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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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Sicherlich hat er ständig irgendwelche OPEC-Sitzungen
.
    »Daniel, kommen Sie, treten Sie ein, Sie sind überaus pünktlich.« Seine Hand beschrieb einen ausladenden Bogen.
    Korrekt und liebenswürdig wie immer, wirkt aber irgendwie zerstreut. Und sein Gesicht sieht so aus, wie ich mich fühle.
    »Hatten Sie einen angenehmen Flug?«, fragte Jassar, während sie zu einem Konferenztisch im hinteren Teil der Suite gingen.
    »Ja. Keine besonderen Vorkommnisse.«
    »Ich habe mir erlaubt, Tee, Kaffee, Saft und etwas zum Frühstück für Sie zu bestellen«, sagte Jassar.
    »Danke«, sagte Daniel und bereitete sich einen Tee, obwohl er gar keinen wollte. Als er sich umdrehte, hatte Jassar sich bereits ans Kopfende des Tisches gesetzt und betrachtete sinnend dessen blank polierte Oberfläche.
Dieser Mann ist mit seinen Gedanken ganz woanders. Hoffentlich kann ich ihn aus seiner Abwesenheit reißen. Ihn vielleicht irgendwie locker machen.
    »Es gab ein paar Änderungen in meinen Plänen, unter anderem aufgrund von dringlichen Angelegenheiten zu Hause«, sagte Jassar, ohne aufzusehen. »Mir ist bewusst, dass Sie einen weiten Weg für diese Zusammenkunft auf sich genommen haben, aber wäre es dennoch zumutbar, wenn wir sofort anfingen, damit mir Zeit für meine übrigen Tagesgeschäfte bleibt?«
    »Selbstverständlich«, sagte Daniel. Irgendwo in seinem Innern geriet ein Nerv in Schwingung. Er setzte sich, nahm einen Schluck Tee und zog dann die Präsentation aus seiner Aktentasche. Noch einmal regten sich leise Zweifel, dann schob er ein Exemplar des Schriftsatzes »Ausgewählte Übernahmemöglichkeiten im Bereich Raffination und Marketing – Vorlage an das Königreich Saudi-Arabien« über die einschüchternde Mahagoniplatte.
Durchatmen, es langsam angehen lassen
. »Wie Sie dem Inhaltsverzeichnis entnehmenkönnen, stellen wir zunächst allgemeine strategische Überlegungen an in Bezug auf eine Ausdehnung Ihrer Aktivitäten im Bereich Raffination und Marketing, anschließend folgt eine bündige Erörterung von sechs konkreten Übernahmeobjekten. Im Wert bewegen sie sich zwischen fünfhundert Millionen und vierzig Milliarden Dollar.« Jassar schlug sein Exemplar auf und begann den Text zu überfliegen.
    Okay, nimm es, wie es kommt. Er ist nicht in der Stimmung, Seite für Seite alles durchzugehen.
»Ah«, sagte Daniel beflissen, »ich sehe, Sie haben sich bereits die ConocoPhillips-Gesellschaft Refining & Marketing vorgenommen. Wie Sie sehen werden, glaube ich, dass gerade hier das strategische Ziel …«
    »Zu sehr auf eine geografische Region konzentriert«, sagte Jassar, ohne aufzublicken.
    Ein bisschen abrupt, Jassar. Okay. Versuchen wir, ein bisschen mehr an Reaktion herauszukitzeln, und sei es nur, damit ich verstehe, was du nicht willst, um anschließend das einkreisen zu können, was du willst.
    Jassar wandte sich dem nächsten Übernahmekandidaten zu. Er schien uninteressiert.
    Verdammt
, dachte Daniel. Sein Blick huschte zwischen Jassars Vorlage und seiner hin und her. »Dorchester Refining. Eine interessante Angelegenheit für Sie. Ich kenne die Situation sehr genau, da ich erst vor Kurzem dem LBO-Fonds geholfen habe, es aus einer Konkursmasse zu erwerben. Sie sind erst knapp einen Monat im Besitz, aber da sie durchaus dafür bekannt sind, Sachen schnell weiterzugeben …«
    »Abgenutzte alte Anlagen, wenige Marken.« Jassar blickte auf. »Hier ist gar kein langfristiges Franchise als Kaufmöglichkeit vorgesehen.« Er blätterte die nächsten drei Seiten um, nahm die Lektüre wieder auf.
    Daniel drückte den Rücken durch. Vergessen waren die Schmetterlinge im Magen. Jetzt bildete sich dort ein ausgewachsener Knoten. Er sah, dass Jassar die Zusammenfassung der Raffinations- und Marketingoperationen von Forrester aufgeschlagenhatte. »Dieser nächste wäre der kleinste Deal in dieser Gruppe. Wie vorhin schon angedeutet, schätzen wir das Volumen auf etwa eine halbe Milliarde Dollar.« Jassar beschäftigte sich die folgenden dreißig Sekunden mit der betreffenden Seite.
Ein Funken Interesse?
    Jassar überblätterte die nächsten drei Seiten.
    Verdammt.
    Dann fuhr Jassar mit dem Finger eine Seite hinunter, blätterte ein paar Seiten zurück – um was zu überprüfen? –, hielt dann inne und vertiefte sich in die aufgeschlagene Seite.
    Daniel versuchte erneut, sich dem Vorgehen anzupassen. »Ich zögere etwas, Ihnen einen ausführlicheren Kommentar anzubieten, da Sie offenbar ziemlich in Eile sind. Wenn ich

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