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Troja

Troja

Titel: Troja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Ähnliches wie diesen Kamm nachträglich an euren Schiffen anzubringen.«
    Ninurta kicherte plötzlich. »Du siehst einen ratlosen Händler vor dir, Tsanghar. Ich kenne den Wert aller Waren, die in den Häfen und im Binnenland hergestellt, geerntet und verkauft werden. Aber wieviel ist ein Einfall wert? Dieser Einfall, der dir gehört?«
    »Warte ab, bis du dieses Ding mit Rädern und Seilen gesehen hast.« Tuzku lächelte nicht mehr; mit der Fußspitze deutete er auf das seltsame Gerät nahe dem Mastfuß. »Danach kannst du beginnen zu feilschen.«
    Wie immer warteten sie in der Nähe des Riffs, bis es dunkel wurde. Gegen Mitternacht glitten sie in die Einfahrt, wobei Tsanghar dem Assyrer von den Flüsterröhren erzählte. Sie knieten nebeneinander auf den Planken und ruderten das Boot in die Grotte. Im Zwielicht der Fackeln schaute Ninurta zurück, als Tsanghar ihn darum bat. Und der Assyrer sah, wie die schwere Platte, die sonst drei Männer schieben mußten, von einem einzigen Wächter bewegt wurde: einem Mann, der eine von Tsanghars seltsamen Erfindungen aus zweimal zwei Rollen und daran angebrachten Stricken bediente. Zwei dieser Geräte hingen über der Einfahrt an starken Stiften im Fels: zum Öffnen und zum Schließen. Seile waren rechts und links neben der Einfahrt durch Ringe geführt (ebenfalls mit Stiften im Fels verankert) und seitlich an der Platte befestigt; die Stricke, an denen man ziehen mußte, liefen durch ein Holzgestell rechts der Einfahrt, dort, wo der schlotartige Durchstieg von oben in die Grotte auf einem breiten Felssockel endete.
    »Ein Mann mit Vier-Räder-Zug kann eine Last heben, für die sonst vier Männer nötig wären«, sagte Tsanghar wie beiläufig. Vermutlich war er stolz auf seine Geräte und seine Hände und den Kopf, der all dies ausgeheckt hatte, aber die Stimme klang gleichmütig.
    »Wir werden darüber gründlich zu reden haben«, sagte Ninurta. »Später. Erst die anderen, dann…«
    Aus dem Durchgang tauchten zwei Sklaven auf, blinzelnd und schläfrig, gefolgt von Zaqarbal.
    Der Sidunier blieb stehen wie erstarrt, als er Ninurta aus dem Segler klettern sah. Er stemmte die Hände in die Hüften, öffnete den Mund, schloß ihn wieder. Dann machte er ein paar schnelle Schritte, flüsterte einem der Sklaven etwas zu und stürzte sich auf den Assyrer, während der Sklave im Gang verschwand.
    »Konnten dich also auch die tausend Götter der Hatti nicht in die Unterwelt zerren! Awil-Ninurta, der zähe Frühlingsbote!
    Mein Gemüt hüpft wie ein Zicklein, und es glühet wonniglich die Leber, und überhaupt, Mann, laß dich umarmen.«
    Zaqarbal zwinkerte, als Ninurta sich aus der Umklammerung löste. Der Assyrer war fast sicher, eine Spur von Feuchtigkeit in den Augen des Chanani zu sehen.
    »Hast du mich etwa vermißt?« sagte er. »Ist Kynara unzugänglich geworden, so daß Langeweile dich befallen hat?«
    Zaqarbal wedelte mit den Armen wie ein Vogel, der gern abhöbe, aber irgendwie nicht vom Boden hochkommt. »Ah, es war eine furchtbare Zeit ohne dich. Niemand außer dir ist fähig, dies Ungetüm von Haiti-Weib Tarhunza zu leiser Rede und ersprießlichen Eßgewohnheiten anzuhalten. Komm, Freund; wir werden trinken und reden und…«
    »Langsam, langsam. Laß mich doch erst mal richtig ankommen. Und gewisse andere begrüßen.«
    »Gewisse andere?« Zaqarbal nickte Lamashtu zu, die auf den Sims stieg, und deutete auf Tsanghar. »Hat dieser Erbauer von Zaubergeräten…«
    »Hat er nicht – nicht von sich aus, aber es gab da Fragen, die er beantworten mußte.«
    »Nun ja. Ob früher oder später, das Sagbare will gesagt sein, und wer wüßte besser als ich, daß nicht einmal das Unsägliche sich verschweigen läßt?«
    Ninurta klopfte mit dem Zeigefinger auf die bloße Brust des Siduniers. »Nichts ist unsäglich.«
    »Ah. Uh. Ausladen?« Zaqarbal wies auf das Boot.
    »Später. Kommt.«
    Ninurta ging voraus; am Klang der Schritte erkannte er, daß Lamashtu hinter ihm war. Licht aus dem Tal fiel in den Durchgang; offenbar hatte der Sklave Fackeln und Lampen entzündet, und wahrscheinlich, dachte Ninurta hat er einige geweckt. Wenn nicht alle.
    Die Tische auf dem kleinen Platz, an dem der Gang endete, waren voller Öllampen und Weinkrüge; Sklaven liefen hin und her, brachten Becher und Platten mit kaltem Fleisch, kaltem Fisch und Früchten. Die ersten der Händler und Handwerker erschienen, verschlafen und halb bekleidet und dennoch fröhlich, fast erleichtert, wie es Ninurta

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