Troposphere
Wahrscheinlichkeit von eins zu fünfundzwanzig, dass das Ergebnis, das sie erzielt haben, von selbst herauskäme, durch Zufall. Das ist mit Sicherheit nicht genug, um mich zu überzeugen. Die Lottogesellschaft würde nicht sehr lange Profit machen, wenn man nur eine aus fünfundzwanzig Zahlen aussuchen müsste!
– Wie gesagt, um auf Mantra II zurückzukommen – und ich vermute, dass dies auch für die Harris-Untersuchung relevant ist –, man muss sich fragen, wer sich die Daten ansieht und wie sie interpretiert werden …
– Oh – also ist es jetzt eine Verschwörung? Die Forscher haben »die Wahrheit versteckt«?
– Nein, natürlich nicht. Aber vielleicht kann so etwas wie ein Gebet nicht in Untersuchungen mit Daten und Graphen und Wahrscheinlichkeitsfaktoren verstanden werden. Wie will man auch nur anfangen, so etwas zu messen? Was ist beispielsweise »eine Gebetseinheit«?
– Es stellt sich hier eine interessante moralische Frage, die Gott betrifft, glaube ich. Ungeachtet dessen, wie wir die Daten von Untersuchungen wie Mantra II interpretieren, müssen wir fragen: Angenommen, Gebete würden Menschen tatsächlich helfen – was für eine Art Gott würde nur den Menschen helfen, die darum bitten oder andere Menschen haben, die für sie bitten? Das würde doch sicher eine Ungleichbehandlung von Menschen durch Gott implizieren, obwohl wir doch anscheinend alle Gottes Kinder und gleich vor seinen Augen sind?
– Ja, das ist eine interessante Frage. Vielleicht ist das ganze Konzept des Gebets an sich ein Paradoxon. Vielleicht kann man nicht zu einem Gott beten, der alle gleich behandelt. Vielleicht wird das Gebet dann zu einer überflüssigen Vorstellung. Wenn Gott alle Menschen gleichermaßen liebt, sollte man ihn vermutlich nicht daran erinnern müssen, dass er sich um sie kümmert. Es dürfte keinen logischen Grund für Fürbitten geben.
– Ich bin auch der Ansicht, dass es sich hierbei um einen bedeutenden Punkt handelt. Man kann sich jedoch fragen: Was ist, wenn es nicht Gott ist? Was ist, wenn der Erfolg von Gebeten in Wirklichkeit etwas über die Macht von Gedanken offenbart? Können Gedanken tatsächlich auf die Materie einwirken?
– Zum Beispiel Löffel verbiegen?
– Ja. (Lachen) Ich vermute, man könnte es so sehen, als wäre es ein bisschen so wie Löffelverbiegen.
Ich esse den Reis auf und zünde mir eine Zigarette an, während die Diskussion im Hintergrund weitergeht. Zumindest sind die Stimmen da und erinnern mich daran, dass es jenseits dieses Zimmers, jenseits meines Verstands eine greifbare Welt gibt. Wo zum Teufel bin ich heute Nachmittag gewesen? Und, denke ich jetzt unwillkürlich, wie lange noch, bevor ich wieder dorthin zurückgehen kann? Vielleicht sollte ich es so schnell wie möglich wieder versuchen und feststellen, a) ob der Ort so wirklich ist, wie er sich heute Nachmittag anfühlte, und b) ob ich, falls er wirklich ist (was immer Wirklichkeit in diesem Zusammenhang bedeuten mag), mich mit mehr Erfolg in ihm bewegen kann als beim ersten Mal.
Ein Zug rattert vorbei, und ich frage mich, wo er hinfährt. Ich war heute noch nicht draußen.
Ich rauche noch eine Zigarette und versuche, mich aufzuwärmen, aber das klappt nicht. Ich sollte wahrscheinlich versuchen, allein aus diesem Grund wieder in die Troposphäre zurückzukehren: Wenigstens wäre mir nicht mehr kalt. Wenn ich nur nicht glauben würde, dass die Ereignisse des heutigen Tages darauf hinweisen, dass ich geisteskrank bin (sich in Mäuse einfühlen – ich glaube, das ist so ein Indiz) – und wenn es nur nicht so arschkalt wäre –, dann würde das ohne Frage der erstaunlichste Tag meines Lebens sein. Also mache ich es nochmal. Ich stelle fest, ob es wirklich ist (obwohl ich versuchen werde, Katzen zu vermeiden). Und was dann? Durchdrehen? Feiern? Nervenzusammenbruch? Es gibt offenbar nichts, was man logischerweise vor, während und nach dieser Situation tun könnte, außer mit allem, was ich gerade mache, aufzuhören und ein Vor, Während oder Nach nicht mehr zuzulassen. Aber das ist die eine Sache, die ich nicht tun werde. Ich muss versuchen zurückzukehren.
Während ich mich mit dem Drum und Dran meiner neuen Sucht – der Karte mit dem schwarzen Kreis und dem Fläschchen mit der Flüssigkeit – wieder niederlasse, klopft es an der Tür. Ist es Wolf? Ich beachte es nicht, lasse mich ins Sofa sinken, denke flüchtig daran, dass ich nie Bekanntschaft mit der Couch eines Psychiaters gemacht habe. Ich trinke
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