Trojanische Pferde
Wut, als er Kovarik herumwirbelte, ihn am Hemdkragen packte und gegen den Laternenpfahl drückte. Einen Moment lang erwog er, ihn vor ein fahrendes Auto zu schleudern.
»Du Scheißkerl«, keuchte Daniel und schmeckte seine Magensäure.
Kovarik mimte grinsend den Harten. »Warum bist du hinter
mir
her?«, schnaufte er. »Du bist derjenige, der unter Verdacht steht, dank des Tipps, den ich dem FBI gegeben habe. Du wirst in Schimpf und Schande untergehen und im Gefängnis sitzen, bis du verreckst.« Daniel schraubte seine Hände um Kovariks Hals und drückte zu. Die Zähne zusammenbeißend, fühlte er sich tatsächlich imstande, ihn an Ort und Stelle zu erwürgen. Jemand packte ihn von hinten und zog ihn von Kovarik weg.
»Immer langsam mit den jungen Pferden.«
Daniel drehte sich um. Es war Johnson, der FBI-Mann, der den Einsatz in Kovariks Büro geleitet hatte. Zwei andere Agenten legten Kovarik Handschellen an und führten ihn ab.
»Von hier ab übernehmen wir, Cowboy«, sagte Johnson.
Fünfundvierzig Minuten später saß Daniel mit Tom, Johnson und zwei weiteren Agenten vor dem Verhörraum im FBI-Hauptquartier und beobachtete Kovarik durch den Einwegspiegel. Der Ton kam nur scheppernd durch die Lautsprecher, aber Daniel hörte genau, dass Kovarik greinte wie ein Schuljunge.
»Er war ein Kunde. Ich sollte nur ein paar Informationen über die Industrie für ihn zusammenstellen.«
»Aha.« Der Agent, der ihn befragte, schüttelte den Kopf. »Da werden Sie mir schon was Besseres bieten müssen, fürchte ich.«
»Ich möchte mit meinem Anwalt sprechen.«
Der Agent lachte. »Sie gucken wohl zu viele Filme.« Kovariks Augen weiteten sich, er ließ den Kopf hängen. »Erst wenn ich mit Ihnen fertig bin, und ich bin noch nicht fertig mit Ihnen. Und wenn ich von Ihnen nicht bekomme, was ich haben will, wird vielleicht niemand je erfahren, dass Sie hier sind.«
Kovarik starrte mutlos auf den Tisch. Der Agent schob ihm ein Buch mit Fotografien vor die Nase.
»Noch mal. Zeigen Sie mir den Mann.«
Nach einer Stunde hatte Daniel genug und entfernte sich. Weder von Kovarik noch von Toms Leuten irgendetwas über Sasha. Wenigstens hatte die Jagd auf Kovarik für eine Weile alle seine Gedanken in Anspruch genommen. Jetzt aber quälte ihn die Sorge umso mehr. Er saß in einem Konferenzzimmer, als Tom mit einem Foto in der Hand hereinkam. »Kovarik hat diesen Mann identifiziert. Schon mal gesehen?« Daniel schüttelte den Kopf. »Er ist unter dem Namen Habib bekannt, meistens jedenfalls. Er gehörte mal zu uns. Ich glaube, wir finden vielleicht eine Möglichkeit, an ihn ranzukommen.«
»Und Sie glauben, das würde uns helfen, Sasha zu finden?«
»Nicht unbedingt. Wie ich schon sagte, ich glaube, sie ist entkommen. Wahrscheinlich versteckt sie sich irgendwo und wartet auf Sie.«
Daniel fühlte sich dennoch nicht beruhigt. Tom hatte ihm ein neues Handy besorgt, aber sie hatte immer noch nicht angerufen. Doch gerade war ihm etwas eingefallen: Sasha hatte gesagt, sie müssten, falls sie in eine Lage wie die jetzige gerieten, vorausahnen, was der jeweils andere tun würde. Das brachte ihn auf eine Idee.
S EPTEMBER, LAUFENDES J AHR . B URAIDAH , S AUDI -A RABIEN .
Assad ließ den Jeep in der Wüste kurz vor Buraidah halten. Es tat gut, malwieder an vorderster Front mitzuwirken – was nicht mehr oft vorkam, seit er zum Chef der saudischen Geheimpolizei aufgestiegen war. Durch sein Nachtsichtfernglas blickend, machte er die ersten grünen Umrisse von Gebäuden aus.
Alles ruhig. Gut.
Der Voraustrupp hatte gemeldet, dass keine Sicherheitskräfte zu sehen seien. Das bedeutete, dass sie die Zielpersonen neutralisieren konnten, ohne ganze Häuser mit Panzerfäusten in Schutt und Asche zu legen.
Assad gab Mustafa, seinem Fahrer, ein Zeichen, dann nickte er seinem Begleiter Ashtar zu, der auf dem Rücksitz saß. Die verbleibende Strecke fuhren sie mit ausgeschalteten Scheinwerfern. Nachdem Mustafa den Jeep etwa hundert Meter vor der Hauptstraße geparkt hatte, machten Assad und Ishtar sich zu Fuß auf den Weg. Assad konnte aus der Ferne nicht nur die Moschee, sondern auch den Umriss des Gebäudes daneben erkennen. Kein Licht drang durch die Fenster.
Die Stadt lag still da, nur der Wind pfiff durch die kühle Nacht. Assad blieb an der Stelle stehen, wo die Seitenstraße einmündete. Als sie sich weiter auf das Gebäude in der Stadtmitte zubewegten, sah er fünf Araber vor dessen Tür sitzen. In der Straße waren noch ein halbes
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