Trolljagd
erreicht hatte, war sie so glücklich, dass sie ihn am liebsten geküsst hätte, aber der gespielt gleichgültige Ausdruck auf seinem Gesicht hielt sie davon ab. »Wie machst du das?«
»Ist das jetzt wichtig? Sieh zu, dass du das Loch erreichst! Wenn ich den Zauber beende, wird das Becken überlaufen, und wir wissen ja bereits, dass du nicht gerade die beste Schwimmerin bist.«
De Mona packte Gilchrest, der hinter einem Stein gekauert hatte, und sprang auf die kleine Insel, auf der sich das Loch befand. Sie hörte ein lautes Donnern, dem ein ebenso lautes Platschen folgte. Als sie über ihre Schulter zurückblickte, sah sie eine gewaltige Welle, die auf sie zufegte. De Mona hatte gerade noch genug Zeit, den Troll festzuhalten, bevor die Woge beide in das Loch spülte. Hinter dem einen Quadratmeter großen Loch, das in den Fels gehauen war, wurden sie mehrere Meter weiter durch einen engen Gang gedrückt und landeten schließlich in einer schmalen Kammer.
De Mona stellte ihren Blick auf Nachtsicht um und suchte den Raum nach weiteren Gefahren ab. Sie befanden sich in einer Höhle mit einer hohen Decke, die irgendwo innerhalb des Krokodilbeckens versteckt lag und die nur einen Eingang und einen Ausgang hatte. Der widerliche Gestank von Tod lag erdrückend in der Luft, und der Boden war übersät mit Knochen. Die meisten schienen von Tieren zu stammen, aber sie sah in dem Haufen auch ein paar menschliche Knochen, nebst etlichen anderen, die sie nicht identifizieren konnte. Der Gedanke, dass Gabriel noch nicht durch den Tunnel zu ihnen gelangt war, lenkte sie einen Augenblick von den Knochen ab. Sie dachte gerade, dass er es nicht geschafft hatte, als sie ein schrilles Kreischen hörte, gefolgt von einem letzten Schwall Wasser, der Gabriel mit einem feuchten Rülpsen direkt vor ihre Füße auf den Boden schleuderte.
Gabriel stützte sich auf seine Hände und Knie und spuckte Wasser. »Diese Erfahrung möchte ich auf keinen Fall noch einmal durchmachen.« Er sah sich in der finsteren Kammer um, und ein eisiger Schauer überlief ihn. »Wo zum Teufel sind wir?«
»An der Grenze zu Midland«, antwortete Gilchrest. »Der Zugang befindet sich am Ende des Ganges.« Er zeigte mit einem verknorpelten Finger in den stockfinsteren Tunnel, trat ein Stück zurück und wartete, dass einer seiner Geiselnehmer die Führung übernahm.
De Mona konnte die Angst, die in Wellen von dem Troll ausging, förmlich riechen. »Okay, was jetzt? Du hast uns bereits durch ein Krokodilbecken gehetzt. Was kommt als Nächstes? Müssen wir vielleicht mit Bären ringen?«
»Alle Risse nach Midland sind gefährlich, aber keiner ist so gefährlich wie die Trolle. Nur die Stärksten sind in der Lage, überhaupt einen Fuß in unser Land zu setzen. Sprich, Menschding«, er sah Gabriel an, »wie viel würdest du riskieren, um das Leben eines alten Mannes zu retten?«
»Alles!«, sagte Gabriel und schritt ins Dunkle.
»Warte, Gabe.« De Mona holte ihn ein, Gilchrest im Schlepptau. »Mir gefällt der Gestank hier nicht.«
»Keine Sorge, De Mona. Wir haben gerade sechs Krokodile zur Hölle gejagt. Ich denke, was auch immer hier rumlungert, kriegen wir auch noch in den Griff.« Gabriel klopfte mit dem Nimrod zweimal auf den Boden und sandte so einen Blitzstrahl in die Luft, um den Tunnel zu beleuchten. Als der Blitz explodierte und den Gang erhellte, als wäre es heller Tag, erblickte Gabriel etwas, das fast wie ein Schulbus mit Zähnen aussah. Der direkt auf ihn zuraste.
14. Kapitel
Es handelte sich um ein Krokodil – jedenfalls war es irgendwann einmal eines gewesen. Sein Körper war fast so lang wie ein U-Bahn-Wagen und von glänzenden Schuppen wie mit einer Rüstung überzogen. Der Schwanz der Kreatur peitschte heftig hin und her und schlug dabei Steine aus den Wänden der Kammer. Kopf und Schnauze des Reptils waren langgezogen, und aus seinen Kiefern ragten zwei Reihen kettensägenartiger Zähne. Die einzigen Körperteile der Bestie, die nicht mutiert waren, waren die kalten Reptilienaugen, mit denen sie jetzt Gabriel fixierte.
Gabriel blieb aus Furcht wie angewurzelt stehen, als die Kreatur auf ihn zukam, De Mona dagegen reagierte zum Glück anders. Sie sprang Gabriel an und stieß ihn zur Seite. Bruchteile von Sekunden später schloss sich das bezahnte Maul des Monsters genau an der Stelle, wo er eben noch gestanden hatte. »Komm zu dir, Gabriel!« De Mona musste ihm eine Ohrfeige geben, um ihn aus seinem Schock aufzurütteln.
Als sich die
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