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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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daß der Schiffbauer Lygdamis Djosers neuen Frachter bauen sollte. Die Werkhalle lag am Nordende des zum Strandhafen gehörenden Geländes, schon jenseits der Mole, die das Hafenwasser beruhigte und vom Dreck der Gerber, Pechkocher und anderer Handwerker freihielt. Neben dem von kränklichem Gesträuch gesäumten Abwassergraben stahl sich ein Pfad von der Hauptstraße fort, an dessen Ende Lygdamis’ Halle den Zugang zum Strand sperrte.
    Natürlich war das Schiff nicht fertig; alle Bootsbauer von Ialysos, Triadha, der Inselhauptstadt Rhodos und überhaupt der ganzen Insel hatten die letzten Monde damit verbracht, Boote für die Fürsten und ihre Krieger herzustellen. In der scheinbar luftdichten Halle stank es erbärmlich; Lygdamis, zwei Gesellen und mehrere Hilfsarbeiter oder Sklaven kochten erstarrtes Pech auf und tauchten nicht ausreichend gekrümmte Hölzer in Bottiche mit ekelerregenden Flüssigkeiten. Am unteren Ende, nahe dem Tor zum Strand, lagen zwei fast fertige Kriegsruderer, daneben ein Gerippe, das vielleicht ein Frachtschiff werden konnte.
    Lygdamis war ein älterer, stämmiger Mann, der sich fast ganz in Leder gehüllt hatte. Dunkelgraue Brusthaare krochen um die Ränder der Schutzkleidung; das Leder, aber auch die Haut der Arme war übersät mit Pechspritzern und Säureflekken.
    »Im Sommer, vielleicht im Herbst«, sagte er. »Wenn die zwei Kampfschiffe fertig sind, müssen noch drei Lastboote für Krieger und Vorräte vollendet werden. Liegen nebenan.« Mit dem Kopf wies er auf die linke Wand, hinter der vermutlich ein weiterer Schuppen lag. »Wie soll das Frachtschiff denn heißen, Herr? Dein Freund hat keinen Namen genannt.«
    Ninurta dachte an Djosers unheilbare Ernsthaftigkeit, an seine geringfügigen Bedürfnisse und Lüste, an hämische Götter, die Djoser zu kinder und frauenlosem Greisentum vor der Zeit bestimmt zu haben schienen. Plötzlich lachte er, und ritzte zweifach, mit Chanani-Zeichen und Rome-Bildern, in eine Wachstafel das, was Lygdamis später mit schwarzer Farbe am Schiff anbringen sollte: Djosers Stößel .
    Danach kümmerte er sich mit Menena und einem Sklaven, manchmal auch mit Lamashtu, um die Bestände des Lagers. Menena hatte einiges auszusetzen, murrte und maunzte darüber, daß die beiden »jungen Herren« ihm nicht genau gesagt hatten, wieviel Silber er für nötige Anschaffungen und Ausbesserungen verwenden durfte; auch Leukippe und Minyas, die sich sehr kurz in Ialysos aufgehalten und Holzkohle geladen hätten, seien da nicht auskunftsfreudig gewesen, zumal sie ihn noch nicht kannten.
    Dann wurde die Zeit immer länger. Er erwog, trotz unruhiger See und unfreundlicher Winde zur Insel zu rudern, gab den Gedanken aber wieder auf. In einer Ecke des Lagers war er auf Binsenmark-Rollen aus Tameri gestoßen; nach langem Suchen bei allen Handwerkern und Händlern des Orts fand er ausgerechnet bei einem Lanzenschäfter das, was er nicht selbst herstellen mochte: ein paar Klumpen Tinte.
    Lamashtu half ihm bei Raspeln und Zerstoßen, rührte mit Wasser an und sah zu, wie er das dicke Mus mit Essig verdünnte.
    »Was willst du schreiben?« sagte sie, als er die erste Rolle auf dem Tisch ausbreitete und an den Kanten mit Steinen beschwerte.
    »Eine Geschichte.«
    »Kenne ich sie?«
    »Du kommst darin vor, im letzten Teil.«
    »Ah.« Sie lächelte flüchtig. »Die Geschichte deines allzu weichen Lebens, Herr?«
    »Wie weich es ist, mag ich nicht beurteilen. Aber du sollst mich nicht Herr nennen.«
    »Weil wir ein wenig Lust und Leid geteilt haben?«
    »Weil du frei bist.«
    Sie betrachtete ihn, unter halbgesenkten Lidern. »Frei? Keine Sklavin, ja, aber frei? Ich kann fortgehen und verhungern, hier, in einem fremden Land, oder versuchen, den Leuten Kräuter zu verkaufen, die sie auch selbst sammeln können. Oder ich folge dir und hoffe, daß du mir eine Arbeit gibst. Ist das frei?«
    Ninurta kaute auf einem Ried, nahm es aus dem Mund, betrachtete es und befand es für verwendbar. »Viel freier ist keiner. Was willst du? Ich habe dir schon Silber angeboten, damit du gehen kannst, dich irgendwo selbständig machst. Aber das hast du abgelehnt.«
    »Das ist wegen der Freiheit. Und wegen Lust und Leid, Herr … Ninurta.« Sie zögerte. Dann sagte sie: »Ihr handelt, ihr baut auf; kannst du mir nicht etwas zu zerstören geben?«
    »Ich glaube, du warst wirklich zu lange Sklavin.«
    »Zerstören lernt man dabei. Vergiften ist leichter als heilen, und töten schneller und weniger

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