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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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stutzte einen Atemzug lang; dann sagte er kalt: »Erspar mir derlei Spitzfindigkeiten, Herrin. Diese beiden sind heute mit einem Schiff angekommen, am Nachmittag. Heute abend kam ein Bote aus Sidunu, mit einem Schnellsegler.«
    Ninurta spürte, wie der Achaier, der nun neben ihm stand, zusammenzuckte. Kaum merklich, aber er war nah genug.
    »Fünf Schiffe haben im Hafen von Sidunu geankert. An Bord Gesandte und Kaufleute aus Pullu im Land Muqannu – wie sie sagten. Sie wurden vom König empfangen und geehrt und sprachen über den drohenden Krieg, an dem sie unbeteiligt zu sein wünschten. Der König, Verbündeter des Großen Herrn von Hattusha, konnte keine Verheißungen tun, wie sie sie hören wollten. Dann erkannte jemand die Fremden: Sie kamen nicht aus Pullu und hießen nicht Araksandu und Hhalini. Das heißt, die Frau heißt Hhalini, ist aber nicht die Gemahlin dessen, der sich Araksandu nennt.«
    »Müssen wir euch Befehlstafeln zeigen, auf denen steht, daß dieser oder jener Herrscher uns vermählt hat?« sagte Araksandu spöttisch. Seine Finger spielten mit dem Schwertgriff.
    Der maryannu fuhr ungerührt fort: »Dies ist die kurze Fassung der langen Vorgeschichte – Herr und Herrin und Ratgeber des Königs. Die Frau Hhalini ist die Gemahlin des Fürsten Manalahhu aus dem Muqannu-Ort Supartu.«
    Keret hob die Brauen. »Helena, Gemahlin des Menelaos von Sparta?« Plötzlich konnte er achaische Namen aussprechen, was er bis dahin umgangen hatte. »Aha. Und der Mann?«
    Der Achaier sprach selbst. »Paris, Sohn des Königs Priamos – für euch Parisiti, Sohn des Prijamadu, des Königs von Wilusa. Unklug von mir, in eine Stadt zu kommen, deren König mit unserem Gegner verbündet ist – aber ist es ein Verbrechen?«
    »Araksandu wurde erkannt, in Sidunu, und als er wußte, daß man ihn als Sohn des Prijamadu erkannt hatte, stach er seinen Gastgeber, den König, mit eigener Hand nieder. Seine Männer plünderten die Stadt, bis die Krieger des ermordeten Königs sie zu den Schiffen zurücktrieben. Zwei der fünf Schiffe wurden verbrannt, drei entkamen – mit Parisiti und Beute. Der Wind wird die Schiffe getrennt haben. Eines liegt nun hier im Hafen.«
    Keret betrachtete Parisiti mit einer Art Ekel. Er schien weniger empört als angewidert – angewidert von Dummheit, dachte Ninurta. Er stellte seinen Becher ab und stand auf.
    »Nimm sie«, sagte Keret. »Sie gehören dem König.«
    Mit einem Klirren kam Parisitis Schwert aus der Scheide.
    »Nur tot«, schrie er. Dann jaulte er auf, als Ninurta mit beiden Händen nach dem Schwertarm griff und ihn nach unten drückte. Die Waffe schepperte auf den Boden; Parisiti taumelte und starrte auf sein verdrehtes Handgelenk. Ninurta stieß ihn zum Hauptmann hinüber.
    Wie eine Katze sprang die Achaierin von der Bank und stürzte sich auf das Schwert. Ninurta fing sie ab, verblüfft. Sie hatte kaum gesprochen, ruhig dagesessen; nun hielt er eine tretende, kratzende, sich windende Dämonin in den Armen. Umhang und Schleier lagen irgendwo. Ninurta fühlte sich aufgesogen in etwas, das Strahlung und Duft und wuchtiges Feuer war. Schwarze Gischt das brustlange Haar, lodernde Schwärze die Augen. Er war bereit zu morden; für diesen Mund und diesen Körper. Ishtar hatte beschlossen, ihre Göttlichkeit in einen Leib zu gießen, und es war dieser Leib in seinen Armen. Die übrige Welt war nichts als eine Sammlung alberner Schatten. Dann rissen Kriegerarme Ishtar, die Helena hieß, von ihm fort, und ein langer nachdenklicher – verstörter? – Blick Tashmetus ernüchterte ihn.
    »Wohlgetan«, sagte Rap’anu.
    »Ich danke dir, mein Freund. Blutvergießen neben meinem Lager hätte mich nicht erheitert.« Keret lächelte grimmig.
    Der Vorhang schloß sich; gellende Stimmen und harte Schritte wurden treppab leiser. Ninurta stieß angehaltene Luft aus und sackte auf seinen Scherensessel. Die Hand, die nach dem Becher griff, zitterte.
    Rap’anu erhob sich langsam und kam zu Kerets Lager. »Und jetzt?«
    Der alte kranke Handelsfürst ächzte. »Wir haben eine größere Schwierigkeit«, murmelte er. »Aber… welcher Dämon hat ihn hergetrieben?«
    »Es gab Berichte«, sagte Rap’anu mit dürrer Stimme, »daß Prijamadu beschlossen haben soll, den vertriebenen Fürsten von Alashia zu helfen, vielleicht zusammen mit Madduwattas, vielleicht ohne großen Landkrieg gegen die Hatti. Vielleicht hofft er, daß Shupiluliuma lediglich die von seinen Kriegern besetzte Kupferinsel verteidigen

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