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Trojanische Pferde

Trojanische Pferde

Titel: Trojanische Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lender
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Wahrnehmung sie nicht vielleicht ganz und gar trog, denn ihr Blick schien jeweils nur Mosaikstückchen aufzunehmen, die blitzlichtartig plötzlich auftauchten und allesamt den dort stehenden Mann einrahmten, während sich in ihren Gedanken die Worte
Das wird mein erster Liebhaber sein
bildeten und auf der Stelle festsetzten. Sie hatte weiche Knie, ihr Puls pochte in den Ohren, und sie machte einen Schritt insZimmer hinein, um nicht allzu perplex zu erscheinen, fragte sich jedoch im nächsten Moment, wozu das überhaupt noch wichtig sein sollte.
    Ibrahim lächelte ihr zu – 
um mein Lächeln zu erwidern?
Seine Augen zogen sich zu den Winkeln hin nach unten.
Ja, genau wie bei Jassar.
Sie sah, dass er die Achseln zuckte, ihr den Rücken zukehrte, zu einem Sofa ging und sich setzte. Er deutete auf die Mitte des vor ihm liegenden Teppichs und sagte: »Du kannst jetzt reinkommen, bitte.« Gepflegtes britisches Englisch, wie sie es bei ihrem Privatlehrer gelernt hatte. Sie trat, wie gewünscht, in die Mitte des Zimmers und fragte sich, was jetzt von ihr erwartet wurde. Sein Blick wanderte langsam ihren Körper hinunter, dann wieder hinauf. Sie fühlte sich herabgesetzt. So hatte sie es sich nicht vorgestellt. Sie senkte das Kinn, sah ihm mit so viel Entrüstung in die Augen, wie sie aufbringen konnte – sollte er es doch ruhig mitbekommen, das war vielleicht besser, als wenn er ihre Angst spürte. Er reagierte aber nicht, und sie fragte sich, ob er sie, um Himmel willen, die ganze Nacht hier so stehen lassen wollte, dann aber sah sie die Begierde in seinen Augen und konnte sich ihre Frage selbst beantworten. Er winkte ihr, sich neben ihn aufs Sofa zu setzen.
    »Vater hat mir von dir erzählt. Du hast Feuer.« Er hielt inne, nickte dann, als hätte er seine Bemerkung noch einmal überdacht und beschlossen, sie so stehen zu lassen.
    Ja, er ist Jassars Sohn: diese bedachtsame Art
. Er zog ein Silberkästchen aus der Tasche, stellte es auf den Tisch und öffnete es. Ein Fläschchen mit weißem Pulver befand sich darin. Er nahm einen silbernen Löffel aus dem Kasten, schraubte das Fläschchen auf und schüttete etwas Pulver auf einen Spiegel. Mithilfe eines Messers schob er das Pulver zu vier Linien zusammen, dann entnahm er dem Kästchen ein schmales silbernes Rohr. Kokain! Sashas Rücken versteifte sich, als ihr klar wurde, dass er die Vorbereitungen nicht allein für sich selbst traf. Angespannt beobachtete sie, wie er sich das silberne Röhrchen in die Nase schob, sich vorbeugte und zwei Linien schnupfte.
    Jassar würde das mit Sicherheit nicht billigen, selbst einem Prinzen würde man in dieser Gegend die Haut bei lebendigem Leibe abziehen.
Als sie aufblickte, waren seine Augen auf sie gerichtet. Sie atmete tief und mit bebender Brust ein, während sein Blick über ihren Hals bis zu ihrem Busen wanderte. Sie wusste, dass er dessen Umrisse unter der durchsichtigen Bluse erkennen konnte. Sie spürte ein Flattern in der Brust.
    Er schob den Spiegel über den Tisch, hielt ihr das silberne Röhrchen hin. Sie glaubte nicht, dass sie die Möglichkeit hätte, sich zu sträuben, doch dann hörte sie sich sagen: »Nein, danke.«
    »Nimm hin«, sagte er unverblümt. »Du musst dich locker machen. Sonst wird keiner von uns beiden viel Spaß haben.« Sasha erstarrte. Sie sah, dass er sie mit einer gewissen Ungeduld beobachtete, während er ihr das Röhrchen praktisch unter die Nase hielt. Zögernd nahm sie es entgegen. Sie beugte sich vor, und nach einigen unbeholfenen Versuchen gelang es ihr, sich die beiden Linien in die Nase zu ziehen.
    Und jetzt?
Er lehnte sich zurück, die Arme über die Rückenlehne des Sofas gelegt. Sie fragte sich, warum sie keine Wirkung der Droge spürte, und dann aber, ob ihr die Wirkung dennoch anzusehen war, so wie er sie betrachtete. »Du bist sehr schön, schöner noch, als mein Vater dich beschrieben hat. Schöner sogar als deine Fotos aus der Schweiz.« Sie nickte, weil ihr absolut nichts anderes einfiel, aber ihr Magen ging auf Grundeis, als ihr bewusst wurde, dass selbst seine Komplimente ihr die Angelegenheit nicht erleichtern würde. Er lachte und sagte: »Aber mit der Konversation scheinst du dich etwas schwerzutun.« Lachte er etwa immer über seine eigenen Scherze?
    Wie ungehobelt!
Sie wollte es ihm zu verstehen geben, besann sich jedoch eines Besseren. Der nächste Impuls war, einfach aufzustehen und sich zu verabschieden, aber es war klar, dass er das nicht zulassen würde. »Warten

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