Trojanische Pferde
da das Geschäft erst auf einen Tag nach Ladoix’ Abschluss des letzten Fiskaljahrs am dreißigsten Juni datiere. Er sprach Daniel einen Bonus von sechshundertfünfzigtausend zu, auf der Grundlage der übrigen fünf Millionen seiner im letzten Fiskaljahr erzielten Honorare. Daniel, der Mühe hatte, sich zu sammeln – er war weniger wütend auf Dieudonne als auf sich selbst, weil er es nicht hatte kommen sehen –, täuschte ehrliche Entrüstung vor und konterte dann mit dem Hinweis, dass das Honorar ja bereits überwiesen sei, und nachdem er Dieudonne daran erinnert hatte, dass er in der Firma der einzige Lizenzmakler für Öl und Gas war, legte er schließlich mit der kaum verhüllten Drohung nach, sein Geschäft über die Straße hinüber zu Rothschilds zu tragen, falls Dieudonne ihm nicht den angemessenen Bonus, nämlich zwanzig Prozent des Dorchester-Honorars, zahle. Dieudonne blies ihm Zigarrenrauch ins Gesicht und bot ihm eine Million für den Fall, dass er die Saudis an Land ziehe. Daniel dachte bei sich:
Ah, Stärkung der Verhandlungsposition,
und erklärte, das sei vollkommener Blödsinn, denn was Dieudonne ihm da anbiete dafür, dass er ein neues Geschäft an Land ziehe, das der Firma, angesichts des groß angelegten Akquisitionsprogramms der Saudis, Hunderte von Millionen einbringen werde in den nächsten Jahren, das sei ja weniger, als er für den Dorchester-Deal bereits verdient habe. Dieudonne sagte, okay, er würde noch zehn Prozent aller Saudi-Honorare obendrauf schlagen, falls Daniel die Saudis für mindestens zwei Jahre verpflichten könne und sich außerdem zur Verfügung stelle, um die Deals abzuwickeln. Jetzt wurde Daniel aber erst richtig stinkig und fauchte, Dieudonne wisse verdammt gut, dass zwanzig Prozent üblich seien, und um sich in dieser Sache zu verpflichten, brauche er dreißig Prozent, denn das Leben sei zu kurz, um diesen Kampf immer wieder neu auszufechten, bei jedem Deal, jedem Kunden, Jahr für Jahr. Dieudonne lachte, blies noch mehr Rauch in die Gegend und sagte, dreißig Prozent könne er unmöglich bewilligen. Daniel erhob sich zum Gehen, funkelte Dieudonne an, sagte: »Sie können alles bewilligen, was Sie wollen«, und wandte sich zur Tür, in der festen Absicht, auch hindurchzugehen.
»Also gut«, hatte Dieudonne gesagt, als Daniel fast an der Tür angelangt war. »Fünfundzwanzig Prozent. Eine Million bei Vertragsunterzeichnung, bei einer Laufzeit von mindestens zwei Jahren. Sind wir uns einig?«
»Sobald ich es schwarz auf weiß habe«, hatte Daniel gesagt und Dieudonne fest in die Augen geblickt.
Jetzt paffte er seine Zigarre, wandte sich um und blickte an dem majestätischen, siebzigstöckigen Art-déco-Meisterwerk namens »30 Rock« hoch.
Eine Million, wenn ich mit Jassar abschließe, und wer weiß, wie viel noch? Fünfundzwanzig Prozent von Geschäften, die in die Milliarden gehen. Unfassbar.
Und dann ist sie wieder da, in diesen stakkatohaft aufblitzenden Fotoaufnahmen, die ihn immer gerade dann überfallen, wenn er sich sicher glaubt. Angela Elizabeth Theodore als vierundzwanzigjährige Schönheit mit lang gestreckter Taille, die Haare hochgesteckt, wie eine Königin, über einem blütenweißen Nacken und wohlgerundeten Schultern, die ein Abendkleid halten, das nur vorgibt, der Perfektion würdig zu sein, die es umhüllt; Daniel, der sich zu Chip Barnaby beugt und ihn fragt, wer denn dieses Geschöpf aus einer anderen Welt sei. Und als Nächstes Bucwald »Teddy« Theodore, Angies Vater, ein schnell sprechender Fast-Food-Mogul, Sohn des Sohnes eines waschechten New Yorker Immobilien-Tycoons, besitzergreifend Daniels Hand schüttelnd, seinen künftigen Schwiegersohn anstrahlend und ihn willkommen heißend in der weltläufigen Familie der Theodores (»er ist einer der Vizepräsidenten bei Goldmann Sachs, da hat der Posten des Vizepräsidenten noch eine echte Bedeutung«). Und dann Angie, Daniels Wangen mit den Händen umschließend, die braunen Augen … »Aufhören«, sagte Daniel laut. Ein asiatisches Mädchen, das gerade seinen Vater vor der Eisbahn fotografieren wollte, drehte sich verwundert und ein bisschen erschrocken zu ihm um. Daniel fühlte, dass er rot wurde, und verzog sich schleunigst ein paar Schritte weiter.
Während er sich Schweißtropfen von der Stirn wischte, starrte er auf die unbewegten amerikanischen Flaggen an der Fassade von Saks, jenseits der Fifth Avenue am anderen Ende des RockefellerCenters.
Ein oder zwei Jahre mit diesem Jassar,
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