Trolljagd
Hilfe in der Küche.«
»Ja, Mylord«, erwiderte der Zwerg so leise, dass man es kaum hören konnte.
»Esst das auf, ihr Fleischsäcke«, befahl der Troll den beiden.
»Ach? Mir war gar nicht klar, dass dich das kümmert! Hast wohl Angst, dass wir in deiner Obhut verhungern, was?«, sagte Lucy.
Der Troll sah sie verschlagen an. »Mir ist es völlig gleichgültig, ob ihr euch an eurer eigenen Zunge verschluckt und krepiert, aber Prinz Orden will ganz sichergehen, dass ihr für das Bankett in bester Verfassung seid.«
»Bankett?«, fragten Redfeather und Lucy gleichzeitig.
»Ganz recht. Ihr zwei seid der Hauptgang.« Der Troll kicherte und verschwand wieder den Flur hinunter.
Der Zwerg starrte weiterhin auf den Boden, bis der Troll außer Hörweite war. Als er dann zu Lucy hochsah, wirkten seine großen blauen Augen ängstlich. »Es ist nicht sehr klug, Brutus auf diese Weise zu verspotten.«
»Zur Hölle mit ihm und dem Rest von diesen Bastarden. Wenn ich meinen Zauber anwenden könnte, würde ich es ihm schon zeigen!«, rief sie in den Flur.
»Bitte, Miss, er könnte Euch hören. Die Trolle haben ihre Ohren hier in diesen Höhlen überall.« Der Zwerg war so verängstigt, dass er beinahe Redfeathers Schüssel umgekippt hätte, als er sich hinkniete, um sie durch die Klappe an der Unterseite des Käfigs zu schieben.
»Wenn meine Erinnerung mich nicht täuscht, waren diese Berge doch einst die Hochburg der Zwerge, hab ich recht?«, wollte Redfeather wissen.
Schamesröte kroch dem Zwerg ins Gesicht, und er senkte hastig den Kopf. »Ja, aber seitdem sind viele Jahreszeiten ins Land gegangen.« Der Zwerg warf einen besorgten Blick in den Korridor. »Als hier noch die rechtmäßigen Könige von Midland herrschten, hatten die Zwerge ihren angestammten Platz am Großen Hof. Wir waren die besten Waffenschmiede des ganzen Landes. Schon die ersten Stämme der Menschen kamen zu uns, damit wir ihre Rüstungen und Klingen schmiedeten. Niemand war uns in der Bearbeitung von Stahl ebenbürtig.« Der Blick seiner großen blauen Augen verlor sich einen Moment versonnen in der Ferne. »Wie stolz wir in jenen Tagen waren!«
»Was ist dann passiert?«, wollte Redfeather wissen.
»Die Trolle …«, erwiderte der Zwerg. »Als Hades Mica, den König des Siebten Kreises der Hölle, von seinem Thron stürzen wollte, wollte er die Trolle rekrutieren, damit sie ihm bei der ständigen Vergrößerung seines Königreichs halfen. Doch sie weigerten sich, weil sie damals loyale Untertanen von Mica waren. Es gelang Hades, Mica auch ohne ihre Hilfe zu stürzen, und als er anschließend den Siebten Kreis der Hölle an sich riss, verbannte er die Trolle zur Strafe in die Oberwelt. Viele von ihnen fielen dem Sonnenlicht zum Opfer, oder schlimmeren Kreaturen als ihnen, die Midland durchstreiften. Diejenigen, die überlebten, suchten überall Unterschlupf, wo sie ihn gerade fanden. Wäre die Sache damals anders gelaufen, wäre die Rasse der Trolle wahrscheinlich längst ausgestorben, und die Zwerge würden weiterhin über die Eisernen Berge herrschen.«
Redfeather verglich das, was der Zwerg ihm erzählte, mit den Dingen, die er gelesen hatte, und so wurden ihm einige Zusammenhänge klar, allerdings hatten die Geschichten die Zwerge nicht nur als talentierte Waffenschmiede dargestellt, sondern auch als kampferprobte Krieger. Nach allem, was er bisher bei seinem ungewollten Aufenthalt in den Eisernen Bergen hatte beobachten können, waren diese Kreaturen jetzt kaum mehr als Sklaven.
Um den Zwerg nicht zu beleidigen, wählte Redfeather seine nächsten Worte mit Bedacht. »Die Trolle sind gefürchtete Krieger, aber die Zwerge sind es ebenso. Wenn die Trolle so verstreut und schwach waren, wie du sagst, wie war es dann überhaupt möglich, dass sie die uneinnehmbaren Eisernen Berge erobern konnten?«
Zu seiner Überraschung lächelte der Zwerg. Es war kein freundliches Lächeln, mehr als grinse er über einen wahnwitzigen Gedanken, der ihm durch den Kopf schoss. »Das haben wir Belthon und dem idiotischen König Isa von Themus zu verdanken. Themus war ein kleines Königreich in den Ausläufern der Eisernen Berge. Man konnte nur in die Berge gelangen, wenn man Themus durchquerte. Unser König schlug König Isa einen Handel vor. Er versprach, dass wir ihn mit den besten Waffen versorgen würden, die wir in unseren Feuern schmieden konnten, wenn er dafür im Falle eines Angriffs unsere vorderste Verteidigungslinie bilden würde. Ein solches
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