Trolljagd
Fels anfühlte. Was für ein Material es tatsächlich war, wusste nur Jonas. An den Wänden lief eine Röhre entlang, und gelegentlich konnte die Gruppe einen flüchtigen Blick auf einen Lichtball erhaschen, der darin rasend schnell seine Runden drehte. In der Mitte des Raums stand ein großer schwarzer Drehstuhl mit einer hohen Rückenlehne. In seinen Armpolstern waren aufwändige Steuerkonsolen eingelassen. Die Wand nach Norden war mit Dutzenden von Monitoren bedeckt, von denen jeder Echtzeitbilder von unterschiedlichen Kreuzungen in New York lieferte. Schon die obere Ebene dieses Schlupfwinkels war ein wenig mehr gewesen als der Schrottplatz, für den sie ihn zuerst gehalten hatten, aber dieser Arbeitsraum war ein technisches Wunderwerk.
»Haben Sie das alles gebaut?«, fragte Gabriel, während er einen der steinernen Wasserspeier, die den Fahrstuhl flankierten, untersuchte. Zu seiner Überraschung fühlte sich der Stein unter seinen Fingern warm an.
»Das meiste davon. Einiges musste allerdings etwas unkonventionell beschafft werden«, gab Jonas zu.
»Ja, und zwar in unserem Gratis-Selbstbedienungsladen …«, witzelte Jackson.
»Schicker Klunker«, meinte Asha und nahm eine merkwürdig aussehende Halskette von einem der Arbeitsplätze. Jonas nahm sie ihr höflich, aber bestimmt, sofort wieder aus der Hand.
»Das ist kein Schmuckstück, das ist eine elektronische Fessel.« Jonas betätigte einen Knopf, und eine Reihe von Lichtern blinkte rund um das Halsband auf. Er hob eine Armbanduhr auf, die im selben Takt leuchtete. »Wir benutzen es, um einige der widerspenstigeren Wesen, mit denen wir es zu tun bekommen, unter Kontrolle zu halten, bis wir herausgefunden haben, wie man sie ordentlich … beseitigt.«
»Was zur Hölle habt ihr Jungs gemacht? Die NASA ausgenommen oder so was?«, wollte De Mona wissen und starrte das Halsband an.
»Nein, das Pentagon, aber nur für die Hardware. Im Vergleich zu anderen Nationen – wie zum Beispiel Japan – hinken die USA , wenn es um Waffen geht, noch um Jahre hinterher.«
»So etwas habe ich noch nie gesehen, nicht einmal im Allerheiligsten«, bestaunte Finnious die Ausrüstung.
»So etwas werden Sie wohl auch nie wieder zu sehen bekommen, zumindest nicht in der näheren Zukunft. Die technischen Bausteine haben wir uns überall zusammengesucht, aber die Konstruktion stammt von mir. Alles, was Sie hier vor sich haben, habe ich mit eigenen Händen entweder gebaut oder entsprechend modifiziert«, erläuterte Jonas.
»Ich kann nicht glauben, dass eine einzelne Person all das hier geschaffen haben soll«, sagte Gabriel, der immer noch voller Ehrfurcht Jonas’ Arbeitsraum bestaunte.
»Zugegeben, ich hatte ein bisschen Hilfe.« Jonas nickte Jackson und Morgan zu.
»Was hat Sie denn veranlasst, all dies zu schaffen?«, erkundigte sich De Mona. Sie versuchte, sich einen Reim darauf zu machen, wozu eine Kreatur, die so uralt war, wie Jonas es von sich behauptete, einen Computer brauchte oder wollte. Und er besaß sogar ein ganzes Dutzend davon.
»Weil mir klar wurde, dass die Schlacht zwischen Gut und Böse nicht länger nur mit Holz oder Stahl ausgetragen werden kann. Die Zeiten ändern sich, und mit ihnen meine Methoden, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen.«
»Wie ist denn diese Bürgerwehr zustande gekommen?«, warf Rogue ein.
Jonas zögerte, weil er nach den richtigen Worten suchte. »Das ist eine lange Geschichte, aber sagen wir einfach, ich bin meiner eigenen Naivität zum Opfer gefallen.«
Asha zuckte die Achseln. »Klingt doch gar nicht so schlecht.«
»Das ist es aber, wenn die Fehler, die man macht, eine ganze Spezies ausrotten«, erwiderte Jonas traurig. »Als ich damals meine Stadt und mit ihr das gesamte Wissen meines Volkes in der Feuersbrunst zugrunde gehen sah, die Titus und seine Horde entfacht hatten, wollte ich mich eigentlich nur noch hinlegen und sterben. Aber meine Wut trieb mich dazu, Taten zu begehen, auf die ich nicht allzu stolz bin.« Die Schlangen auf seinem Kopf schienen sich auf De Mona zu konzentrieren, als er das sagte. »Jeder, der das Böse repräsentierte, das meine Leute vernichtet hat, sollte leiden – und sie haben gelitten. Vampire, Nachtwandler, Dämonen, ich habe sie bis in ihre Löcher verfolgt und sie ausgemerzt. Mit der Zeit wurde ich so gut darin, dass ich manchmal sogar ganze Nester der Monster aufgespürt und sie kreischend zurück in die Hölle geschickt habe.«
»Und all das mussten Sie ganz allein
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