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Troposphere

Troposphere

Titel: Troposphere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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Schöpfungsgeschichte, in der er Gott alle möglichen chemischen Massen erschaffen, aber in seiner Aufregung vergessen lässt, die Masse fünf zu erschaffen.
     
    Gott war sehr enttäuscht und wollte zunächst das Universum wieder zusammenziehen und wieder ganz von vorne anfangen. Aber das wäre viel zu einfach gewesen. Daher beschloss Gott, da er ja allmächtig war, seinen Fehler auf die denkbar umständlichste Weise zu korrigieren. Und Gott sagte: »Es werde Hoyle.« Und es wurde Hoyle. Und Gott sah, dass Hoyle gut war … und befahl ihm, schwere Elemente auf jede Weise herzustellen, die ihm gefiel.
     
    Nun ist Kohlenstoff natürlich die Grundlage des Lebens und, wie das Homöopathie-Buch hervorhebt, das unvermeidliche Ergebnis des Todes. Falls man also ein mysteriöses Gebräu irgendeiner Art erzeugen wollte, wäre Kohlenstoff gar keine so merkwürdige Zutat – besonders wenn man ihn so sehr verdünnt, dass er überhaupt nicht mehr existiert und nur noch eine Erinnerung ist.
     
    Ich bin gegen halb fünf im Naturkostladen, aber obwohl Patrick recht hatte und es dort eine Homöopathie-Abteilung gibt, haben sie keine Carbo vegetabilis. Nachdem ich es in zwei weiteren Drogerien versucht habe, bin ich nicht mehr ganz so zuversichtlich, was diese Unternehmung betrifft.
    In der ersten hatten sie überhaupt keine Carbo vegetabilis, und in der zweiten hatten sie es nur in einer 6C-Potenz, ungefähr 994-mal weniger verdünnt, als ich es brauche. Es ist fünf Uhr durch, als ich in das kleine Geschäft neben dem Kino hineinschneie. Ich bin noch nie in diesem Laden gewesen, und ich weiß nicht mal, was dort verkauft wird. Wenn man daran vorbeigeht, sieht es so aus, als wäre es einfach eine Tür ohne was dahinter, aber wenn man näher hinsieht, findet man ein Schaufenster in der Wand daneben. Hinter der Glasscheibe stehen ein paar Gefäße mit Kräutern darin, eine Ausgabe des Tao-Te-King und ein Spiel mit Tarotkarten. Der Name des Geschäfts – Selene, die griechische Mondgöttin – steht auf der Tür, daneben ein verblasstes Schild in verschnörkelter Schrift, das einen zum »Reinkommen und Stöbern« einlädt. Ich hoffe jedenfalls, dass es in dem Laden homöopathische Medikamente gibt, weil mir die Frau in der zweiten Drogerie geraten hat, herzukommen.
    Als ich die Tür aufmache, ertönt drinnen ein zaghaftes Klingeln. Hinter der Tür ist eine schmale Holztreppe im Halbdunkel, die ich hochgehe. Am oberen Ende ist noch eine Tür, mit Milchglasscheiben, und ich öffne sie und betrete das winzige Geschäft, wo ein dünner Mann mit Glatze hinter einem Schreibtisch sitzt und ein Buch liest. Das Geschäft bildet ein Rechteck, der Schreibtisch steht vorne links, es riecht stark nach Sandelholz. Der Schreibtisch sieht aus, als wäre er für einen Architekten im neunzehnten Jahrhundert entworfen worden: Er ist groß und breit und scheint viele Schubladen zu haben, von denen jede nur fünf Zentimeter hoch, aber rund neunzig Zentimeter breit ist. Es gibt keine Kasse. Hinter dem Schreibtisch hängt ein zerfranstes welliges Plakat mit einer Schrift, die ich nicht lesen kann, und daneben befindet sich eine dunkelrote Holztür, davor ein orangefarbener Perlenvorhang.
    Der Mann nimmt mich nicht zur Kenntnis, ich schlendere trotzdem zwischen den Auslagen herum. In der hinteren linken Ecke des Ladens steht ein wackliges Holzregal, in dem kleine braune Fläschchen mit homöopathischen Heilmitteln sind. Ich finde Carbo veg, aber diesmal hat es die Potenz 30C. Ich seufze und gehe auf die rechte Seite hinüber, vorbei an Plastikkübeln mit Kristallen und mehreren Reihen großer Bonbon-Gläser mit Kräutern darin. Darunter liegen in einem Drahtkorb mehrere verstaubte Glasgefäße und Fläschchen, einige mit Korken verstöpselt, andere mit einfachem Schraubverschluss. Ich nehme mir ein Glasfläschchen für das Weihwasser. Da ich sonst nirgendwo homöopathische Medikamente entdecken kann, gehe ich zur Eingangstür zurück und warte, bis der Mann aufschaut.
    »Ich suche nach einem homöopathischen Medikament«, sage ich.
    »Drüben in der Ecke«, antwortet er und schaut wieder in sein Buch.
    »Ich weiß«, sage ich. »Ich brauche es allerdings in einer höheren Potenz.«
    »Oh«, erwidert er. Er schaut auf seine Uhr. »Wir machen eigentlich gleich zu …«
    »Sie haben also keine höheren Potenzen?«
    »Doch, schon«, antwortet er. »Aber wir können die nicht einfach so verkaufen.«
    Ich runzele die Stirn. »Was meinen Sie, brauche ich ein

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