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Troposphere

Troposphere

Titel: Troposphere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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Das hier tut mir so leid. Ich bin Heather.« Sie hat einen schottischen Akzent, vielleicht Edinburgh.
    Sie grinst mich an, legt die Bücher ab, die sie im Arm hat, und streckt mir ihre Hand hin. Ich lege meinen Bücherstapel auf meinen inzwischen einzigen Schreibtisch, und wir schütteln uns die Hand.
    »Im Ernst«, sagt sie. »Ich lasse dich so schnell wie möglich wieder in Frieden. Aber es ist so nett von dir, dass du dein Büro zur Verfügung gestellt hast. Ich weiß das wirklich zu schätzen.«
    »Ähm … Du machst aus mir einen besseren Menschen, als ich bin«, sage ich. »Vermutlich hätte ich es auch von mir aus angeboten. Aber ich habe dieses Büro ursprünglich mit meinem Doktorvater geteilt, und der ist zurzeit nicht hier, deswegen, nun ja, ist es nur logisch, dass ich es mit jemand anderem teile. Der Vorschlag kam allerdings von der Leiterin meines Fachbereichs.«
    »Na ja, nur, vielen Dank jedenfalls. Ich meine, du hättest auch nein sagen können.«
    Ich hätte nicht nein sagen können, aber trotzdem.
    »Ich will nur eben meine Mails checken«, sage ich und setze mich an meinen Schreibtisch. »Aber in einer Minute kann ich dir ein bisschen zur Hand gehen, wenn du willst.«
    »Nein. Ich komme zurecht. Ich will nur versuchen, kein zu großes Chaos anzurichten. Ich will dein Büro nicht komplett verwüsten.«
    »Ehrlich«, sage ich. »Es ist okay.«
    Heather hat ihren Rechner schon auf den Schreibtisch gestellt, der jetzt zum Fenster zeigt. Deshalb wird der Theologe den hinter meinem nehmen müssen, der auf die andere Wand geht. Heathers Computer hat einen großen Flachbildmonitor, der sich im Stand-by-Modus zu befinden scheint. Ich drücke die Schalter, um meinen Rechner hochzufahren, dann stehe ich auf und bahne mir einen Weg durch das Labyrinth aus Kartons, um nach oben zu gehen, mein Postfach zu checken und mir einen Kaffee aus der Küche zu holen.
    »Willst du einen Kaffee oder sonst irgendwas?«, frage ich Heather, als ich gehe.
    »Oh, nein, ich kann von dir nicht auch noch verlangen, mir einen Kaffee zu machen.«
    »Das ist kein Problem. Ich mache mir selber einen.«
    »Ach, okay. Aber nur, wenn es keine Umstände bereitet. Ich brauche wahrscheinlich welchen, um weitermachen zu können.«
    »Das Gefühl kenne ich«, sage ich.
     
    Sobald ich wieder an meinem Platz zurück bin, suche ich im Internet nach homöopathischen Medikamenten. Soweit ich sehen kann, kosten sie rund drei oder vier Pfund das Fläschchen. Ich könnte sie online bestellen, aber ich habe keine Kreditkarte, deshalb muss ich in die Stadt gehen. Ich bin derart hungrig, dass ich befürchte, ohnmächtig zu werden, aber ich glaube nicht, dass ich etwas von meinem Geld in der Mensa verschwenden werde. Ich denke, ich trinke den Kaffee aus, befreie mein Auto, fahre nach Hause und mache mir eine Suppe und nehme ein Bad. Dann kann ich losziehen und Carbo vegetabilis suchen. Es gibt eine große Drogerie und zwei oder drei Naturkostläden in der Stadt, und wenn diese Medikamente überall so problemlos zu bekommen sind, wie Patrick sagt, dürfte ich keine Schwierigkeiten haben zu finden, was ich will.
    Unterdessen ist Heather mit dem Einräumen ihrer Bücher fertig geworden.
    »Ach du liebe Güte«, sagt sie.
    Ich blicke zu ihr hoch und sehe, dass sie die Regale anschaut. »Ist alles in Ordnung?«
    »Oh, tut mir leid, ich wollte dich nicht beim Arbeiten stören.«
    »Das tust du nicht«, sage ich. »Was ist denn los?«
    »Ich habe keinen Platz für den Dritten im Bunde gelassen.«
    Wir mustern beide die Bücherregale. Sie hat es tatsächlich geschafft, ein ganzes Regal so vollzustellen, dass Bücher quer über anderen Büchern liegen und manche Bände verlegen hervorgucken, als ob die anderen Bücher sie rauswerfen wollten. Sogar der grüne Frosch sitzt dort, er sieht etwas gequetscht aus. Sie beißt sich auf die Unterlippe und macht einen ernstlich bekümmerten Eindruck. Dann sieht sie mich an, und wir müssen beide lachen.
    »Nun ja«, sage ich achselzuckend.
    »Vielleicht hat er ja nicht viele Sachen. Ich habe nur so viele, weil alles zwischengelagert war. Mein Büro sollte in der vorlesungsfreien Zeit neu gestrichen werden. Ich nehme an, wenn er mit dem Platz nicht auskommt, kann ich immer noch ein bisschen was zurück in Kartons packen.« Sie geht zu meinem Schreibtisch rüber und sieht sich den Stapel homöopathischer Bücher an. Sie berührt eines so, als sei es womöglich verseucht, und zieht ihre Hand dann wieder weg. »Dein Gebiet

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