Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
Männern in jedem der leichten Körbe: ein Lenker, ein Bogenschütze.
    »Warum nicht? Habt ihr euch was einfallen lassen?« Khanussu wies mit dem Kinn auf den Kashkäer. »Meinst du , der Junge ist der einzige, dem was Neues einfällt?«
    Die beiden Männer, die den Krieg entscheiden sollten, der ihretwegen ausgebrochen war. Parisiti, den die Achaier Paris oder Alexandras nannten, sprang von einem der leichten trojanischen Wagen. Er stand ein paar Atemzüge lang still da, blickte die eigenen Reihen hinauf und hinab, wandte sich dann dem Heer der Gegner zu. Das Reden, das Gemurmel, die Rufe, alles erstarb; beklemmendes Schweigen zog über das Feld; eine andere Art Nebel, wie Ninurta fand. Keinerlei Begeisterung bei den Trojanern.
    Er musterte den Trojaner, aus der Ferne, und erinnerte sich an Ugarit, an Kerets Gemach, an den schnellen Griff nach Parisitis Handgelenk. Der Königssohn schien unverändert – aus der Entfernung. Groß, kräftig, eher schlank; Ninurta war bereit, einiges darauf zu wetten, daß die Nächte mit Helena Falten in Gesichtsund sonstige Haut gegraben hatten. Paris war kein mächtiger, wuchtiger Riese – kein Aias oder Achilleus oder Hektor; vom Körperbau hatte er mehr mit Leuten wie Agamemnon oder Odysseus gemein. Jetzt wandte er sich dem Wagenkorb zu; ein Helfer reichte ihm Beinschienen.
    Menelaos. Ihn hatte Ninurta noch nie aus der Nähe gesehen. Der Spartaner glich dem Trojaner: groß, stark, aber nicht massig. Über die weitergehenden Ähnlichkeiten mochte sich Helena äußern…
    Das Grinsen verfiel, als Ninurta den Blick hob. Da stand sie, auf einer kleinen Anhöhe, nicht weit hinter den ersten Reihen der Trojaner. Sie sprach mit einem Mann, der den Helm in den Nacken geschoben hatte und sich nun lächelnd abwandte. Pandaros: ein gerühmter Bogenschütze; aber davon hatten die Trojaner reichlich.
    »Was machen eure Lehrlinge? Können sie inzwischen mit dem Bogen umgehen?«
    Khanussu wackelte mit dem Kopf. »Geht so. Ah, jetzt kann’s nicht mehr lange dauern.«
    Menelaos hatte die Beinschienen befestigt; jemand reichte ihm den Brustpanzer. Paris schien schon bereit; er zerrte am Gürtel, an dem ein langes Schwert hing, und nahm dann einen Speer vom Wagen.
    »Ich muß näher ran«, knurrte Ninurta. »Das will ich genauer sehen. Tsanghar, du bleibst hier, hörst du?«
    Der Kashkäer nickte. »Keine zwanzig Löwen bringen mich näher dahin. Aber ist es klug, Herr?«
    »Nicht Herr und nicht klug. Bis gleich.«
    Ninurta lief den kleinen Hügel hinab. Khanussu, der eben mit einem seiner Männer geredet hatte, wandte sich um und rief:
    »Ninurta – Herr – Assyrer, bleib hier! Es ist…«
    Aber nun begann das Geschrei; Ninurta hörte nicht, was der Shardanier noch sagte. Er drängte sich durch die Reihen der Achaier, dorthin, wo er zuletzt Odysseus gesehen hatte. Hin und wieder erhaschte er durch Lücken, die sich auftaten und schlossen, einen Blick auf den Kampfplatz, wo Menelaos und Paris einander bedrohten und mit den Waffen fuchtelten.
    Endlich erreichte er den Ithaker und berührte ihn am Arm. Odysseus fuhr herum, die Hand am Schwertgriff – am Griff des langen feinen Stahlschwertes.
    »Ninurta!« Einen Augenblick lang bildete sich der Assyrer ein, Besorgnis oder gar Angst im Gesicht des Achaiers zu lesen. »Was machst du hier? Du solltest nicht hier sein. Es wird gefährlich…«
    Paris schleuderte seinen Speer. Menelaos riß den Schild hoch. Stöhnen und Geschrei übertönten jedes Kampfgeräusch; dennoch bildete Ninurta sich ein, das dumpfe Krachen zu hören, mit dem der Speer in die Schichten aus Leder und Bronze fuhr.
    Menelaos warf. Auch Paris fing den Speer mit dem Schild, aber er strauchelte beinahe – die ganze Wut des ersten Gemahls von Helena mußte in dem Wurf gesteckt haben. Menelaos stolperte, fiel vom eigenen Schwung fast vornüber, blieb auf den Beinen, riß das Schwert heraus und stürzte sich auf den Trojaner, der nicht schnell genug den Schild wegwerfen und die eigene Waffe ziehen konnte. Ein furchtbarer Hieb traf den Helm, von oben, rutschte ab, endete auf der Schulter; Paris ging in die Knie. Menelaos ließ das Schwert fallen, packte den Helm des Gegners und begann, an Helm und Kopf zu zerren und zu drehen. Paris wand sich wie eine Schlange, aber es konnte nur wenige Atemzüge dauern, bis entweder der Helmgurt ihn erwürgte oder Menelaos ihm das Genick brach.
    Aber es geschah etwas anderes, die dritte Möglichkeit, an die Ninurta nicht gedacht hatte: Der Gurt riß,

Weitere Kostenlose Bücher