Trolljagd
ihn abgesehen haben? Ich bin losgeschickt worden, um herauszufinden, was diese Störung verursacht hat, und um Dutch über alles zu informieren. Von Gabriel und dem ganzen Affentheater wusste ich nichts, bis er letzte Nacht in dem Appartement seines Freundes auftauchte.«
»Und was für eine Rolle spielt Angelique dabei?«, hakte er nach.
»Ich sagte doch bereits, das weiß ich nicht.«
»Alles klar?«, rief Jonas. Alle Blicke waren plötzlich auf die beiden miteinander flüsternden Magier gerichtet.
»Vollkommen klar«, erwiderte Asha. Sie wollte sich wieder zu der Gruppe gesellen, aber Rogue hielt sie am Arm fest.
»Asha, du weißt, ich kann unmöglich zulassen, dass du dieses Ding zu Dutch bringst.«
Sie lächelte ihn müde an. »Nachdem ich gesehen habe, wozu dieser Dreizack fähig ist, bin ich mir auch nicht mehr sicher, ob ich das überhaupt will.«
Asha entfernte sich in dem Moment von den Monitoren, als zwei weitere bekannte Gesichter darauf auftauchten und das Triple Six betraten.
6. Kapitel
Dutch sah besorgt aus. In den vergangenen hundert Jahren war er unter dem einen oder anderen Namen der unangefochtene Herrscher des Schwarzen Hofes gewesen und gehörte zu den mächtigsten Bannwirkern der Welt. Aber an diesem Morgen fühlte er sich so wie damals als Kind, als er nervös die Heimkehr seines Vaters erwartete, der ihn für seine Missetaten übers Knie legen würde. In seinem normalerweise perfekt aufgeräumten Büro herrschte das blanke Chaos. Überall lagen Papiere herum, und der Boden war mit Glassplittern übersät, von denen ein paar sogar in seinem antiken Schreibtisch steckten. Besser meine Möbel als mein Fleisch , dachte er, denn die Angelegenheit hätte sich ohne Weiteres auch ganz anders abspielen können. Er hatte aus reiner Habsucht einen riesigen Fehler begangen, und jetzt musste er die Scherben wieder zusammensetzen.
Eine uralte Macht war in New York geweckt worden. Jeder, der auch nur ein bisschen Gespür dafür im Blut hatte, fühlte, wie die Magie sich über die ganze Stadt ausbreitete. Sie war so mächtig, dass sich ein paar der ältesten Bewohner New Yorks lieber in andere Gegenden zurückzogen. Wer clever war, versuchte dem Ärger aus dem Weg zu gehen; Dutch dagegen versuchte, es in den Griff zu bekommen. Deshalb hatte er nach seiner Lieblingsschülerin Asha gerufen.
Dutch hatte die junge Jägerin mit der geheimen Mission betraut, das Mysterium zu lüften und dem Schwarzen Hof die Macht zu sichern. Bis die anderen drei Höfe auch nur merkten, was hier im Gange war, hätte Dutch die Angelegenheit vollkommen unter Kontrolle haben können. Leider war etwas schiefgelaufen.
Lucy Brisbane hatte sich gegen das Vermächtnis ihrer Mutter gestemmt, seit sie alt genug war, um eine eigene Meinung zu haben, aber das hatte nichts an der Tatsache geändert, dass sie der Herrscherfamilie des Weißen Hofes angehörte. Jetzt war sie tot, und Asha war die Hauptverdächtige. Die beiden Mädchen hassten einander schon seit ihren Kindertagen am Hof, und ihre Rivalität war nur größer geworden, während sie heranwuchsen. Dutch konnte kaum glauben, dass die Sache tödlich ausgegangen war, aber Angelique hätte Asha niemals beschuldigt, wenn sie sich nicht sicher gewesen wäre. Jemand hatte am Tatort Blutmagie benutzt, und obwohl sich noch ein paar Bluthexen in der Stadt aufhielten, war Asha die Einzige, die so viel von dieser Magie verstand, dass sie damit zu töten vermochte. Es gab nur einen Grund, warum er selbst momentan noch nicht angegriffen wurde, und das war Lucys Schutzgeist. Die Agenten des Weißen Hofes hatten dieses Ding lebend am Tatort vorgefunden. Das Frettchen lag in einer Art Koma, deshalb hatten sie noch nichts aus ihm herausbekommen. Der Umstand, dass es noch lebte, vergrößerte die Chance, dass auch Lucy noch am Leben war, aber sicher war das keineswegs. Es gab zwar eine tiefe Verbindung zwischen Schutzgeist und Hexe, aber man hatte durchaus auch schon von Fällen gehört, wo einer weiterlebte, wenn der andere bereits das Zeitliche gesegnet hatte.
Angelique forderte Antworten, und Dutch nicht minder, obwohl er sich nicht sicher war, ob er sie in alle Öffentlichkeit hinausposaunt haben wollte. Würden seine Pläne bekannt, könnte man ihm möglicherweise sogar Hochverrat vorwerfen. Und war erst einmal ein Geheimnis aufgedeckt, könnten dem bald andere Geheimnisse folgen. Darauf war Dutch alles andere als vorbereitet. Er musste Asha finden, bevor Angeliques Leute sie
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