Trojanische Pferde
einheimische Söldner rekrutiert werden. Auf dem Kontinent setzten die Kommandos sich aus Söldnern sowie Leuten von CIA, Mossad und Secret Service zusammen. Tom beobachtete Ira Land in angeregter Unterhaltung mit zwei seiner Agenten und wollte nicht ausschließen, dass Ira persönlich an einem der Einsätze teilnehmen würde. Auch in den USA selbst wollten sie auf Söldner zurückgreifen, um die Skinhead- und paramilitärischen Gruppen auszuschalten, denen man Verbindungen zu al-Mujari nachweisen oder zumindest starke Sympathien für deren Aktionen unterstellen konnte. CIA-Agenten würden die schwierigeren Fälle ins Visier nehmen, die im Untergrund operierenden al-Mujari-Zellen.
»Alles in Ordnung mit dir, alter Junge?« Nigel legte eine Hand auf Toms Arm. Tom antwortete nicht. Er dachte an Sasha. An seine Reaktion, als er sie auf dem Bildschirm mit Youngblood zusammen gesehen hatte. Sie schien es ganz gut getroffen zu haben. Vielleicht war sie reif für ein normales Leben. Vielleicht konnten die beiden dem ganzen Wahnsinn entkommen und irgendwo unerkannt ganz neu anfangen. Vielleicht brauchte er keine Schuldgefühle mehr zu haben.
»Tom, ist es wegen Sasha?«, sagte Nigel. »Ich hab gehört, dass sie vermisst wird. Du musst aufhören, dir ständig Vorwürfe wegen damals zu machen. Sie hat uns allen einen echten Dienst erwiesen. Niemand außer ihr hätte es tun können.«
Nigels Worte quälten ihn fast so sehr wie sein Gewissen. »Wir haben sie benutzt.«
»Und sie hat aus freien Stücken mitgemacht, wie ich dir schon hundertmal erklärt habe. Hat’s für Jassar getan. Das weißt du.« Nigel beschrieb mit der Hand einen Kreis in der Luft. »Fast ein Jahr lang als trojanisches Pferd zu leben, das ist viel Druck, eine traumatische Erfahrung, zugegeben. Aber sie wusste, worauf sie sich einließ. Ohne sie hätte Ibrahim dem Scheich geholfen, seinen eigenen Vater zu ermorden. Verdammte Scheiße!«
Tom war immer noch nicht beschwichtigt. »Wir haben sie benutzt, wir haben ihr das Leben versaut, und das Ergebnis ist, dass sie seit zwanzig Jahren in der Welt herumirrt und Gott weiß was macht.« Aber vielleicht bot ein Leben mit Youngblood ihr wirklich eine Zukunftsperspektive und er sollte sie einfach in Ruhe lassen. »Vielleicht sollte ich nicht versuchen, sie zu finden, sondern sie einfach wieder untertauchen lassen.«
Nigel sah ihn argwöhnisch an. »Tom, alter Junge. Du weißt genau, wenn sie sie diesmal aufgespürt haben, dann dauert es nicht lange, bevor sie ihr wieder, ähm, äh, auf den Fersen sind. Wir, uh, hätten es uns nicht träumen lassen, dass sie in der Lage wären, solche weltweit koordinierten Terrorangriffe auszuführen. Du willst doch nicht abwarten, bis sie sie gefunden haben, oder?«
»Nein«, sagte Tom. Sie alle waren ihr verpflichtet. Was wäre geschehen, hätte Prinz Ibrahim überlebt? Wo würden sie dann heute stehen? »Es gab da mal einen Mann, einen Söldner, der sich – unter anderem – Habib nannte. War früher einer von uns.«
»Natürlich. Wir nannten ihn den Unsichtbaren. War, äh, so was wie ein, ähm, Mysterium.«
»Was, wenn wir jemanden verpflichten, der gut ist, wirklich, wirklich gut, wie dieser Habib, und ihn auf Sasha ansetzen, als Leibwächter sozusagen?« Er sah Nigel ins Gesicht. »Ich könnte mir vorstellen, dass so ein Mann sehr viel effektiver wäre als wir selbst.«
»Oh«, sagte Nigel. Seine Gesichtszüge entgleisten. »Wir haben Informationen, dass er bereits für Bin Abdur arbeitet.«
Mein Gott
, dachte Tom. Wenn jetzt Bin Abdur auf die gleiche Idee käme? Einen richtig guten Mann zu finden und ihn auf Sasha anzusetzen!
KAPITEL 47
S EPTEMBER, LAUFENDES J AHR . N EW Y ORK C ITY .
Daniel betrat das FBI-Hauptquartier.
»Wo waren Sie?«, fragte Tom, als er ihn in Empfang nahm.
»Hab mich versteckt.«
»Warum zum Teufel haben Sie sich nicht eher gemeldet?«
»Zuerst habe ich mich nicht getraut. Ich konnte mir einfach nicht erklären, woher die Typen wussten, dass wir in dem Hotel waren. Ich dachte, vielleicht haben Sie hier eine undichte Stelle.«
Tom sah Daniel mit seinen eindringlichen blauen Augen an. »Ich bin der Einzige, der wusste, wo Sie waren.«
Daniel nickte. »Und dann bin ich nach Milford gefahren. Sasha und ich hatten verabredet, uns dort zu treffen, falls wir getrennt würden.«
»Ist sie jetzt dort?«
»Nein, ich weiß nicht, wo sie ist. Ich hatte gehofft, Sie wüssten es vielleicht. Sie haben gehört, was passiert ist?«
»Na ja,
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