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Tropfen im Ozean

Tropfen im Ozean

Titel: Tropfen im Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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Oder Medizin.. Aber sie konnte sich kein Studium leisten – es ist so schrecklich... ganz sicher wollte sie nicht in diese Welt, wo nur ein Körper und Kontakte zählen... sie hat es für uns alle gemacht. Sie hat ihr ganzes Leben geopfert. Sie sagte immer: Wenn alles gut läuft, Papa, dann kann ich danach immer noch studieren. Dann sitze ich halt als etwas ältere Studentin im Hörsaal...“
    Meine Lippen zuckten. Aber etwas war noch unrund an seiner Erklärung, etwas fehlte, es war noch nicht ganz logisch.
    „Und deswegen wollte sie die Sendung? Um ein gesichertes Einkommen zu haben? Kann man denn studieren und eine Sendung haben?“
    „Elisabeth kann das. Wenn es einer kann, dann sie. Und die Sendung... die wollte sie aus einer persönlichen Überzeugung heraus“, erwiderte Herr Hänsler. „Sie sagte immer: Damit wäre sie durch gewesen. Das hat sie immer  wieder gesagt. Sie war so fixiert darauf und dann lernte sie jemanden kennen, der meinte, er könne sich ein Format mit ihr vorstellen. Ich weiß noch, wie glücklich sie war, als sie hörte, dass es wahr werden sollte... und dann... dann haben sie sie so gelinkt... so gelinkt... haben Sie das gesehen? Jeder hat es gesehen...und... nun... nun hab ich hab Angst um sie. Ich hab Angst um meine Kleine, verstehen Sie? Da läuft was, was sie uns nicht sagt... sie war seitdem nicht bei uns und hat auch nicht angerufen...“
    Mit immer lauterer Stimme sprach er in die Kamera, mit empörten, verzweifelten Augen sagte er dem Gerät, was er Millionen von Menschen klarmachen wollte: „Meine Tochter ist keine Sexdarstellerin und sie hatte so etwas niemals vor. Ganz, ganz sicher nicht. Niemals. Sie ist etwas ganz Besonderes. Sie ist ein Leben lang ihren Idealen treu geblieben und sie hat ihr Leben für unseres geopfert und sie wird sich ganz sicher nicht für irgendeine Zeitung ausziehen“. Das letzte klang, als ob er es zu E!Liza selbst sagen wollte, ein ohnmächtiger Befehl an sein erwachsenes Kind.
    „Hat sie denn den Playboy in Erwägung gezogen?“ fragte ich. „...die Fotos sind schön und ästhetisch... das ist Kunst“.
    „Nein“, sagte er. „Hat sie nicht“.
    „Und Sie standen all die Jahre mit E!Liza in Kontakt?“ fragte ich weiter. „In einem YouTube –Interview sagen Sie deutlich, dass Sie mit Ihrer Tochter nichts zu tun haben wollen – und sie auch nicht mit Ihnen“.
    „Das war ... eine Kurzschlusshandlung. Als sie mit ihrem ersten Auftritt sofort in die Presse kam – ich weiß es noch wie heute... damals hat sie  ein Pferd in den Saal gebracht - fragen Sie mich nicht, wie sie das geschafft hat -  und sich selbst als Amazone verkleidet. Mit einem Megafon hat sie dann vom Pferd herab Texte von Macbeth deklamiert... es war so skurril, dass sich die Medien nur so auf sie stürzten. Und es hat nicht lange gedauert, da wollten die natürlich wissen, woher sie kommt und warum sie so ist... Sie kennen das ja... der nächste Weg führte die Pressemeute zu uns. Aber Lisa wollte uns aus der Sache total raushalten. Wir waren alle so unerfahren... Lisa hat mich dieses Statement auf YouTube lesen lassen, damit die Presse mich und meine Frau in Ruhe lässt. Das hat mir so wehgetan. Ich wollte das nicht. Es war alles erlogen. Ich kam mir so schäbig dabei vor.“
    Vergrämt schüttelte er den Kopf.
    „Überhaupt komme ich mir schäbig vor... aber ja... wir standen immer in Kontakt“, sagte er und richtete sich bei diesen Worten auf. „Sie kam uns regelmäßig besuchen. Sie hat sich immer um uns alle gekümmert, bis heute, auch um... ich meine... auch um unsere finanziellen Angelegenheiten“.
    Er biss sich auf die Lippen, wieder hakte ich nach:
    „Was ist mit dieser ‚persönlichen Sache’, die Sie erwähnt haben? Was ist da noch passiert?“
    „Das kann ich nicht erzählen“, flüsterte er und wandte sich instinktiv von der Kamera ab. „Das kann ich nicht erzählen... ich habe Ihnen gesagt, dass ich nicht alles erzählen werde... das würde Elisabeth nicht wollen... keiner würde das wollen“.
     
    Und Ende. Das war’s. Die letzten Fragen hatten seinen Mund in einer Endgültigkeit geschlossen, die selbst den kleinsten Vorstoß im Keim erstickte. Er hatte nur noch geschwiegen, war aufgestanden, erneut zweifelnd, ob das, was er gerade getan hatte, richtig gewesen war.
    „Ich vertraue Ihnen“, hatte er zum Abschied beschwörend wiederholt. „Ich vertraue Ihnen, vergessen Sie das nicht“. 
     
    ***
     
    Puff. Rob und ich plumpsten auf die

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