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Troposphere

Troposphere

Titel: Troposphere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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Verständnis der Welt allmählich verschiebt, als wäre erst jetzt der Punkt erreicht – jetzt, da ich weiß, dass all das wahr ist –, an dem ich mir erlauben kann, mit der Beantwortung all der Fragen, die ich habe, zu beginnen, damit zu beginnen, all die Informationsteilchen und meine Erfahrungen zusammenzusetzen. Mir wird klar, dass der Hund es weiß, weil wir alle potenziell alles darüber wissen, was andere Leute denken und tun. Wir alle haben potenziell Zugang zu den Gedanken anderer. Ich frage mich jetzt ernsthaft, wo die Troposphäre ist und was sie ist, jetzt, da ich weiß, dass sie keine Ausgeburt meiner Phantasie ist. Schwebt sie weniger als ein Teilchen von uns entfernt, vielleicht in einer anderen Dimension, zu der wir nur zu gewissen Zeiten Zutritt haben? Oder funktioniert sie auf völlig andere Weise? Ich bin mir plötzlich sicher, dass der Moment, in dem man den Blick eines anderen aufschnappt, oder der Moment, in dem man glaubt, dass jemand einen anschaut, oder der Moment, wenn man an jemanden denkt und der dann anruft, oder der Moment, wenn man sich in einem Gebäude zu verirren beginnt, das man gut kennt, weil die meisten anderen Menschen sich darin verirrt haben – dass das kein Zufall ist. Diese Momente hängen auf irgendeine Weise mit der Struktur der physischen Welt zusammen, mit der Tatsache, dass wir alle durch unser Bewusstsein genauso miteinander verbunden sind wie alles andere auch.
    Ich frage mich, wovon Luras Buch handelt. Ich habe natürlich gelogen, als ich sagte, ich wüsste nichts davon. Es war die ganze Zeit, als ich in ihm war, in Burlems Hinterkopf. Luras Buch. Luras Buch. Es ist wichtig, aber sie hat diese Gelegenheit ausgelassen, mir irgendwas darüber zu erzählen. Ich frage mich, was sie dazu bringen könnte, mir zu vertrauen.
     
    Wir essen Gemüsecurry mit Reis und trinken Weißwein dazu. Planck geht wieder in seinen Korb und schläft ein, während wir weiter über die Troposphäre reden und überlegen, was meine Erlebnisse bedeuten könnten.
    »Mich fasziniert dieser Gott«, sagt Burlem. »Apollo Smintheus.«
    »Ja«, sage ich. »Ich dachte schon, ich werde verrückt.«
    »Vielleicht stimmte das ja auch«, sagt er. »Ich habe nie irgendwelche Götter in der Troposphäre getroffen. Tatsächlich habe ich nie irgendjemand sonst in der Troposphäre getroffen. Ich habe gedacht, das wäre unmöglich.«
    Wir reden noch ein bisschen über Apollo Smintheus und all die Religionsfragen, über die ich heute schon nachgedacht habe. Wie es scheint, haben weder Burlem noch Lura über die Troposphäre in einem religiösen Zusammenhang nachgedacht – abgesehen davon, dass sie die durch Kirchen verursachte Störung bemerkt haben. Lura scheint von meiner feministischen Analyse aller großen Religionen leicht – aber eben nur leicht – beeindruckt zu sein, aber Burlem weiß offenbar nicht so recht, was er davon halten soll, dass ich den Buddhismus mit allen anderen in einen Topf werfe.
    »Zen«, sagt er schroff. »Zen-Buddhismus ist was anderes. Taoismus auch.«
    Und ich erinnere mich an sein Verlangen nach der Leere, das durch sein Bedürfnis gemildert wird, das Verlangen überhaupt zu verlieren. Das wiederum erinnert mich an Adam, und ich frage mich, was wohl mit ihm geschehen ist. Ich kenne Adam kaum, aber ich vermisse ihn mehr, als ich für möglich gehalten hätte.
    »Wir haben alle unsere eigenen Methoden, Erleuchtung zu suchen«, sagt Lura. »Ich schreibe das Buch, er meditiert die ganze Zeit und versucht, über alles, was wir schon wissen, hinauszusehen. Es gibt immer noch so viel …« Aber sie beendet den Satz nicht. Stattdessen gähnt sie. »Ach. Was für ein Tag.«
    Unsere Unterhaltung ist so oft abgeschweift. Wir haben die Pedesis diskutiert und die Möglichkeit von Zeitreisen, indem man die Vorfahren von Menschen benutzt, und Burlem hat bestätigt, dass sich die milchigen Bilder, die man auf der Konsole sieht, wenn man im Bewusstsein eines anderen ist, auf die lebenden Vorfahren beziehen. Deswegen hatten die Mäuse Hunderte und er nur einen (seine Mutter). Der effektivste Weg zurück in die Vergangenheit besteht darin, lebende Vorfahren zu benutzen, bis sie einem ausgehen (Burlems Mutter beispielsweise hat vermutlich keine, daher muss man, wenn man zu ihr kommt, eher in einen anderen Menschen springen, als sich ein anderes Bild auf der Konsole auszusuchen, und dann so weit wie möglich mit Hilfe der Vorfahren dieses anderen Menschen zurückgehen). Diesen Punkt haben wir

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