Troposphere
Smintheus zu erklären.
»Oh, nein«, sagt er freundlich. »Nein. Das wäre kein Problem. Die Mäuse würden sich alle in Luft auflösen, glaube ich. Die Welt würde sich nicht ändern. Niemand würde es merken.«
»Aber …«
»Sie haben es ja auch schon getan, daher erübrigt sich jede Diskussion.«
»Wenn ich es schon getan habe, warum gibt es dann immer noch Mäuse, die in Labors in Käfigen sitzen?«, frage ich.
»Gibt es welche?«, sagt er. »Ich sehe keine.«
»Und was ist mit Ihnen? Wenn es keine Labormäuse gäbe, dann wäre der Kult in Illinois vielleicht nie ins Leben gerufen worden, und Sie würden gar nicht existieren …«
»Ach, ich bin schon seit den Griechen hier. Außerdem ist es für Götter normal, Dinge zu tun, die sie selbst zerstören. Das ist wie bei den Menschen. Wir sind alle in derselben Ökonomie gefangen.«
Hier gibt es so viele Paradoxien, dass ich Kopfschmerzen bekomme. Zumindest habe ich jetzt ein bisschen mehr Energie. Das muss an dem Tropf liegen, der an meinen leiblichen Körper im Krankenhaus angeschlossen ist.
»Sie heißt Miss Abbie Lathrop«, wiederholt er, »und sie lebt auf einer Farm in Massachusetts. Sie müssen gegen Ende 1899 hin. Ich werde Ihnen eine Nachricht mit allen Einzelheiten hinterlassen, wenn Sie zurückkommen.«
Zumindest verlangt er nicht von mir, dass ich es sofort tue.
»Aber …«
»Was ist?«
»Ich habe noch eine ziemlich wichtige Frage«, sage ich.
»Und die lautet?«
»Wird mich das nicht umbringen? Ich meine, weniger als einen Monat zurückzugehen hätte mir fast den Rest gegeben, wenn Sie mir nicht zu Hilfe gekommen wären. Und – nichts für ungut – ich weiß immer noch nicht, ob ich hier wieder lebend rauskomme.«
»Ich weiß nicht, warum Sie dieses ›Leben‹ so mögen.« Apollo Smintheus seufzt. »Aber keine Sorge. Ich werde Ihnen etwas zeigen, das Sie wahrscheinlich nützlich finden werden.«
»Was denn?«
»Das Untergrundsystem. Hm, ich denke, das ist eine angemessene Übersetzung.«
»Das Untergrundsystem? Was, meinen Sie Untergrundbahnen?«
»Ja. So würde Ihr Bewusstsein sie wahrnehmen. Ja, ich glaube, es sind Bahnen.«
Die Vorstädte rücken enger zusammen. Wir gehen einen steilen Hügel hinunter, und ich kann an seinem Fuß eine große Straße leuchten sehen. Es gibt natürlich immer noch keinen Verkehr. Keinen Verkehr, keinen Müll, keine Menschen. Wir gehen rechts, als wir auf die Straße kommen, und an einer Reihe hellerleuchteter Kaufhäuser entlang, zwischen denen gelegentlich große graue Bürohochhäuser stehen. Wir gehen weiter, und ich habe allmählich das Gefühl, als hätten alle Dinge um mich herum mehr Kanten, als sie haben sollten. Ich kann große, schmutzig weiße Mietshäuser sehen, mit mehrdimensionalen Waschsalons und Jazzkneipen zur Straße hin. Es gibt viel zu viel Zeug hier, und ich kann fast spüren, wie die Dichte der Landschaft mir körperlich zusetzt. Gerade als ich denke, ich könne es nicht mehr aushalten, zeigt Apollo Smintheus auf eine Betontreppe, die sich unter die Straße gräbt. Als wir näher kommen, erkenne ich, dass das Ganze genauso aussieht wie der Eingang einer Londoner U-Bahn-Station.
»Da sind wir«, sagt er. »Es ist nicht die leichteste Methode, die Troposphäre zu durchqueren, aber es ist die leichteste Methode für Sie, zu sich zurückzukommen.«
Ich gehe die Treppe hinunter, dann merke ich, dass er mir nicht folgt, und bleibe stehen.
»Kommen Sie nicht mit?«, frage ich.
»Oh, ich kann da nicht runtergehen.«
»Und was soll ich tun?«
»Sie müssten einen Fahrplan bei sich haben, auf diesem Ding … dem Interface …«
»Was, auf meiner Konsole?«
»Wenn Sie es so nennen wollen, ja.«
»Aber wo versuche ich denn hinzukommen?«
»Zu Ihnen. Ich würde vorschlagen, dass Sie zu sich gehen, und zwar, bevor Sie dieses Mal in die Troposphäre gekommen sind. Dann können Sie die Unannehmlichkeiten des Krankenhausaufenthalts vermeiden, und dass diese Männer Sie einholen und so weiter.«
»Was, Sie meinen, es gibt eine Station namens ›Ariel Manto im Pub in Hertfordshire, fünf Minuten bevor sie sich auf die Reise macht, durch die sie die Möglichkeit, hierher zurückzukommen, erst entdeckt‹? Ich meine, die Paradoxien …«
»Wann werden Sie aufhören, über Paradoxien zu reden? Ihre ganze Welt ist ein Paradoxon. Offiziell hat sie keinen Anfang und kein Ende. Nichts an ihr ergibt irgendeinen Sinn, aber Sie scheinen sie erschaffen zu haben.«
Aber ich höre nicht
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