Trojanische Pferde
wir’s ab«, war der einzige Kommentar, der ihr einfiel. Er erhob sich abrupt, ging quer durchs Zimmer und drückte auf einen Klingelknopf. Zwei Dienerinnen erschienen. Die eine klopfte an die Tür zu Naftas und Sashas Zimmer, und kurz daraufkam Nafta herein. Ibrahim stand in der Nähe der Tür und sah zu, wie eine der Dienerinnen einen kleinen Teppichläufer entrollte und Sasha auf dessen Mitte dirigierte. Die andere Dienerin näherte sich mit Handtüchern und einer Wasserschüssel. Nafta kam herbei, beugte sich zu Sasha und begann ihre Bluse aufzuknöpfen. »Es ist alles in Ordnung«, flüsterte sie ihr zu, »alles gut.« Ihre Stimme klang besänftigend, aber Sasha fand, dass sie ziemlich verkrampft wirkte.
Was in Gottes Namen geht hier vor?
»Was …?«
»Wir reinigen dich, um dich bereit zu machen. Es ist was Religiöses, eine symbolische Handlung.« Nachdem sie sie entkleidet hatte, hob Nafta einen von Sashas Füßen an, damit die Dienerin Wasser aus der Schüssel darübergießen konnte. Die Mädchen wuschen ihr beide Füße. Sasha bemerkte, dass Ibrahims Augen auf ihr ruhten, sein Atem ging zusehends schneller, während er die Waschung beobachtete, in seiner wachsenden Begierde warf er den Kopf zurück. War er erregt, und wenn ja, was würde er von ihr verlangen im Bett? Sie fürchtete sich nicht mehr so sehr davor, denn sie bekam jetzt eine Ahnung von ihrer Macht als Frau, da sie spürte, dass allein der Anblick ihres Körpers genügte, um Ibrahim völlig in ihren Bann zu schlagen.
Als die Dienerinnen Sashas Füße abgetrocknet hatten, nahmen sie die Schüssel und verließen geräuschlos das Zimmer. Sasha blickte Nafta ins Gesicht, während sie von ihr an die Hand genommen und zum Durchgang zu Ibrahims Privaträumen geführt wurde. Sie glaubte Traurigkeit, vielleicht auch Zärtlichkeit in ihren Augen zu erkennen und war dankbar dafür, denn schon beschleunigte ihr Puls sich wieder und pochte ihr in den Ohren. Sie sah Ibrahim an, dessen Mund erschlafft schien, und ging auf ihn zu mit dem Gefühl, dass sie je mehr sie sich fürchtete, die Situation umso besser im Griff hatte – wenn sie alles in sich aufnahm, es einwirken ließ und verarbeitete.
Sich der Furcht ganz aussetzen.
Es gab für alles ein erstes Mal, und sie rief sich in Erinnerung, dass das Majestätische daran gerade darin lag, den reinen Schrecken mit Haut und Haaren zu spüren. Diese Nacht würde sicherlich keine Ausnahme bilden.
Dem Himmel sei Dank für ein paar Geräusche
, dachte Sasha, als sie, im Bett liegend, am nächsten Tag noch vor Morgengrauen die Aufrufe zum Gebet hörte. Sie lag seit Stunden wach, lauschte Ibrahims regelmäßigem Atem und konnte es kaum erwarten, das näher zu erkunden, was sich ihr als der Beginn eines neuen Lebens darstellte. Sie hatte, so schien ihr, ungewöhnlich tief geschlafen, ausgelaugt von einer Nacht, in der sie sich Empfindungen hingegeben hatte, die ihr noch in der Erinnerung ein Lächeln auf die Lippen zauberten. Lippen, die, unter Ibrahims sanfter Anleitung, Dinge angestellt hatten, die sie sich niemals hätte träumen lassen.
Niemand hat mir etwas davon verraten
. Wenn sie an die Blicke der oftmals viel älteren Männer aus Christinas Kreisen dachte, ärgerte sie sich ein wenig, dass sie so lange damit gewartet hatte.
Und wie schade, dass der französische Aristokratensohn gehorcht hat, als ich ihm sagte, er solle aufhören.
Eine Stunde später erwachte Ibrahim, knipste das Licht an und sah sich im Zimmer um. »Guten Morgen«, sagte Sasha. Sie zog schnell die Decke über ihre Brüste, da es ihr plötzlich peinlich war, an die Freizügigkeit der vergangenen Nacht anzuknüpfen.
»Mmmmmm. Morgen.« Ibrahim wälzte sich auf sie zu und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Wie ich feststellen darf, machst du deine Zurückhaltung bei der Konversation durch erhöhten körperlichen Einsatz wett.« Sie wollte instinktiv die Augen niederschlagen, entschloss sich aber, keine falsche Sittsamkeit an den Tag zu legen. Schließlich hatte sie seine Berührungen genossen, und mehr als das. Es gab keine Veranlassung, sich zimperlich zu geben.
»Du wirst noch ausreichend Gelegenheit haben, dich von meiner Unterhaltung genauso packen zu lassen wie letzte Nacht von meinem Körper«, sagte sie. Eine etwas alberne Bemerkung, schon recht, aber sie fühlte sich sexy dabei. Immerhin war sie jetzt eine Frau mit Erfahrung. Sie konnte derlei Dinge ausdrücken, ohne großsprecherisch zu wirken.
Ibrahim lachte. »Eine Nacht
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