Trolljagd
Schutzgeist war die Lebensader ihrer Kraft, aber das wussten nur sehr wenige. Tötete man ihren Schutzgeist, war es, als würde man die Hexe selbst verstümmeln oder ihr noch Schlimmeres zufügen.
»Gabriel« – Jonas drehte sich zu ihm um – »wir haben Sie nicht hierhergebracht, um Ihnen etwas anzutun. Das müssen Sie mir glauben.«
»Nennen Sie uns einen Grund, warum wir das glauben sollten.« Rogue trat neben Gabriel, der Jonas neugierig betrachtete. »Sie locken uns in ein Dämonennest, töten beinahe einen von uns, und wir sollen Ihnen vertrauen? Sie und Ihre Schlangen da auf dem Kopf sind offensichtlich übergeschnappt. Wir verschwinden von hier.« Rogue zog Gabriel zu Lydia und Asha, die sich gerade mühsam hochrappelte.
»Wenn Sie jetzt verschwinden, werden Sie das Rätsel des Dreizacks niemals lösen, geschweige denn Redfeather retten. Ich kenne das Geheimnis des Bischofs!«, rief Jonas ihm nach.
Rogue drehte sich um. »Ah ja? Und wie sind Sie an diese Information gekommen?«, fragte er.
»Weil ich dabei war, als der Bischof getötet wurde«, erwiderte Jonas. Seine Bemerkung schockierte alle, selbst Morgan. »Die Geschichte ist etwas kompliziert. Wenn Sie alle mit hineinkommen würden, bitte, könnte ich es Ihnen erklären.«
»Und woher sollen wir wissen, dass Sie uns nicht hinters Licht führen?«, fragte De Mona.
»Sie würden es nicht merken, aber er schon.« Jonas deutete auf Gabriel.
»Ich? Jonas, abgesehen von Rogue kenne ich niemanden in diesem Raum und weiß nicht, was ich von euch allen halten soll. Woher soll ich also wissen, ob Sie die Wahrheit sagen?«, erkundigte sich Gabriel.
Die Schlangen auf Jonas’ Kopf zischten sich gegenseitig an, als er dichter an Gabriel herantrat. »Wegen Ihrer Magie.« Er zeigte mit seinem Kopf auf den tätowierten Arm. »Eine Magie, die so alt ist wie diese, kann man zwar belügen, aber man kann sie niemals wirklich täuschen. Wenn Sie sie beschwören, wird sie Ihnen antworten.« Jonas streckte die Hand aus.
»Ganz vorsichtig.« Rogue richtete seine Waffe auf Jonas.
»Schon okay.« Gabriel trat einen Schritt nach vorn. Der Nimrod schlängelte sich von seinem Arm wie eine Rauchfahne und materialisierte sich in seiner Hand. Gabriel hatte zwar das Gesicht eines jungen Studenten, als er zu Jonas aufblickte, aber dennoch strahlte er etwas aus, was Jonas seit Jahrhunderten nicht gesehen hatte.
»Spinn dein Lügengewebe, Medusa, aber zwischen uns wird es nichts ändern.« Die Worte des Bischofs drangen ungebeten über Gabriels Lippen, was Jonas veranlasste, hastig einen Schritt zurückzutreten.
»Höre nicht auf den Beobachter. Er wird versuchen, dich zu hintergehen«, warnte der Bischof Gabriel.
»Nicht mehr, als du es bereits getan hast, nehme ich an.«
Gabriel ignorierte den Bischof und griff nach Jonas’ Hand. Als sich ihre Haut berührte, wurde Gabriels Geist mit Tausenden von Bildern überflutet, die so überwältigend waren, dass er das Gefühl hatte, sein Gehirn würde in Stücke gerissen. Er sah Jonas, der im Schatten mit Titus flüsterte, als sie eine Art Zauber zu wirken schienen. Im nächsten Bild sah er den Bischof, der blutüberströmt auf einem kahlen Hügel zu Titus’ Füßen lag. Das Bild verschwamm, und er sah eine Stadt aus Glas, die von den Horden Belthons gestürmt wurde. Sie wurden von Titus angeführt. Titus schaute hoch, als könnte er Gabriel durch die Vision erblicken, und lachte. Plötzlich zerbarst das Bild, und Gabriel sank von Schmerzen geschüttelt auf die Knie.
»Dieser Schmerz!«, krächzte Gabriel.
»Es gibt keinen besseren Reiniger als den Schmerz der Wahrheit, Junge. Du tust gut daran, dies nicht zu vergessen«, sprach der Bischof zu ihm. Er sagte noch etwas anderes, aber seine Stimme verwandelte sich wieder in das verzerrte Summen von vorher.
»Ich wusste, dass Sie böse sind.« De Mona fuhr ihre Krallen aus und ging auf Jonas zu.
»Nein, schon gut.« Gabriel hob die Hand, um sie zurückzuhalten. In seinen Augen loderte Feuer, als er seinen Blick auf Jonas richtete. »Was ist passiert?«, fragte er. Als er versuchte aufzustehen, gaben seine Beine unter ihm nach, aber Jonas half ihm, die Balance zu halten.
»Das werden Sie erfahren, wenn die Zeit reif dafür ist, mein Freund. Sie haben sehr viel durchgemacht, und Sie müssen sich ausruhen. Sobald Sie sich ein wenig erholt haben, werden wir uns weiter darüber unterhalten, was war und was sein wird.«
»Wir sollen also einfach vergessen, dass er ein Dämon ist
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