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Troposphere

Troposphere

Titel: Troposphere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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dass dies das Bild ist, das ich mir von schmierigen Männern mache. Dieser Laden muss den Mann unten an der Rezeption repräsentieren. Dann ist es also meine Phantasie, die diese Bilder hervorbringt? Es sieht ganz so aus. Neben dem Sexshop ist ein Schönheitssalon für Haustiere, mit einer blauen Tür. Wie komme ich nur darauf? Daneben eine Gemüsehandlung mit Körben davor; das Obst darin sieht aus, als wäre es aus Plastik.
    Konsole?
    Sie erscheint. Sie haben jetzt die Wähl zwischen dreißig Möglichkeiten, bekomme ich zu hören.
    Okay. Das ist zu wenig für eine Schule. Ich bin offensichtlich nicht nahe genug.
    Kann ich die Apollo-Smintheus-Karte ausspielen?
    Die Apollo-Smintheus-Karte ist abgelaufen.
    Apollo Smintheus?
    Nichts.
    Ich gehe weiter. Das hier muss ich wohl auf eigene Faust erledigen. Wie käme ich also am besten zur Schule? In der physischen Welt liegt sie rund hundert Meter weiter an der Straße. Aber in dieser Welt-der-Geister? Ich gehe weiter. Ich frage mich, wie Richtungen hier funktionieren. Muss ich hier »denselben Weg« nehmen, um an einen Ort zu kommen, wie in der physischen Welt? Sehr verwirrend. Einen Augenblick lang denke ich an Lumas' Geschichte »Das blaue Zimmer«. Wäre es möglich, in meinem Kopf an einen Ort zu gehen, der in der vierdimensionalen Raum-Zeit nicht funktioniert? Könnte ich hier drinnen in eine Falle geraten?
    Diese Straße ergibt nicht den geringsten Sinn. Das Gewirr kleiner Läden hat sich nun in einen Boulevard mit exklusiven Geschäften und Juwelieren verwandelt. Die Auslagen in den Schaufenstern finde ich widerwärtig. In einem fluoreszierend hellen Raum stehen Models in glitzernden Abendkleidern herum und ignorieren sich gegenseitig. Im nächsten führt ein Model einen Hund aus Metall Gassi. In einem andern Fenster ficken zwei Dressmen ein dünnes, zart aussehendes Model. Das gefallt mir noch am besten, zumindest war es unerwartet. Ich gehe weiter, zu meiner Rechten ein verspiegeltes Gebäude und links ein Bürohaus. Die Straße wird wieder schmaler, und jetzt sind überall Häuser. Aber es sind keine normalen Häuser: Es sind lebensgroße Puppenhäuser; von allen wurde die Vorderfront abgenommen und zur Seite gelegt. Sie sind alle in Pastellfarben gestrichen: lila, taubenblau, zitronengelb, rosafarben. Diese Häuser müssen das Mädcheninternat repräsentieren. Es kann nicht anders sein.
    Konsole?
    Sie haben jetzt die Wahl zwischen vierhunderteinundfünfzig Möglichkeiten.
    Okay. Ich bin nicht ganz sicher, wie das funktionieren wird, aber ich nähere mich einem der Puppenhäuser und gehe hinein, direkt von der Straße ins Wohnzimmer.
     
    Sie haben jetzt die Wahl.
    Sie … Ich bin fünfzehn, und ich rauche seit zwei Monaten, und ich glaube, ich bin schon süchtig. Ich bin auch schon süchtig nach Cola und nach diesen Brötchen aus dem Laden im Dorf. Mein größter Traum ist, derart nach allem süchtig zu sein, dass die Leute flüstern, wenn sie über mich reden. Ich will, dass mein blöder Pony rauswächst, und ich will mit Heather und Jo und der Highgate-Clique im Hampstead Heath sitzen und darüber reden, wie abgefuckt wir alle sind, aber ich bin mir da nicht so sicher, weil alle Gras rauchen, und ich will nicht. Ich werde beim nächsten Ball Sex haben. Ich muss das jetzt machen, sonst ist meine ganze Glaubwürdigkeit, wie soll ich sagen, den Bach runter. Bis jetzt habe ich gelogen, was das angeht, aber allmählich wollen die anderen Einzelheiten wissen. Jules hat mich gestern in Mathe gebeten, einen Penis zu zeichnen!
    Ich ziehe noch einmal an der Zigarette.
    »Kommst du dir schon süchtig vor?«, frage ich Nikki.
    »Ja«, sagt sie. »Total. Und es hat meine Stimme versaut.«
    Nikki ist im Chor. Aber in Wirklichkeit will sie Sängerin in einer Indie-Band werden. Dafür musst du dir deine Stimme versauen. Deshalb hat sie hier mit mir und den andern angefangen zu rauchen. Wo sind die anderen? Soph ist in der Theater-AG, aber was ist mit Hannah und Jules? Ich habe Jules seit heute Morgen nicht gesehen, als sie mir beim Frühstück einen giftigen Blick zuwarf. Ich weiß nicht, was ich ihr getan habe. Oh, bitte, Jules, hör nicht auf, mich zu mögen.
    Denk an was anderes.
    »Glaubst du, Jim kriegt es auf die Reihe, nicht jedem im ganzen Dorf auf die Nase zu binden, dass wir am Kippenautomat waren?«, frage ich.
    »Soph bearbeitet Jim. Kein Stress, Süße. Sie hat ihn in der Hand .«
    »Sie hat ihn aber nicht …? Ich meine, nicht tatsächlich …«
    »Das musst du

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