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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Tashmetu ist bei den anderen?«
    Tsanghars Augen verengten sich. »Sie ist. – Wann willst du aufbrechen?«
    »Sofort. Gleich. Sobald es geht. Was habt ihr zu tun?« Tsanghar ließ endlich das Gesicht los. »Ein paar Aufträge für Menena. Tuzku ist bei ihm, nehme ich an. Holz, Holzkohle. Und wir sollen nachsehen, ob Djosers Schiff gedeiht.«
    »Es gedeiht kaum. Hier mußten Schiffe für den Krieg gebaut werden. Aber ich habe dem Schiff einen Namen gegeben.«
    »Ah.« Tsanghar hob die Brauen. »Wie lautet er?«
    »Djosers Stößel.«
    Das Lachen des Kashkäers klang ein wenig gezwungen.
    »Sehr passend. – Und du, Herr? Was hast du gemacht? Wo…« Ninurta hob die Hand. »Langsam. Erstens: Hör auf, mich Herr zu nennen; du bist frei. Zweitens: Ich werde es dir unterwegs erzählen.«
    »Was ist aus Lamashtu geworden?«
    »Sie treibt sich in der Stadt herum.«
    »Ah. Sag ich jetzt zum dritten Mal, glaub ich. Ah ah ah.«
    »Du klingst wie ein erkälteter Hund.«
     
    Hauptzweck der Fahrt war es gewesen, das seltsame Boot zu erproben. Tuzku, der den Assyrer umarmte und die Götter pries (»welche?« sagte Tsanghar. »Alle«, sagte Tuzku, »vorsichtshalber«), lobte Tsanghars Einfälle und die Ausführungen.
    »Unvergleichlich – ich sage dir, es gibt kein zweites Boot dieser Art. Man sollte die großen Lastschiffe auch so bauen.«
    »Was ist das Besondere daran? Bis jetzt bemerke ich nichts.« Sie hatten eben den Hafen verlassen; der Wind kam von Osten und wehte sie dorthin, wo die Insel lag.
    »Das Segel ist beweglich.« Tuzku wies zum Mast. »Nicht das Segel, sondern die Rah, meine ich.«
    Ninurta sah genauer hin. Die Rah hing an einem Ding (ihm fiel kein anderes Wort dafür ein) aus Schlaufen, Stangen und Ringen, das etwa eine Armlänge unter der Mastspitze auf einer Scheibe ruhte und offenbar drehbar war. »Wozu soll man das Segel auf die Seite oder nach hinten drehen? Und was ist das da?«
    Am Fuß des Masts lag ein klobiges Gerät: oben und unten je ein Haken, dazwischen Holzräder und Seile.
    Tsanghar lächelte wie ein Leberbeschauer, der das günstige Ergebnis noch einen Atemzug lang für sich behalten möchte.
    »Es ist sinnlos, dies zu erklären. Warte, bis du es siehst. Dann weißt du, womit ich mich im kalten Winter befaßt habe.«
    »Gut, wenn man etwas hat, woran man sich reiben kann. Dann ist der Winter erträglicher.« Lamashtu bedachte Ninurta mit einem Seitenblick.
    Der Kashkäer sah es, gluckste leise und sagte: »Ah.«
    »Du wiederholst dich.«
    »Und woran hat sich Tashmetu gerieben, im Winter?« Lamashtu klang betont gleichgültig.
    Tsanghar blickte den Assyrer an; Ninurta nickte. Der Kashkäer schloß kurz die Augen.
    »An Djoser«, sagte er.
     
    Ein paar Stunden später sprang der Wind um; jetzt kam er von Nordosten. Tuzku stand auf, überließ Tsanghar das Steuer und ordnete die Segeltaue neu. Nun stand das Segel schräg zur Schiffslänge. Ninurta schwieg, lauschte auf die Geräusche von Wind und Wellen und Rumpf. Er spürte das leichte Bocken, aber kein Treiben.
    »Wie ist das möglich?« sagte er fast ehrfürchtig. »Der Wind kommt schräg von hinten, das Segel steht schräg, und das Schiff fährt geradeaus?«
    Tuzku deutete auf den Kashkäer, der breit grinsend im Heck saß und das rechte Steuer unter den Arm klemmte. »Seine göttlichen Einfälle, Herr.«
    Tsanghar räusperte sich. »Es ist mir aufgefallen, auf der langen Reise, daß seitlicher Wind den flachen Schiffskörper vor sich her schiebt – also zur Seite. Da dachte ich mir, man müßte das verhindern können.« Er wies auf die Planken unter seinen Füßen. »Unten am Rumpf ist eine Art Kamm, eine geschwungene Holzplatte. Ähnlich einer Pflugschar. Sie hält das Boot in der Furche, könnte man sagen.«
    Ninurta stand auf und ging durch das kaum zwölf Schritte lange und drei Schritte breite Boot. Lamashtu, die sich in den Bug zurückgezogen hatte, schaute hinaus aufs Meer.
    »Leichter, schneller, sicherer und wendiger«, sagte er, wie an den Mast gewandt. »Die erste Fahrt?«
    »Die zweite. Die erste war die Hinfahrt nach Yalussu.« Ninurta drehte sich um und betrachtete die beiden an den Steuerrudern. Tsanghar grinste, und Tuzku hatte ein Lächeln aufgesetzt, aus dem ein Rest Staunen nicht verschwunden war.
    »Und du meinst, man kann auch die großen Schiffe so bauen? Mit diesem Unterkamm?«
    »Warum nicht?« Tuzku schob das Kinn vor. »Ein Boot ist ein Boot; die Gesetze sind immer gleich. Es müßte sogar möglich sein, etwas

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