine Werkstatt mit Kräuterküche aufzumachen. Alles ziemlich wirr.«
    »Was hat Tashmetu damit zu tun?«
    Tsanghar blieb am Fuß der Treppe stehen und kratzte sich den Kopf. »Da ist etwas Düsteres – in Lamashtu, meine ich. Dich verachtet sie… ein wenig, irgendwie. Die anderen kümmern sie kaum, bis auf Tashmetu; die würde sie gern zerfleischen. Hat nichts mit dir zu tun, sagt sie; ich werde aber nicht ganz schlau daraus. Etwas Düsteres.« Er preßte die Lippen zusammen. »Kräuter sind für sie nur Mittel, etwas zu vernichten, nichts zum Heilen oder auch nur Würzen. Fast, als ob… als ob sie sich nur wohl fühlt, wenn sie Teil von etwas Häßlichem ist, und deshalb muß alles Schöne oder Heile zerstört werden, ehe sie atmen kann? So ähnlich? Ich weiß es nicht. Und Tashmetu ist für sie irgendwie die Verkörperung dessen, was zerstört werden muß.«
    »Sie soll sich vorsehen. Tashmetu hat die schärferen Krallen.«
    »Noch etwas.« Tsanghar schnaufte leise und hielt Ninurta am Arm fest. Er wirkte leicht verlegen. »Ich, uh, also, letzte Nacht, da hab ich nichts, na ja, zustande gebracht; und sie sagt, das ist dir auch ein paarmal geschehen, und ob das vielleicht an ihr liegt, und…«
    Ninurta schnitt eine Grimasse. Ringsum drängten Bewohner der Neustadt sich zum Tor, und er und Tsanghar standen da und redeten. »Sie war zu lange Sklavin, ist mit Gewalt genommen worden und hat keine Ahnung, daß es unter gewöhnlichen Bedingungen ganz gewöhnlich ist. Nun komm endlich!« Tsanghar blieb stehen. »Sie sagt auch, daß es vielleicht daran liegt, daß sie wieder so einen kalten Hauch gespürt hat, weißt du, wie damals in Ugarit, bevor du überfallen worden bist. Vielleicht… vielleicht sollten wir doch nicht hinausgehen?«
    Der Assyrer hob die Hände über den Kopf und ließ sie wieder sinken. »O ihr Götter… Der Eishauch der Fieberdämonin? Was denn noch?«
    »Anders als früher findet sie den Hauch jetzt… angenehm.« Ninurta zog den Kashkäer mit sich; eingekeilt in die drängende Masse wurden sie aus dem Tor gespült.
    »Eins noch.« Ninurta kicherte. »Was euren Beischlaf angeht, Junge – du bist doch alt genug, hast geschickte Hände und eine flinke Zunge. Also was soll’s? Was ich sehr viel eher wissen möchte ist, weshalb sie überhaupt hergekommen ist. Sie will Tashmetu zerfleischen, mich verabscheut sie, warum bringt sie dann diesen Trank her, statt auf der Insel zu bleiben?«
    »Sie sagt, es wurde ihr zu langweilig. Sie will dort sein, wo Schwerter klirren und Blut fließt.«
    »Ah. Das kann sie bald haben.«
     
    Allmählich wurde der Nebel dünner; die Umrisse der fernen Lagerbauten der Achaier waren düstere Striche. Zehntausende Menschen mußten unterwegs sein, schätzte Ninurta – die Krieger der Belagerer, die gerüsteten Verteidiger und ihre Verbündeten, mindestens die Hälfte der übrigen Bewohner von Troja, mehr als die Hälfte der Neustädter. Sie drängten sich zum Ufer des Skamandros; einige wateten hindurch, um auf das vorgesehene Kampfgelände zu gelangen und alles aus der Nähe zu sehen. Trojanische Kämpfer tauchten auf und riefen hinter ihnen her; wenige kehrten um, aber immerhin gelang es den Kriegern, die übrigen Zuschauer am Durchqueren des Flusses zu hindern.
    Ninurta und Tsanghar waren bereits auf dem Westufer. Der Fluß, überall seicht und in anderen Zeiten von Flußbooten und Lastkähnen ohne Tiefgang befahren, hatte hier eine Furt; das Wasser reichte den Männern bis zur Brust.
    Die ersten, denen sie begegneten, waren Khanussus Shardanier, die gemächlich zum Ufer schlenderten, die Bogen ungespannt, aber die Köcher unverschlossen.
    »Was habt ihr vor, Freunde?« sagte Ninurta.
    Khanussu grinste, als er ihn sah. »Ah, der edle Assyrer. Was hast du vor? Und der Kashkäer auch? Willkommen.«
    »Wir wollten sehen, wie sich Trojaner und Achaier an die Abmachungen halten.« Einige der Söldner

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