Tropfen im Ozean
Es gab keine Beleuchtung, alles war in diffuses Licht getaucht, leicht verschwommen, doch das Wesentliche konnte man erkennen: E!Lizas schöner Körper kam ins Bild, blondes Haar, das Gesicht nur am vollen Mund erkennbar, sie trug eine schwarzseidene Maske, die Nase und Wangenknochen verdeckte. Und sie lag nahezu nackt auf einem Bett, räkelte sich. Fasste sich an die Brüste, rieb sich zwischen den Beinen. Stöhnte. Ihr Mund war rot und feucht, formte ein Oh, in den sie einen Finger bohrte, daran lutschte... sie stöhnte erneut, laut, lasziv, die Beine gespreizt, richtete den Oberkörper auf... ein Mann kam hinzu. Entsetzt schaute ich weg.
Der Manager drückte auf Stopp.
„Zu hart?“ fragte er mit amüsiertem Lächeln.
„Zu deftig für die Öffentlichkeit“, sagte ich und sah ihn kühl an. „Das ist Porno. Auf keinen Fall werden die das zeigen“.
„Und wenn man über die entsprechenden Zonen Balken macht?“ hakte er nach. „Es geht ja nur um die Aussage... Ihrem Film käme es jedenfalls zugute.“
„Ja... vielleicht... könnte gehen“, sagte ich gespielt interessiert. Unangenehm taxierte mich sein Blick, der über meinem Körper glitt.
„Wie alt sind die Aufnahmen?“ fragte ich.
„Oh, nicht so alt... erst kürzlich... also, es ist nicht diese Sache mit ‚ich war jung und brauchte das Geld’... E!Liza ist... naja... sie wird immer verderbter... immer...“
„Aber warum wollen Sie das zeigen, wenn sie doch Ihre Klientin ist?“
„Sie ist nicht meine Klientin“, knurrte er. „Sie war es mal, aber dann ist sie abgedriftet... Sie sehen ja, wohin... ich wollte diesen Ballkleid-Auftritt nicht... hab ihr vehement davon abgeraten... und ich hab mich auch geweigert, da mitzugehen, hab bis zum Schluss versucht, ihr das auszureden - und jetzt will sie, die doch aufgrund ihrer Popularität Vorbildfunktion hat, eine Sendung mit Pornojungs machen? Finden Sie das nicht schrecklich?“
„Doch!“ sagte ich und meine Entrüstung klang echt. „Natürlich! So was ist einfach... ich meine, dass Fernsehen verantwortungsvoll sein sollte ...“
Er grinste befriedigt. „Meine Rede!“ rief er. „Ganz genau meine Einstellung... das begrüße ich sehr... und das war auch der Grund, warum ich Sie hergebeten habe... so etwas kann man nicht am Telefon besprechen...“.
„Ja, stimmt“, sagte ich und blickte auf die eingefrorene Szene auf dem Bildschirm. „Wie lange ist das Video?“
„Ich denke... um die 25 Minuten und die anderen dürften etwas länger sein“.
„Und alles nur Sex?“ fragte ich heiser. „Ich meine... geht es dann auch richtig zur Sache?“
„Sie hat es geliebt, die Kamera mitlaufen zu lassen“.
„Ah... okay“. Mein Handy vibrierte. „Oh, bitte verzeihen Sie“, sagte ich und zog es heraus. „Darf ich kurz...?“
„Aber bitte“, antwortete er galant und drehte mir manierlich den Rücken zu.
„Neueste Nachricht!“ stand da in fliegenden Buchstaben von Rob. Und ein Link. Ich drückte drauf. Er führte mich zu einem Nachrichtenportal, über das E!Liza verkündete, nie mit diesem Mann zusammen gearbeitet zu haben.
Ungeduldig wartete ich, bis Ryss mir die DVDs gab und steckte sie in meine Tasche.
„Werden Sie das Material verwenden?“ Tief schaute er mir in die Augen.
„In Abstimmung mit dem Sender...“ erwiderte ich nervös auf seinen Schlangenblick. „... und es wird in jeden Fall verpixelt ...“
Dann machte ich, dass ich vom Acker kam. Diese Aufnahmen passten rein gar nicht in das Bild, das ich inzwischen von Eliza hatte. Sie verwirrten mich. Und nicht nur das: Sie waren hochexplosiv.
***
„Das ist sie nicht“, sagte Rob im Brustton der Überzeugung, als ich mit den DVDs zurück kam. „Niemals“.
„Und was macht dich so sicher?“ fragte ich.
„Sie hat ein Tattoo an beiden Knöcheln... und was siehst du hier?“
„Nichts“, sagte ich und grinste erleichtert. „Gott sei Dank“.
„Hast du geglaubt, sie macht so was?“
„Nicht wirklich, aber es wäre ohne Gegenbeweis schwer gewesen, das dem Publikum zu verklickern“, erwiderte ich. „Denn, wenn wir es nicht senden, sendet es ein anderer. Was, wenn er es ins Netz stellt?“
„Scheiße, ja, verflixt! Dann macht es erst mal die Runde, und ihr Ruf ist versaut.“
„Genau und dann dauert es eine Weile, wenn überhaupt, bis das aufgeklärt ist...“
„Was hältst du von der Idee, es einfach zu bringen?“ fragte mich Rob.
„Bitte?“
„Ja... zu sagen... es gibt diese Videos, sie
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