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Troposphere

Troposphere

Titel: Troposphere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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Schuljahr müssen mich gerochen haben, als ich an ihnen vorbeiging. Ich kann die Feuchtigkeit unter den Armen und zwischen den Oberschenkeln fühlen – meinen enormen, übergroßen, supermassiven, stämmigen Donner-Oberschenkeln. Eine Strumpfhose anzuhaben hat den Vorteil, dass meine Beine nicht so schlimm aneinanderreiben und die Haut nicht rot wird, aber mir wird dann heiß, und wenn mir heiß ist, schwitze ich wie ein Tier. Aber wenigstens erwartet man von Tieren, dass sie stinken. Niemand findet was dabei, wenn Tiere stinken. Niemand anders wird das je verstehen. Ich weiß nicht, wie ich mit diesem Problem weiterleben kann. Wenn ich sterbe, merkt das überhaupt irgendjemand? Niemand wird je mit mir ins Bett gehen wollen. Ich ekele mich vor mir selber, wenn ich mich ausziehe, und ich weiß, dass Claire, Molly und Esther das merken, aber nichts sagen. Na ja, sie sagen nichts zu mir, aber ich glaube, sie reden darüber, wenn ich nicht dabei bin. Ich hoffe so, dass sie nicht eine dieser blöden »Interventionen« geplant haben. Sie haben es im letzten Halbjahr mit Nicky Martin gemacht. Sie haben sich alle auf sie gestürzt, als sie gerade ins Bett gegangen war, und ihr gesagt, dass sie aus dem Mund stinkt. Offenbar waren sie supernett dabei. Alle sind hier supernett bei allem. »Wir haben nur gedacht, du würdest das wissen wollen …« Lächelt, lächelt, ihr privilegierten Zähne. »Wenn mit uns was nicht stimmt, hätten wir es auch gern, dass du uns das sagst.« Wenn sie bei mir eine Intervention versuchen, bringe ich mich um. Ich weiß noch nicht wie. Ich kann kein Blut sehen, und ich kann keine Schlinge machen. Oh, verdammt. Da ist Esther. Ich muss mich umziehen gehen, aber das kann ich nicht, wenn Esther auch in den Schlafsaal geht. Toll.
     
    Sie haben jetzt die Wahl.
    Sie … ich bin jetzt viel dünner als Maxine. Diese Diät ist phantastisch.
    »Hey, Maxine.«
    Ich sage lieber »Hey« als »Hi«. Das ist irgendwie amerikanisch.
    »Oh. Hi, Esther.«
    Aber sie bleibt nicht stehen, um zu plaudern, sie rennt praktisch in die andere Richtung. Was habe ich der bloß getan? Hochnäsige Ziege. Aber egal, was soll ich also tun, falls Miss Goodbody (»Nenn mich Isobel«) einen Annäherungsversuch bei mir macht? Ich schwärme schon so lange für sie – mir wäre nie in den Sinn gekommen, dass sie für mich dasselbe empfindet. Aber sie hat die zusätzlichen Stunden für die Schauspiel-AG vorgeschlagen und kam reinmarschiert, als ich mich neulich für die Generalprobe umzog, und sie war es auch, die die Bemerkung über meine Titten gemacht hat. Im Ernst. Ich bin mir sicher, dass ich es mir nicht eingebildet habe. Da war das »Hups«, als sie den falschen Vorhang zurückzog. Dann das zu lange Zögern. Dann das Lächeln. Dann – und ich bin mir zu neunundneunzig Prozent sicher, dass es wirklich passiert ist – dann sagte sie: »Nette Titten«, bevor sie wieder wegging. Also muss es was zu bedeuten haben. Sie versucht nicht nur, jung und cool usw. zu sein. Sie muss versucht haben, mir was mitzuteilen. Aber es war so leise gemurmelt, dass ich mir nicht ganz sicher sein kann, ob sie es überhaupt gesagt hat.
    Nur weil ich sie mag, bin ich noch keine Lesbe. Oder doch?
    Ich bin keine Lesbe.
    Ich bin keine Lesbe.
    Aber ich will, dass sie mich küsst.
    Ich biege um die Ecke und gehe die Treppe hoch. Normalerweise nehme ich zwei Stufen auf einmal, aber ich bin heute etwas kurzatmig. Was habe ich mit dem Inhalationsgerät gemacht? Mist. Ich glaube, es ist in der Sporttasche unten in der Umkleidekabine. Ich habe jetzt keine Lust, da runterzugehen. Es wird schon gutgehen. Ich hatte seit mehr als einem Jahr keinen richtigen Anfall. Wenn ich nur wüsste, was ich mit diesem Gefühl anfangen soll, das mich überkommt, wenn ich an Isobel Goodbody denke. Es ist, als ob … Es ist, als ob mein Bauch ein Aquarium mit tausend Fischen drin ist, aber das Wasser ist ausgelaufen, und jetzt zappeln sie alle herum wie in diesem schrecklichen Dokumentarfilm, den wir in Biologie gesehen haben. Wie stelle ich dieses Gefühl ab? Ich glaube, sie zu küssen würde helfen, aber wie ginge das? Und ist es wert, deshalb der Schule verwiesen zu werden? Was mache ich, wenn alle es rausfinden und denken, ich bin eine Lesbe? Ich hoffe, es ist niemand im Schlafsaal. Oh, Mist. Es ist jemand hier drinnen. Es ist Molly, und sie sieht komisch aus. Was will sie mit so viel Eyeliner? Hat sie jetzt überhaupt eine Freistunde? Ich dachte, sie hätte Philosophie.
    Die

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