Troposphere
aus alten Zeitschriften und Büchern und ausgedruckten Mails wirklich keinen Weg nach draußen gibt. Patricks Büro hingegen ist groß, quadratisch und makellos. Es hat zwar nicht genau den Glanz des Monster-Munch-Bistros, aber man kann angesichts seines Büros verstehen, warum er dort gern Kaffee trinkt. Er hat seine Schreibtische wie ich zu einem L zusammengestellt, aber seine Tische sind größer, und einer hat eine Glasplatte. Der mit der Glasplatte zeigt zur Tür hin, und außer einem schweren durchsichtigen Briefbeschwerer und einer weißen Lampe steht nichts drauf. Der andere ist zum Fenster ausgerichtet und sieht aus, als wäre er gerade poliert worden, darauf nur der Rechner. Das Zimmer ist so groß, dass auch noch Platz für einen Beistelltisch und vier bequeme Sessel ist.
Er schließt die Tür hinter uns und geht an die Schreibtischschublade.
»Hier, bitte«, sagt er, nachdem er ein kleines braunes Glasfläschchen herausgenommen hat, das er mir hinhält.
Ich lege meine Bibliotheksbücher auf dem Beistelltisch ab und nehme ihm das Fläschchen aus der Hand. Auf dem Etikett steht: Nux vom 30. 125 Tabletten. Ein Hinweis an der Seite rät, in »akuten« Fällen alle zwei Stunden eine Tablette zu nehmen und andernfalls drei Tabletten pro Tag. Ich schraube den Deckel ab und schaue hinein, ein Haufen winziger flacher weißer Tabletten, wie Aspirin im Miniaturformat.
Patrick schließt die Tür ab und zieht die Jalousien herunter.
»Wie sehr hast du mir verziehen?«, fragt er.
»Hmmm?«, sage ich und schaue hoch, aber er hat mich schon gepackt und küsst mich tief. »Patrick«, sage ich, sobald er aufhört. Aber was soll ich als Nächstes sagen? Trotz – oder merkwürdigerweise wegen – gestern durchströmt mich eine vertraute Empfindung, und anstatt darüber zu reden, dass das Ganze keine gute Idee ist, erlaube ich ihm, mir den Pullover aus- und Jeans und Slip runterzuziehen und mich über den Glastisch zu beugen, wobei er mich an den Haaren packt. Meine Brüste werden gegen das kalte Glas gepresst, und während Patrick mich fickt, frage ich mich, wie sie wohl von unten aussehen.
»Gott, Ariel«, sagt er hinterher, während er seinen Schwanz mit einem Kleenex abwischt und ich meine Jeans hochziehe. »Ich weiß nicht, ob du das Beste oder das Schlimmste in mir zum Vorschein bringst.«
»Ich glaube, es ist das Schlimmste«, sage ich lächelnd.
Er erwidert das Lächeln. »Danke, dass du mir verziehen hast.«
Ich lache. »Ich weiß nicht, ob ich es schon getan habe.« Ich nehme meine Bücher und gehe zur Tür. »Ach ja. Ich schaue mir jetzt wohl besser mal meine neuen Mitbewohner an.«
Patrick wirft das Kleenex weg. »Mitbewohner?«
»Mary nennt sie ›Flüchtlinge‹. Leute aus dem Newton Building. Ich teile mir mein Büro mit zwei von ihnen.«
»Ach. Das ist Pech.« Patrick lehnt sich gegen den Schreibtisch mit der Glasplatte und sieht mich an. »Nun ja, du bist hier immer willkommen.«
»Man wird uns erwischen.«
»Ja. Wahrscheinlich.« Er seufzt. »Dann also wieder zurück in die Hotels.«
»Mal sehen.« Ich schwäche das mit einem anzüglichen Lächeln ab, weil mir eine Idee kommt. »Ach, Patrick?«, sage ich mit einer Hand an der Türklinke, als wäre es mir gerade erst eingefallen.
Er fummelt an den Knöpfen seiner Hose herum, überprüft, ob sie zu sind.
»Was ist?«
»Ich habe mein Portemonnaie zu Hause gelassen. Hast du vielleicht zufällig einen Zehner hier rumliegen? Ist nicht so wichtig, aber ich muss auf dem Nachhauseweg tanken. Ich gebe es dir morgen zurück, oder so.«
Er greift sofort nach seiner Brieftasche und zieht einen Zwanziger heraus.
»Mach dir deswegen keine Gedanken«, sagt er. Und dann, als ich gerade zur Tür rausgehe, leiser: »Wo das herkommt, gibt es noch mehr.«
Während ich weggehe, frage ich mich, ob das besser war, als Geld aus der Tee-und-Kaffee-Kasse zu stehlen, oder schlimmer.
Kapitel zehn
In meinem Büro ist eine junge Frau. Sie ist ungefähr in meinem Alter, vielleicht ein bisschen jünger; sie trägt eine dicke schwarze Brille und hat kurze blonde Locken. Sie stellt Bücher in eines der Regale, die ich leer geräumt habe. Neben ihr stehen fünf andere Kartons mit allen möglichen Sachen, die zum Teil bereits auf dem Boden liegen: hauptsächlich Bücher, aber auch CDs, ein kleines Stereogerät, ein grüner Plüschfrosch und ein verknitterter Laborkittel.
»Hi«, sage ich, als ich um die Kartons herumgehe. »Ich bin Ariel.«
»Oh, mein Gott.
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