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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Kraut kaut. »Gut, daß ich es nun sagen kann. Die Waffe war Teil einer Sammlung von Geschenken, die dieser Herrscher oder vielleicht sein Nachfolger dem großen Hammurabi von Babilu überbringen ließ, als die Fürsten einen Vertrag über Handel und Freundschaft schlossen. Danach lag sie im Palast und in Tempeln, ging durch die Hände vieler Könige, zierte den Gürtel des größten aller Hatti-Herrscher, des ersten , alten Shupiluliuma. Einer seiner Nachfolger schenkte ihn dem Dardanos, meinem Urgroßvater, als Dank für treuen und tapferen Kampf in der Schlacht bei einem Ort namens Kadesh, oder so ähnlich.«
    Ninurta nickte. »Qadesh«, sagte er. »Der erste Laut steckt tiefer in der Kehle als dein kappa .«
    Aineias kam zurück zum Tisch; auch Ninurta setzte sich wieder. Tashmetu saß reglos, mit erstarrtem Gesicht.
    »Die alten Reiche, die alten Herrscher«, sagte der Trojaner.
    »Sie sind untergegangen wie das des Hammurabi, des Minos und all der anderen Namen, die die Erde lächeln oder beben ließen und heute nicht einmal Asche sind. Das Binsenland mag überdauern, ich weiß es nicht; aber sie sind die Ältesten, daher ist es geziemend, daß die Waffe…« Er brach ab, trank einen Schluck, setzte den leeren Becher ab. »Das Hatti-Reich«, fuhr er fort, »wird die nächsten Jahre nicht überstehen. Ashur? Vielleicht. Die alten Sippen in Achiawa haben hier und da die Macht wieder übernommen, aber auch sie werden fallen, endgültig, und dies bald. Agamemnon ist tot, Prijamadu, Palamedes, Parisiti, Ikatari, den sie Hektor nannten, Achilleus …« Wieder unterbrach er sich; diesmal lachte er leise.
    »Was erheitert dich?«
    »Wie ich hörte, sind wir beide, du und ich, durch eine seltene Auszeichnung verbunden.«
    »Welche?«
    Fast tonlos, mit sehr flacher Stimme sagte Tashmetu: »Awil- Ninurta der Händler und Aineias der Krieger sind die einzigen, die gegen Achilleus gekämpft und dies überlebt haben. – Mach weiter, Trojaner; mach ein Ende. Mir graut.«
    Ninurta berührte ihre Hand; sie war kalt. »Was…«, sagte er.
    »Dies, Assyrer. Die alten Reiche und Fürsten sind gefallen, oder fallen bald, aber es wird keine neuen geben, und auf der weiten Erde können aufrechte Menschen nicht atmen, solange das letzte Ungeheuer lebt und mit seinem Hauch den Kosmos schändet.«
    Ninurta starrte den Dolch an, dann den Trojaner; etwas stieg ihm würgend in die Kehle.
    »Du hast bessere Möglichkeiten – mehr Gold, mehr Wege, notfalls mehr Männer, die du mieten kannst.« Aineias’ Stimme war reiner, kaltgeschmiedeter, grenzenloser Haß. »Tu es selbst, laß andere es tun, mit diesem Messer oder einem anderen. Nichts kann auf der Welt gedeihen, solange das Ungeheuer lebt.« Er beugte sich vor; durch zusammengebissene Zähne sagte er: »Töte Madduwattas.«
     
    Zehn Tage blieben sie in Troja; danach folgten sie den nördlichen Küsten und besuchten Städte, die aus den Trümmern der achaischen Verwüstung neu zu erstehen begannen. Einige bargen die alten Bewohner oder deren überlebende Verwandte, in anderen sprach man neue, fremde, nie gehörte Zungen. Die Kerets Nutzen , beladen mit Gold, Bernstein und Fellen, segelte nach Süden, lag einen halben Mond im Hafen des Peiraieus, wo der Handel der Stadt Athen abgewickelt wurde. Vollgesogen mit Gerüchten und Wasser und Bohrwürmern verließ das Schiff schließlich die weite Bucht, um sich von einem kräftigen Westwind übers Meer treiben zu lassen, nach Lesbos oder vielleicht Ephesos. Aber der Wind wurde zum Sturm, den die schwerfällige Kerets Nutzen nicht mehr ausreifen konnte; fast wehrlos, den beiden Steuerrudern nicht gehorchend, trieb das Schiff ans steinige Gestade einer namenlosen, unbewohnten Insel. Ein Riff riß ein Loch in den Rumpf, und nur der Macht des Sturms war es zu verdanken, daß sie, mehr unter als über Wasser, noch in eine Bucht gedrückt wurden.
    Fast zwei Monde verbrachten sie damit, sich vom Wasser der einzigen Quelle, von Beeren, Früchten, Wurzeln und Fischen zu ernähren; sie tauchten in den vollgelaufenen Rumpf, entluden, was zu entladen war, schoben und zerrten das Schiff stückchenweise näher zum Strand (ohne die beiden noch an Bord befindlichen Vierfach-Rollen, Tsanghars Kunstwerke, und die langen Seile hätten sie es niemals geschafft), dichteten das Loch unter Wasser mit Holz und Leder notdürftig ab, schöpften Wasser aus dem Rumpf, als die Bordwandkanten endlich aus dem Meer ragten, zogen das Schiff an Land, fällten Bäume,

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