Trolljagd
lebend hier rauszukommen, wäre ich leider gezwungen, Eurem Onkel zu erzählen, wer 1992 tatsächlich seinen Jaguar zu Schrott gefahren hat.«
Gilgamesh konnte sich das Grinsen einfach nicht mehr verkneifen, das er bereits die ganze Zeit mühsam hatte unterdrücken müssen. »Darauf würde ich meinen Hintern verwetten, du Mistkerl«, platzte Gilgamesh lachend hervor und umarmte Rogue. Alle im Raum atmeten erleichtert auf.
»Du … kennst ihn?«, fragte Asha ungläubig. Ihr Herz schlug so heftig, dass sie glaubte, es unter ihrer Haut sehen zu können.
»Wir sind uns ein paar Mal über den Weg gelaufen«, antwortete Rogue mit einem Lächeln.
»Ein paar Mal? Johnny, hast du vielleicht vergessen, wie oft ich mich geprügelt habe, als wir noch Kinder waren, nur um dir deinen kleinen Hintern zu retten?«, erinnerte ihn Gilgamesh.
Rogue und der Prinz der Dunkelelfen hegten eine Art Hassliebe zueinander, die bis in ihre Kindheit zurückreichte. Sowohl die Dunkelelfen als auch die Magier aus Rogues Elternhaus verehrten den Totengott Thanos, da war es nur natürlich, dass man ein verwandtschaftliches Verhältnis pflegte. Rogues Vater und der Onkel von Gilgamesh waren sehr gute Freunde gewesen. Rogue und Gilgamesh waren viele Nachmittage, an denen die Erwachsenen ihren Geschäften nachgingen, mit den restlichen Kindern allein zu Hause geblieben. Ähnlich wie Rogue hatte auch Gilgamesh keine Lust auf die Zeichenstunden, mit denen die anderen Kinder sich beschäftigten, also stellte er ständig irgendwelchen Unfug an. Rogues Geschwister mieden den Unruhestifter, aber Rogue fühlte sich von ihm angezogen wie die Motte vom Licht und begleitete ihn bei seinen kleinkriminellen Abenteuern. Im Lauf der Jahre jedoch wurde ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt. Rogue trat in den Polizeidienst ein, und Gilgamesh fing an, für seinen Onkel zu arbeiten. So fanden sie sich bald auf entgegengesetzten Seiten des Gesetzes wieder, was ihre Verbindung noch mehr belastete, doch ganz gleich, was kam, sie standen immer wie Brüder zueinander.
»Nur zu, langweilen wir sie mit all den schmutzigen Details aus unserem Leben, Mesh. Ich meinte übrigens ernst, was ich vorhin sagte«, erwiderte Rogue. »Ich brauche tatsächlich deine Hilfe.«
»Und ich meinte es ernst, dass auf deinen Kopf eine Belohnung ausgesetzt ist«, konterte Gilgamesh. Er bedachte seine Leute mit einem kurzen Seitenblick. Sie versuchten immer noch zu verstehen, was da zwischen den beiden Männern vor sich ging. »Teko.« Gilgamesh wandte sich an den Schwertkämpfer, der Rogue nach wie vor mit Adleraugen beobachtete. »Sorg dafür, dass dieses Chaos hier in Ordnung gebracht wird. Ich muss mit Rogue und seiner Freundin im Hinterzimmer reden.«
Teko nickte und begann, dem Reinigungspersonal Anweisungen zu geben. Rogue wartete, bis sie außer Hörweite waren, bevor er Gilgamesh sein Problem schilderte.
»Seit wann sind die noblen Gammurai zu Auftragskillern für Mistkerle wie dich geworden, Mesh?«, fragte Rogue.
»Teko? Er ist kein Auftragskiller, sondern mein Bruder und aus freien Stücken dabei«, antwortete Gilgamesh. »Abgesehen von dir ist er der Einzige, bei dem ich mich darauf verlassen kann, dass er mir den Rücken deckt. Heutzutage ist es schwer, einen guten Helfer zu finden, Johnny. Hey, kannst du dich noch daran erinnern, als wir in den Kreml eingeladen wurden und du dich so betrunken hast, dass du auf den Eisschwan gepinkelt hast?«
»Du hast im Kreml … gepinkelt?«, fragte Asha schockiert.
»Das hat er, und wir hätten um ein Haar den Rest unseres Lebens in einem russischen Gefängnis verbracht, nur weil er eine so schwache Blase hat«, erzählte Gilgamesh ihr. »Aber darüber reden wir später. Im Moment sollten wir uns besser über die Schwierigkeiten unterhalten, in die du da ganz offensichtlich geraten bist. Also, schieß los.«
Gilgamesh führte sie in den hinteren Teil des Raums, in dem sein Büro lag. Es war ein kleines Zimmer, das nur mit einem Schreibtisch, einem Sofa und ein paar Stühlen ausgestattet war und nicht gerade zu dem Bild passte, das man von einem mächtigen Gangsterboss hatte, geschweige denn von einem Prinzen. Gilgamesh war ein Mann, der sich in extremer Zurückhaltung übte und es vorzog, das Rampenlicht und damit die Aufmerksamkeit ambitionierter Killer anderen Unterweltgrößen zu überlassen.
Hinter dem Schreibtisch saß eine attraktive Frau mit haselnussbrauner Haut und dunklen Augen. Sie trug einen cremefarbenen Blazer
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