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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Hamurapi, der den Vorschlägen zustimmte und die Händler Ninurta, Djoser und Zaqarbal aus Yalussu zu »königlichen Händlern« ernannte, die statt des erstickenden Zolls nur die erwürgende Steuer zahlen mußten. Dann ritt Ninurta mit den anderen durch die Steppe, aber er stieg auch mit Zaqarbal in das mannshohe gemauerte Rohr, das den Kot der Bewohner von Ugarit zu Sickergruben und zum Meer rieseln ließ und das neben dem Verlies vorbeiführte, in dem Parisiti und Helena einander schreiend liebten, bis Ninurta den von einem Diener Rap’anus gelockerten Stein aus der Wand nahm und die beiden durch das Loch zog und auf das zweite Schiff geleitete, das sie nach Roddu bringen würde, da ihr eigenes Schiff mit der Beute aus Sidunu beschlagnahmt war. Helena stank und war beschmiert bis zur Leibesmitte, aber noch immer war sie eine Göttin, und Parisiti versprach ihm alle Reichtümer von Ilios, aber die Händler besaßen genug (wer besitzt je genug?), hatten Wein und Öl und gebrannte Gefäße und Silber aus dem Norden ins Pyramidenland gebracht, wo Silber selten war und man für zwei Teile Silber ein Teil Gold eintauschte, für das es in Ugarit vier Teile Silber gab und in Babilu zehn; Goldfinger und Goldkörner unter Öl in Krügen, die Ugarits Zöllner nicht tief genug prüften, und in Babilu verließ er Djoser und Zaqarbal und die anderen, um vom Purattu durchs Land zum zweiten großen Strom Idiqlat zu reiten und flußauf nach Ashur, mit brennenden Wunden in Schenkel und Lende – Ashur, wo er vor 34 Jahren geboren worden war und wo der König Enlil-Kudurri-Ushur als Vogel auf einem Baum saß und grauenhaft sang und ihm Silber und Botschaften gab und eine gebrannte Befehlstafel, die den Herrn der westlichsten Festung anwies, eine Zehnerschaft Krieger und eine Gruppe nutzloser Sklaven…
    Dann kamen die emettu aus der Unterwelt, fahle Schatten von Toten, um ihn ins Reich der furchtbaren Göttin Ereshkigal zu holen, die Helenas Augen hatte und Tashmetus Brüste. Er konnte sich nicht bewegen; er träumte, er erwache aus einem Traum und fände sich in einem anderen, schlimmeren wieder. Jemand beklagte, daß man im Wald keine jungfräuliche Ziege auftreiben könne, um sie neben ihn zu legen und dann statt seiner zu bestatten, da Ereshkigal und die emettu sich davon bekanntlich täuschen ließen. Zaqarbal und Djoser waren da, aber warum krächzten sie so furchtbar? Eine Sklavin erzählte, sie rieche die Fieberdämonin Lamashtu, nach der sie selbst benannt sei, und es seien Lamashtus Nachstellungen, nicht die von Ereshkigal, die den Herrn der Karawane brennend lähmten, und zwei andere Sklaven – ein junger, ein alter – wuschen ihn und reinigten die Wunden und flößten ihm Brühe ein, und er schlief traumlos.
     
    Drei Tage, sagte Zaqarbal, habe er geschlafen und geschrien und von Fieber geflackert. Ninurta fühlte sich schwach, aber die Wunden waren im Begriff zu heilen.
    »Du hast uns ganz schön angst gemacht.« Djoser kauerte neben ihm und starrte ihm in die Augen, als ob er sich vergewissern müßte, daß in den Augäpfeln kein Dämon mehr steckte. »Ohne die Sklaven hätten wir dich nicht hingekriegt.«
    »Mein nächstes Fieber bestelle ich, wenn ich nicht mit Handelslehrlingen wie euch beiden, sondern mit richtigen Männern unterwegs bin.« Ninurta trank das mit Sesam gewürzte warme Bier. Als er sich aufzusetzen versuchte, blieb der Schwindel aus, anders als bei den ersten beiden Versuchen. »Welche Sklaven waren es?«
    Djoser stand auf, sah sich um, pfiff und winkte. Eine Frau und zwei Männer kamen langsam näher.
    »Lamashtu«, sagte Djoser. »Tsanghar. Und der Alte heißt nur Adapa, wie der Weise aus den alten Geschichten.«
    Ninurta musterte die drei Sklaven. Die Frau mochte 25 Jahre alt sein, ebenso wie Tsanghar; beide hatten krauses Haar und gebräunte Haut. Adapa, »der Weise«, mußte etwa 50 Jahre zählen; sein Gesicht war ein Faltenteppich, und von seinem Haupthaar war nur ein grauer Kranz geblieben.
    »Ich schulde euch Dank«, sagte Ninurta. »Warum?«
    Lamashtu lächelte. Ihre Zähne waren weiß; sie trug einen grauen Leibschurz und hatte ein schmieriges Tuch um die Brust gewickelt. »Du hast hin und wieder gelächelt, Herr«, sagte sie. »Und du hast uns nicht geschlagen, auf dem Weg bis hierher.«
    »Woher seid ihr? Und warum seid ihr Sklaven?«
    Lamashtu hob die Schultern. »Die Gnade der Götter… Mein Vater war Heiler in Eshnunna. Er wurde von kassitischen Kriegern erschlagen, als ich

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