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Troposphere

Troposphere

Titel: Troposphere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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Blumentopf.
    »Findest du, dass es hier einladend aussieht?«, fragt er mich.
    »Ja, natürlich«, antworte ich. »Besonders mit zwei Stühlen. Kommt Catherine dich besuchen?«
    »Catherine? Nein. Ich habe mit Catherine Schluss gemacht. Ich erwarte jemanden, der mir viel mehr bedeutet als Catherine.«
    »Dein Liebesleben verändert sich aber schnell«, sage ich.
    »Ha! Ja. Schnell und unerwartet.«
    »Okay. Nun ja, in dem Fall will ich dich nicht aufhalten …«
    »Wolltest du nicht zum Essen kommen? Weil, du weißt ja, an jedem anderen Abend …«
    »Nein«, sage ich. »Keine Sorge. Obwohl ich wünschte, ich wäre auf der Suche nach einem Ort zum Abendessen. Eigentlich bin ich dabei, mich mit den Leuten zu treffen, die mein Büro übernommen haben.« Ich schüttele den Kopf. »Ich weiß wirklich nicht, warum ich überhaupt hingehe.«
    »Aha«, sagt er. »Wenn es also nicht um eins meiner gourmetmäßigen Abendessen geht, willst du vermutlich etwas anderes von mir.«
    »Hmmm. Ja. Ich habe mich gefragt, ob du noch etwas von diesem dubiosen Wein hast.«
    Unmittelbar vor Weihnachten hatte Wolfgang ungefähr dreißig Flaschen bulgarischen Rotwein erworben von wem, das blieb lieber unerwähnt, und er verkaufte sie mir für ein Pfund pro Flasche. Ich habe seit zwei Wochen keine mehr gekauft, aber ich sollte eine Flasche zu Heather mitbringen, und ich will keinen Fünfer im Supermarkt bezahlen, wenn mein gesamtes restliches Vermögen sich insgesamt auf nur noch zehn Pfund beläuft.
    Er schüttelt den Kopf. »Dubios? Wie kannst du sagen, dass mein Wein dubios ist?«
    Ich lache. »Okay, meinetwegen. Dein total legaler Wein.«
    Seine Augen huschen seitwärts zu einem der Schränke. »Ich habe noch ein paar Flaschen.«
    »Kann ich eine haben?«
    »Natürlich.« Er nimmt eine aus dem Schrank. Das Etikett ist bulgarisch, was ihn ziemlich authentisch und, das muss man sagen, teuer aussehen lässt. »Wie ist denn das Leben so?«, fragt er, als er mir die Flasche gibt.
    »Okay«, sage ich und gebe ihm eine Pfundmünze. »Seltsam. Ach – habe ich dir erzählt, dass ich mit dem Buch durch bin?«
    »Das verfluchte Buch?«
    »Ja.«
    »Und dieses Rezept war drin? Hast du dir die Zutaten besorgt?«
    Ich frage nicht, wie um alles in der Welt Wolfgang zu der zutreffenden Annahme gelangt ist, dass ich mir die Zutaten, sobald ich sie kenne, als Nächstes zu besorgen versuchen würde.
    »Nein«, sage ich. »Es war leider nicht drin.«
    »Was passiert also mit Mr. Y?«
    »So ziemlich alles, was er befürchtet hat. Es gibt eine gute Sache: Er bereitet die Mixtur zu und nimmt sie zu sich, und sie transportiert ihn zurück in die Troposphäre. Aber es ist alles ganz furchtbar. Er verschafft sich Zutritt zu den Gedanken seiner Frau und entdeckt, wie unglücklich er sie gemacht hat. Dann dringt er in den Kopf seines Kontrahenten ein und begreift, dass er ihn nie schlagen wird. Kurz bevor klar wird, dass er und seine Frau ins Armenhaus werden gehen müssen, findet er ein bisschen mehr darüber heraus, wie die Troposphäre funktioniert. Man kann tatsächlich von dem Kopf eines Menschen in den eines anderen springen, ganz wie Mr. Y dachte. Und indem man das tut, kann man über Erinnerungen gleiten … Es ist so ähnlich wie Surfen, obwohl Mr. Y seinen eigenen Begriff dafür hat: Pedesis.«
    »Durch Erinnerungen …? Also vielleicht so etwas wie Zeitreisen?«
    »Ich glaube, das war damit angedeutet.«
    Ich erinnere mich an den vorletzten Absatz des Buchs.
     
    Ich hatte innerhalb der Schatten der Troposphäre nicht mein Glück gefunden, nicht mal ein materielles. Und doch empfand ich, wenn ich dort weilte, was ein Vogel vielleicht empfinden mag, wenn er durch die Lüfte fliegt: Während der Zeit, in der ich durch diese neue Welt schweifte, wusste ich, dass ich frei war. Und obwohl ich in der Welt des Fleisches versagt hatte, flog ich in der Welt der Gedanken, vielleicht nicht so, wie ein Vogel fliegt, aber wie ein Mann, der sich schnell über eine grenzenlose Weite von Trittsteinen bewegt, von denen jeder neue Stein eine Plattform bedeutet, von der man auf viele andere springen kann. Als ich diese Methode, immer weitere Sprünge in der Welt fremder Gedanken zu machen, allmählich beherrschen lernte, mich mit den leichtesten und schnellsten Schritten fortbewegte, mit der Eleganz von Wellen auf fließendem Wasser, beschloss ich, diese Bewegung Pedesis zu nennen, von dem griechischen Wort πήδησις. Dieser Fluss mit seinen Steinen, wie die Landschaft

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