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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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hat Lamashtu mit unserer Ladung zu tun?«
    »Sie sagte, ein gewisser Assyrer sei zu weich, um zu überleben, als Odysseus deinen Kampfesmut pries. Zweifellos, sagte sie, seiest du irgendwo unter den Leichen zu finden.«
    Ninurta lächelte flüchtig. »Sie wird sich geirrt haben. Offenbar überlebe ich dies und das, trotz allem; und manchmal mache ich sogar Geschäfte.«
    »Sie ist mit Mopsos gegangen, der sich nicht mehr Mukussu nennt.«
    Ninurta nickte.
    Aineias schaute hinab aufs Deck der Kerets Nutzen , wo Tuzku und Bod-Yanat leise miteinander redeten. »Gibt es einen Schlafplatz für mich? Dann können wir noch ein wenig mehr trinken.«
    »Es wird uns eine Wonne sein«, sagte Tashmetu.
    »Gut. Aber nur unter einer Bedingung.«
    »Nenn sie, damit wir über die Art der Ablehnung verhandeln können.«
    »Gut, Assyrer. Dies ist die Bedingung. Aineias nimmt den Wein und das Nachtlager und eure beschwingten Worte als Geschenk. Für die Bereitschaft, Saatgut und Werkzeug und derlei hinzugeben, wird er ein paar kleine Gegenstände als Gegengeschenk machen.« Er lächelte: helle Zähne im dunklen Gesicht.
    »Was für Gegenstände? Nicht, daß ich sie etwa annähme.«
    »Du wirst sie annehmen müssen, Freund, sonst nehme ich deine Ladung nicht, so dringend wir sie auch benötigen. Aineias war einmal ein Fürst; heute mag er Bauer und Handwerker sein, aber nimmt nicht, ohne zu geben.«
    »Welche Art von Gegenständen?«
    »Nutzlose Dinge, die uns beschweren, da wir sie nicht essen können. Gold, Bernstein, derlei – in Kellern und Schächten verborgen, vor dem Untergang.«
    Nach kurzem Schweigen sagte Ninurta: »Wenn du darauf bestehst. Aber es ist mir nicht recht.«
    Tashmetu lachte. »Siehst du es nicht, Liebster?«
    »Was denn?«
    »Das Geschäft kommt erst noch, nicht wahr, Fürst der Trojaner?«
    Aineias nickte. »Ich staune, Herrin des Handels; und ich beginne zu begreifen, weshalb gewisse Menschen der verschwundenen Neustadt dich immer noch lieben. Ja, es gibt ein Geschäft. Geschenk gegen Geschenk, abermals; als Geschäft verkleidet.«
    »Erhelle mich.«
    Der Trojaner lehnte sich auf seinem Faltsitz zurück; die rechte Hand nestelte unter dem Umhang, am Gürtel; dann legte er ein Messer auf den Tisch. »Sieh.«
    Ninurta nahm die Waffe in die Hand. Der Griff schien aus Gold zu sein, mit Figuren oder Zeichen verziert, im Zwielicht nicht zu erkennen. Bernsteinstückchen wie Perlen säumten Flächen aus Bein: unter Ninurtas Fingerkuppe feinste Maserungen und Schnitzereien. Die Scheide war weiches Leder, silbern beschlagen und mit Goldkettchen umwickelt.
    »Ist dies das Geschäft?«
    »Ein Teil.« Aineias’ Gesicht drückte so etwas wie Wehmut aus, Habgier, eine düstere Hoffnung und mehrere andere Gefühle, allesamt im Lampenlicht verschmolzen zu etwas, das der Assyrer zu kennen glaubte, das bittersüß schmeckte und keinen Namen hatte.
    »Was ist der andere Teil?«
    Aineias blickte ihn an, dann Tashmetu. »Willst du mich noch einmal erstaunen, Fürstin?«
    »Ich mag den Namen nicht nennen«, sagte sie leise. »Sprich du weiter.«
    Ninurta atmete scharf durch die Zähne. »Worüber redet ihr hier eigentlich?«
    »Diese erstaunliche Frau, die du zweifellos verhext hast, Assyrer, denn verdient hast du sie nicht… Nun ja. Ein Teil ist der Wein, den ich trinke, das Lager am Fuß des Masts, eure kostbare Gegenwart und das Geschenk der Ladung wie das der nutzlosen Gegenstände aus einer untergegangenen Stadt. Der andere Teil ist dies Messer, Ninurta, und ein Versprechen.«
    Ninurta wog die Waffe auf der rechten Handfläche, dann legte er sie zurück auf den Tisch. »Ich lausche.«
    Aineias schob den Stuhl zurück, stand auf, ging zur Bordwand und starrte hinaus auf die nächtliche Meerenge. Ans Wasser, ans jenseitige Ufer, an die Nacht und die Welt gewandt sagte er:
    »Das Messer hat eine Geschichte. Es gehörte einmal einem Herrscher des Binsenlandes; sein Name, den ich nicht lesen kann, steht als Bildzeichen auf dem Griff.«
    Ninurta stand ebenfalls auf und ging zu einer der Öllampen. Er untersuchte den Griff; etwas wie ein Abgrund klaffte vor ihm, zwischen Messer und Flamme. Ein Abgrund, aus dem kalte Vergangenheit wehte. »Ja«, sagte er heiser. »Sobekhotep, wenn ich die abgegriffenen Zeichen richtig lese. Ein Herrscher, der vor… ah, etwas mehr als fünfhundertfünfzig Jahren starb.«
    Aineias wandte sich ihm wieder zu. »Sobek-hotep?« sagte er. Mehrmals wiederholte er den Namen, wie man ein besonders kostbares

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