Troposphere
herstelle.
»Dies hier … ist das Bewusstsein an sich«, sage ich.
»In der Tat.«
»Die Gedanken von jedermann, das Bewusstsein von jedermann. Aber zu einer komplizierten Metapher verdichtet, in der ich mich bewegen kann. Und dieser Raum sieht in Wirklichkeit nicht so aus, wie Sie schon sagten. Es gibt keinen Kaffee, keinen Tisch, keinen Fernseher. Aber vermutlich wäre ich nicht in der Lage zu sehen, woraus es gemacht ist … Und … Und ich kann in das Bewusstsein von anderen springen, weil sie alle miteinander verbunden sind. Sie sind alle aus demselben Stoff gemacht.«
»Sehr gut. Woraus sind sie gemacht?«
»Weiß ich das?«
»Ja. Das sollten Sie.«
Ich vergegenwärtige mir alles, was ich über das Bewusstsein weiß. Ich beginne mit Samuel Butler und seiner Idee, dass Bewusstsein etwas ist, das sich entwickelt, und dass es keinen Grund dafür gibt, warum nicht auch Maschinen – oder Plastikstühle oder was auch immer – ein Bewusstsein haben sollten, wenn sie es von uns erben können. Ich erinnere mich an seine Behauptung, wir hätten uns aus Pflanzen entwickelt, und Pflanzen hätten kein Bewusstsein. Also kann sich das Bewusstsein aus rein gar nichts entwickeln, genau wie das Leben sich irgendwann mal aus nichts entwickelt hat. Wir können mit Maschinen verschmelzen und Cyborgs werden, und irgendwann könnte auch der Maschinenteil Bewusstsein haben. Aber wie würde es dazu kommen? Und wie kam es bei den Tieren dazu, die sich zuerst ihrer selbst bewusst wurden und uns dann unser Bewusstsein ermöglichten? Es muss einen Moment gegeben haben, als es zum ersten Aufflackern des Bewusstseins kam. Was war die Ursache für diesen plötzlichen Sprung? Diese Fragen haben mich an Butler immer am meisten interessiert, aber sie werden mir hier vermutlich nicht weiterhelfen. Was weiß ich sonst über das Bewusstsein? Ich weiß, dass mir die Idee des kollektiven Unbewussten nicht gefallt. Mir gefällt die Idee der Ursymbole nicht, die außerhalb des eher willkürlichen Systems von Signifikanten und Signifikaten existieren. Ich ziehe Derridas Idee vor, dass eine klaffende Abwesenheit dasjenige sei, das Realität und Gegenwart erschafft – und nicht ein seltsames B-Movie-Interface voller Schlangen und Hexen und unheimlicher Witzbolde.
Ich denke wieder an Heidegger, und mir wird klar, dass es so viel gibt, was ich nicht weiß. Meiner Erinnerung nach ist Heideggers Spezialwort für Bewusstsein (oder zumindest die Art Bewusstsein, das die meisten Menschen zu haben scheinen) Dasein: buchstäblich eine Art Wesen, das in der Lage ist, sich Fragen über sein eigenes Sein zu stellen. In Heideggers Augen kann das Sein nicht ohne die Idee der Zeit gedacht werden. Man kann nur in der Gegenwart anwesend sein, und deswegen kann man nur in dem Sinn existieren, dass man in der Zeit existiert. Dasein kann sein eigenes Sein erkennen und eine Theorie dazu entwickeln. Es kann fragen: »Warum bin ich hier? Warum existiere ich? Und was ist Existenz überhaupt?« Und deswegen ist Dasein aus Sprache konstruiert: logos; das, was bedeutet.
Lacan stellte die Behauptung auf, dass Bewusstsein mit Sprache verbunden sei – dass unser Sprung von unbewussten, glucksenden Babys zu Teilnehmern an der »symbolischen Ordnung« (also am Besitz einer bewussten Welt) in genau dem Moment geschieht, da wir Sprache erwerben. In diesem Moment begreifen wir, dass wir vereinzelte Wesen in der Welt sind. Wir sind nicht unsere Mütter (dem Himmel sei Dank). Wir werden etwas, das ein Selbst genannt wird, das nur existieren kann, weil andere es tun.
Aber die Welt ist aus Sprache (oder zumindest ist meine Welt aus Sprache), und wir wissen, wie unzuverlässig das ist. Es ist ein Simulakrum, ein geschlossenes System, genau wie die Mathematik, wo alles nur einen Sinn ergibt, weil es nicht etwas anderes ist. Die Ziffer 2 bedeutet nur etwas, weil sie nicht 1 oder 3 ist. Ein Haus existiert nur, weil es kein Boot oder eine Straße ist. Ich bin nur ich, weil ich nicht jemand anders bin. Dies ist ein System der Existenz ohne Signifikate, eines reiner Signifikanten. Das ganze System der Existenz ist ein geschlossenes System, das auf nichts steht, sondern schwebt wie ein Luftkissenboot.
Denk nach, Ariel. Das hier ist doch kein Scheißaufsatz.
Nein. Ich habe mich im Bewusstsein verirrt und versuche herauszufinden, was zum Teufel das ist.
Wobei mir etwas einfällt …
»Wir haben nicht mehr allzu viel Zeit«, warnt mich Apollo Smintheus.
Ich schaue auf den Bildschirm.
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