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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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etwas anderes erwarten dürfen? Sie zwang sich, den Kopf zu heben. Sie würde es aussprechen. Und sie wusste, dass er es nicht akzeptieren würde. Sie sah es, hörte es in seiner Stimme. Und dann, fast als kämen die Worte aus einem anderen Munde, hörte sie sich sagen: »Ibrahim. Ibrahim und diese Leute. Sie hatten die Absicht, Sie zu töten.«
    »Was?« Er machte zwei rasche Schritte auf sie zu, beugte sich über den Tisch. »Soll ich ernsthaft glauben, dass mein eigener Sohn …?«, brüllte er. Der Riegel knallte, die Tür flog auf, und die beiden Gardisten kamen hereingestürmt. Jassar drehte sich um. »Lasst uns allein!«
    Er wandte sich ihr wieder zu, zögerte, wie um nach Worten zu suchen. Sie lehnte sich zurück, von ihm weg. Müdigkeit und Überlastung zeichneten sich jetzt noch deutlicher in seinem Gesicht ab, er hatte Falten um die Augenlider, und ein stechender Körpergeruch ging von ihm aus, als wäre er aus dem Schlaf gerissen worden und hätte sich nur schnell seine Kleider übergeworfen. Sie überlegte, dass es ihr ganz recht sein konnte, wenn er erst einmal eine Weile wütete und tobte. Sollte er ruhig Dampf ablassen. Wenn er damit durch war, konnte sie zu dem rationalen, nachdenklichen Jassar sprechen. Dann bestand die Möglichkeit, vernünftig miteinander zu reden. Sie vertraute auf seinen Charakter und letzten Endes auch auf die Gefühle, die er für sie hegte. Es musste ihr gelingen, an diese zu appellieren. Sie spürte einen Stich im Herzen, als sie diese Worte im Geiste bewegte – der nachdenkliche Jassar.
    »In welcher Weise warst du an der Sache beteiligt?«
    »Ich habe Informationen weitergegeben.«
    »An wen?«
    »Die Amerikaner, die Briten, die Israelis. Als solche haben sie sich jedenfalls ausgegeben. Sie hatten die al-Mujari im Visier.«
    »Woher weißt du das?«
    Sie registrierte die Reaktion in seinem Gesicht. Al-Mujari. Tom hatte ihr erzählt, dass sie die saudische Regierung kontaktiert hätten. Vielleicht, ganz vielleicht, würde Jassar die Verbindung herstellen und ihr glauben. Ihr Herz machte einen Hüpfer. Ein erstes Hoffnungszeichen. Ihre Hände zitterten. »Zuerst haben sie es mir erzählt. Dann habe ich’s mit eigenen Ohren gehört. Abdul, Walid und Ibrahim. Haben ständig die Köpfe zusammengesteckt, Pläne geschmiedet.« Kummer zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, sein mächtiger grauer Kopf sackte nach unten.
    Dann hob er das Kinn. »Ich glaube dir nicht.«
    Es fühlte sich wie eine schallende Ohrfeige an. »Ich weiß, es ist schwer zu glauben. Aber Jassar, bedenken Sie, wie wichtig Sie mir sind. Glauben Sie ernsthaft, ich würde Ihnen wehtun wollen?«
    Sein Kopf zuckte zurück wie in Reaktion auf einen Affront. »Sag mir, warum ich dich nicht auf der Stelle töten lassen sollte«, zischte er mit zusammengebissenen Zähnen.
    Wieder schien alle Energie aus ihrem Körper zu weichen, Untergangsstimmung machte sich breit.
Konzentration! Reiß dich zusammen!
»Weil ich es beweisen kann, wenn Sie mich nur lassen.«
    »Hab ich das jetzt richtig verstanden?«, sagte er. »Du hast ein Kommando dabei unterstützt, meinen Sohn zu ermorden, und willst das damit rechtfertigen, dass er an einer Verschwörung gegen mich, seinen eigenen Vater, beteiligt war?« Sein Gesichtsausdruck war unbeschreiblich; es zerriss ihr das Herz, diesen Blick auf sich gerichtet zu sehen.
    Augen zu und durch
. »Ja. Er war beteiligt, wurde verführt von diesen al-Mujari-Extremisten und Mördern, wurde hineingezogen in ihren Plan, die Regierung zu stürzen und das Land wieder unter fundamentalistische Herrschaft zu stellen. Und
Ibrahim
als Kopf einer Marionettenregierung einzusetzen.« Sie spürte, dass sie die Fassung zu verlieren drohte, und beugte sich vor. »Jassar, Sie sind wie ein Vater für mich. Ich bin Ihretwegen zurückgekommen. Ichhätte aus dem Land verschwinden können.« Sie hörte die pure Verzweiflung in ihrer Stimme, konnte sich aber nicht zurückhalten.
    »Beweise!«, sagte er. Sein Blick war kalt und distanziert.
    »Der Schlüssel in meiner Handtasche. Hat man Ihnen davon berichtet?«
    »Ja.«
    »Und das Tonband und das Abspielgerät?« Sie gewann die Herrschaft über ihre Stimme zurück. »Der Schlüssel gehört zu einem Fach am Busbahnhof. Alle meine Bänder, Kopien und alles, sind darin verwahrt, für alle Fälle. Und das Band, das ich mitgebracht habe, das ist der unumstößliche Beweis.«
    Jassar ging zur Tür, klopfte heftig dagegen. »Das Tonbandgerät«, sagte er, und es wurde

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