Trojanische Pferde

aber nur ein paar kleine Anmerkungen zu diesen letzten Objekten machen dürfte?« Er musterte Jassars Gesicht, mahnte sich zur Gelassenheit, die Situation war in jedem Fall noch beherrschbar.
Keine Katastrophe. Notfalls lege ich ihm noch eine weitere Liste vor.
    Jassar lächelte, zuerst nur mit den Augen, dann kamen auch die Mundwinkel ins Spiel. »Gute Arbeit. Diese letzten drei ergeben in der Kombination eine interessante Möglichkeit. Simco besitzt Raffinerien und ein Netz von Tankstellen unter verschiedenen Markennamen in ganz Skandinavien, während Petro und Dontol auf ähnliche Weise in Südeuropa und an der Ostküste der Vereinigten Staaten aufgestellt sind.«
    Daniel zwang sich zunächst, gleichmütig zu erscheinen, entschloss sich dann aber zur Offenheit. »Wohl wahr, aber Dontols Marktanteil in seiner Region ist bescheiden, es könnte durchaus bessere Züge geben, um ein Tankstellennetz in den USA aufzubauen.«
    »Ich mache mir da keine Sorgen.«
    Daniel fühlte einen Teil der Anspannung von sich abfallen.
Soll mir recht sein, solange du nur weißt, worauf du dich da einlässt.
    »Es ist nur so«, sagte Jassar, »dass Sie alle drei liefern müssen, sonst lohnt sich die Sache nicht.«
    Es traf Daniel wie ein Schlag in die Magengrube. »Das ist knifflig«, brachte er heraus. Er stellte Augenkontakt her, um seinenStandpunkt deutlich zu machen. »Wie Sie wissen, sind solche Deals unkalkulierbar, und wir könnten Monate investieren …«
Genauer gesagt,
ich
könnte Monate investieren.
»… um am Ende dann doch mit leeren Händen dazustehen, weil es nicht gelungen ist, alle Teile des Puzzles gleichzeitig zusammenzusetzen.«
    Jassar erwiderte seinen Blick, ohne zu blinzeln. »Das weiß ich. Aber genau dafür bezahlen wir Sie ja, nicht wahr?«
    »Selbstverständlich.«
Okay. Botschaft ist angekommen. Über das Wie kannst du später noch nachdenken. Schnapp dir den Auftrag und gut.
    Jassar durchblätterte die restlichen Seiten der Präsentation oberflächlich, dann erhob er sich, um anzuzeigen, dass das Meeting beendet war. »Danke, dass Sie gekommen sind, Daniel. Ich bitte um Entschuldigung, dass ich Sie so eilig abkanzele und Ihnen kein besserer Gastgeber bin.« Er lächelte. »Aber Sie haben jetzt viel Arbeit vor sich. Und ich habe andere Verpflichtungen. Ich bringe Sie zur Tür.« Er hielt kurz inne. »Oh, das hätte ich beinahe vergessen.« Er übergab Daniel einen Umschlag. »Ihre Auftragsbestätigung, unterschrieben, und ein Scheck über Ihre erste Honorarpauschale.«
    Daniel streckte die Hand aus. »Danke sehr, Prinz Jassar. Ich werde Sie nicht enttäuschen.« Ein Lächeln war in seinem Gesicht festgefroren.
Wie kommt es, dass mich der blöde Spruch »Überleg dir gut, was du dir wünschst – es könnte in Erfüllung gehen« gerade jetzt anspringt?
    Daniels Magen nagte an ihm, als er in sein Zimmer im ersten Stock des Sacher zurückkam. Er betrachtete die Originalausfertigung der Auftragsbestätigung, die Jassar ihm überreicht hatte.
Eine unterschriebene Auftragsbestätigung. Und ein Scheck über zwei-fünfzig. Und eine Million von der Firma für den Vertragsabschluss. Und Dieudonne kann sich da nicht mehr rauswinden
. Denn das war im Rahmen seiner Bonusverhandlung mit dem Seniorpartner schriftlich fixiert worden. Aber irgendwie klang es doch unglaubwürdig.
    Er dachte an die Geschäfte, die er für Jassar in Angriff nehmen sollte.
Sieht nach einem Transaktionswert von fünf bis sechs Milliardenaus. Wahrscheinlich fünfundzwanzig bis dreißig Millionen in Gebühren
. Er brauchte keinen Taschenrechner, um zu ermitteln, auf was sich seine fünfundzwanzig Prozent von diesem Betrag belaufen würden.
Trotzdem, es ist alles oder nichts. Könnte sein, dass ich mir sechs Monate lang den Arsch aufreiße, um alle drei zu bekommen, und wenn auch nur einer abspringt, guck ich in die Röhre.
    »Auf jeden Fall gibt das richtig Druck«, teilte er dem leeren Zimmer mit. Da war noch etwas, das ihn störte. Er hatte schon öfter erlebt, dass Kunden aufgrund von halb garen Informationen schwerwiegende Entscheidungen trafen und auf der anderen Seite brillante Ideen leichthin verwarfen, aber Jassar hatte ihn soeben, nach gerade mal fünfzehn Minuten, autorisiert, fünf bis sechs Milliarden Dollar auszugeben.
    Jassar war wahrhaftig in Eile gewesen.
Hätte ich ihm Katzenfutter serviert, hätte er auch das geschluckt.

KAPITEL 21
    A UGUST, LAUFENDES J AHR . W IEN , Ö STERREICH .
Nachdem Daniel die Suite verlassen hatte,