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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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lachten.
    »Genau deshalb sind wir auch hier.« Khanussu wies auf die Menge jenseits des Skamandros. »Wir werden mit einem Auge zusehen, wie Menelaos und Paris den Dümmeren ermitteln, und mit dem anderen aufpassen, daß keine Krieger zu unserem Lager vordringen, während alles auf den Zweikampf starrt.«
    »Weise Maßnahme. Wer hat das angeordnet?«
    »Der König selbst. Agamemnon ist ein bißchen aufgeregt, nicht nur, weil es um seinen kleinen Bruder geht.«
    Die Achaier von Norden, Trojaner und Verbündete von Süden her rückten in der Ebene vor. Der Raum zwischen den Heeren wurde enger, bis schließlich nur eine Art Kampfbahn von vielleicht zwanzig Schritt Tiefe und hundert Schritt Länge blieb. Ninurta, Tsanghar, Khanussu und einer der schlitzäugigen Krieger, mit denen Ninurta bisher nie ein Wort hatte wechseln können (Gebärden, ja, und Grunzlaute; mehr nicht), standen auf einem halb verschilften, halb sandigen Hügel am Ufer.
    Ninurta sah Agamemnon, der offenbar eine kleine Ansprache an eine Kerntruppe hielt; nicht weit davon schlenderte Odysseus umher, die Hände auf dem Rücken gefaltet. Diomedes war da, Aias der Lokrer und Aias der Telamonier; alle Führer und ihre Männer trugen Waffen und Rüstungen, wie es vorgesehen war: zur Ehre der Zweikämpfer und der Götter.
    Drüben, bei den Trojanern, waren die mächtigen Gestalten von Hektor und Aineias nicht zu übersehen. Die Priester hatten sich bereits zurückgezogen, ebenso wie Priamos – die Opferung eines Schafs, die Vermengung von Opferblut mit Wein, die Anrufung der Götter, all dies war längst geschehen. Priamos und Agamemnon hatten zweifellos heilige Eide geschworen, die Ninurta nicht berührten, da er weder an die Götter glaubte, auf die man sich dabei berief, noch an die edlen Absichten, die mit dem Eid besiegelt wurden.
    »Wie soll es ablaufen?« sagte er.
    Der Shardanier zwinkerte. »Anständig, wie denn sonst?«
    »Das sowieso. Nein, ich meine die Einzelheiten – was ist abgemacht worden? Ich habe nur Gerüchte gehört.«
    »Also: Menelaos und Paris treten gegeneinander an. Wenn Paris gewinnt, ziehen die Achaier ab. Wenn Menelaos gewinnt, rücken die Trojaner diese göttliche Schlampe heraus und bezahlen die Kriegskosten.«
    Ninurta verschluckte sich am eigenen Speichel; er würgte, hustete und lachte gleichzeitig. »Glaubt das jemand?« sagte er schließlich.
    Khanussu spuckte aus.
    »Anregende Unterhaltung für die Krieger«, sagte Ninurta halblaut. »Hat sich Odysseus ausgedacht, was? Wie ist denn die Stimmung im Lager?«
    Tsanghar zupfte ihn am Arm. »Sieh mal.« Er deutete zur Mitte der achaischen Reihen, wo sich eine Gasse auftat. Reiter näherten sich dem Kampfplatz – Skythen mit spitzen Lederhelmen und seltsamen Tuchröhren, die Bauch und Beine einhüllten. Sie hielten gespannte Bogen. Ein Streitwagen (wenn Ninurta sich nicht irrte, war Diomedes eben in den Korb gestiegen) versperrte ihnen den Weg, wurde dann zur Seite gelenkt.
    »Was ist damit?«
    Tsanghar legte die Stirn in Falten. Ninurta stöhnte.
    »Ah nein, nicht jetzt, nicht schon wieder!«
    »Was denn?« Khanussu blickte zwischen Tsanghar und dem Assyrer hin und her.
    »Ich kenne diesen Gesichtsausdruck… Er denkt gerade wieder an eine Möglichkeit, den Krieg blutiger zu machen, indem er etwas erfindet.«
    Tsanghar lachte. »Wie gut du mich kennst, Herr. Aber da du es nicht hören willst…«
    »Später. – Was ist mit der Stimmung der Männer?«
    Khanussu zog einen Pfeil halb aus dem Köcher, schob ihn zurück, zauste die Befederung eines zweiten. »Gut oder schlecht, wie man’s nimmt. Wir haben mit den Trojanern gesessen und getrunken und gesungen, und deshalb fragen sich die Leute, warum man eigentlich einander den Bauch aufschlitzen soll, den man eben erst gemeinsam gefüllt hat. Was das Bauchfüllen angeht – es sind jetzt fast alle Rinder geschlachtet und gegessen, und ein paar von den nutzlosen Pferden auch.«
    »Ah.« Ninurta nickte. »Ich habe mich schon gefragt, warum so wenig Streitwagen da sind.«
    »Sie können nicht damit umgehen. Sie haben sogar Metallkörbe angefertigt – sieht wunderschön aus, ist aber viel zu schwer. Die Räder sinken in die nasse Erde, und die Pferde können die Dinger gar nicht ziehen. Jedenfalls nur langsam. Die da drüben wissen, wie man’s anstellt.« Kaum hörbar setzte er hinzu: »Wird ihnen aber nicht mehr viel nützen.«
    Ninurta sah die Lücken bei den Trojanern – Lücken, in die nun Wagen gefahren wurden, mit zwei

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