Troposphere
Kontakt aufzunehmen, läuft über seine Tochter. Schließlich gehört er in ihre Ahnenreihe, und in dem Führer von Apollo Smintheus stand, dass man an die Vorfahren von Menschen (und Mäusen) per Pedesis herankommt. Deswegen werde ich mich in einer Pension einquartieren, die in der Nähe ihrer Schule liegt, und in die Troposphäre reisen und feststellen, ob ich Apollo Smintheus finden und mir von ihm erklären lassen kann, wie genau ich dabei vorzugehen habe. Wenn ich in der Nähe ihrer Schule bin, bin ich in ihrer Nähe. Und wenn ich in ihrer Nähe bin, dürfte es nicht allzu schwer sein, sie in der Troposphäre zu finden. Vermute ich.
Die Schule ist in einem kleinen Dorf, ein paar Meilen außerhalb von Hitchin. Ich fahre ungefähr fünf Minuten umher, aber es scheint keine Hotels oder Pensionen zu geben. Ich fahre noch ein bisschen weiter herum. Es gibt einen großen Pub. Ich parke und gehe hinein. Es ist niemand drinnen, nur ein dünner, schmieriger Typ, der hinter der Theke Gläser abtrocknet.
»Hi«, sage ich.
»Hallo«, antwortet er. »Sie sind keine Ausreißerin, oder?«
»Wie bitte?«
»Nicht aus der Schule?«
So jung kann ich doch nicht aussehen. »Nein«, sage ich. »Vielleicht vor rund zwanzig Jahren … Haben Sie Zimmer zur Übernachtung?«
»Mit Frühstück?«
»Ja.«
»Einen Moment. Ich hole das Buch.«
Seit ich im Dorf bin, habe ich keine Menschenseele gesehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Laden kein Zimmer mehr frei haben soll, aber ich warte, während er blättert und sucht.
»Ja. Heute Nacht ist was frei«, sagt er. »Nur Sie, oder?«
»Ja.«
»Das macht fünfundsiebzig Pfund.«
Herr im Himmel. Für ein Zimmer in einem Pub? »Haben Sie nichts Billigeres?«
»Nein, meine Liebe. Ich habe außer dem hier noch eins, aber das kostet fünfundachtzig. Es liegt ganz bei Ihnen.«
Ich seufze. »Gibt es hier in der Gegend irgendwas anderes, das billiger ist?«
»Sie müssten zurück nach Hitchin fahren«, sagt er. »Da könnten Sie was kriegen.«
Hitchin war rund zehn Meilen entfernt. Ich muss in der Nähe der Schule sein.
»Danke. Ich nehme es«, sage ich. »Oh – kann ich in dem Zimmer rauchen?«
»Tun Sie, was Sie wollen«, sagt er. »Wollen Sie jetzt bezahlen?«
Er traut mir nicht.
»Okay«, sage ich. Ich gebe ihm das Geld.
Das Zimmer ist besser, als ich erwartet habe. Das Bett ist weich und hat eine dicke rote Daunendecke. Es gibt zwei Nachttische mit einer antiken Leselampe. Es hat ein eigenes Badezimmer mit weichen, aber abgenutzten weißen Handtüchern. Ich muss ein Bad nehmen, aber ich habe nicht viel Zeit. Kann ich aus der Badewanne in die Troposphäre gehen? Würde ich ertrinken? Ich muss die Zeit, die ich hier habe, so gut wie möglich nutzen. Was sind die Prioritäten? Essen, dann die Troposphäre. Vielleicht bestelle ich mir unten was und nehme ein Bad, bis das Essen da ist. Ein schnelles Bad, nur so zum Warmwerden. Kann ich hier überhaupt Essen bestellen? Ja, neben dem Bett liegt eine Speisekarte. Der Zimmerservice bringt offenbar hauptsächlich toten Kram und Pommes. Schließlich bestelle ich Erbsensuppe mit Pommes. Dann nehme ich ein Bad. Danach ziehe ich einen sauberen Schlüpfer, eine saubere Jeans, ein dickes schwarzes Thermotop und einen Pullover an. Es ist warm hier drinnen, wärmer als im Priorat. Das Essen kommt. Ich tunke die Pommes in die Suppe und lese noch einmal, was ich gestern aufgeschrieben habe. Ich habe immer noch so viele Fragen an Apollo Smintheus.
Mir fehlt das Buch. Mir fehlt »The End of Mister Y«.
Als ich in meiner Reisetasche nach dem Fläschchen mit der Flüssigkeit suche, ist es nicht da. Ich kippe alles aufs Bett: nichts. Alles, was ich habe, ist der schwarze Punkt auf dem Stück Karton. Wie komme ich nun in die Troposphäre? Soll ich weinen? Oder vielleicht lege ich mich einfach aufs Bett und schaue den Punkt an und konzentriere mich auf das Gefühl der quallenartigen Farben und den Tunnel … Brauche ich die Flüssigkeit überhaupt? Vielleicht ist schon etwas in meinem System, weil der Tunnel plötzlich real ist und …
Die Troposphäre sieht ungefähr aus wie beim ersten Mal. Ich bin wieder auf einer schmalen Straße, und es ist immer noch Nacht. Gibt es hier keine Sonne? Ich betrachte die Neonschilder und die kaputten Ladenfassaden. Sieht es so im Inneren meines Kopfs aus? Warum sollte das so sein? Ich gehe an einem Sexshop mit großen purpurfarbenen Dildos im Fenster vorbei. Noch ein Sexshop? Dann begreife ich,
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