Troposphere
verwandelt: in die Enttäuschung, ich zu sein, hier und jetzt.
Der überwältigende Gedanke: Ich will zurück in die Troposphäre.
Und ein schwächerer Gedanke: Aber du wolltest da raus.
Merkwürdig, dass ich immer an Drogen denken muss, aber das ist die Verbindung, die Mr. Y auch hergestellt hat. Diesmal erinnere ich mich an ein Badezimmer vor langer Zeit. Es muss tatsächlich kurz vor meinem Aufbruch nach Oxford gewesen sein. Ich stand mit einem großen Typ, der mir eine winzig kleine, grünemaillierte Pfeife gab, in einem Badezimmer in Manchester. Ich erinnere mich, wie ich an dieser Pfeife zog und etwas empfand, das ich noch nie zuvor empfunden hatte: vollkommene Zufriedenheit, so ähnlich, wie man sich unmittelbar nach einem Orgasmus fühlt, aber stärker – als wäre die ganze Welt eine große weiche Steppdecke und man selbst kurz davor einzuschlafen, als würde einem nie wieder etwas wehtun. Ich sog dieses Zeug in meine Lunge, und es schmeckte wie Ammoniak. Und ich fragte den Typ, was es sei.
»Crack«, sagte er. »Mit Heroin versetztes Kokain. Wahrscheinlich nimmst du es besser nicht nochmal. Es macht dich blöd im Kopf.«
Genau wie ich sofort wieder an dieser Pfeife ziehen wollte, will ich jetzt zurück in die Troposphäre. Also ist das vielleicht der Fluch.
Verworrene Gedanken, verworrene Gedanken. Es ist ziemlich offensichtlich, dass ich gerade wieder geschlafen habe. Ich kann nicht in der Troposphäre gewesen sein. Es ist ein fiktionaler Ort, ein Ort aus einem Buch. Aber ich stehe trotzdem vom Sofa auf und sehe – bevor ich aufs Klo gehe – in der Mausefalle unter dem Spülbecken nach. Und mir wird schlecht. Da ist sie, das Geschöpf, dessen Gedächtnis und Gedanken ich geteilt habe, und zittert in der kleinen Kiste, den Schwanz in der Verschlussvorrichtung eingeklemmt. Ich glaube, ich habe mir die Mäuse in den Fallen noch nie richtig angeschaut oder auch nur einen Gedanken an sie verschwendet, abgesehen davon, dass ich mich bemüht habe, daran zu denken, sie so schnell wie möglich draußen freizulassen. Aber jetzt schaue ich sie mir an. Ob es »nur ein Traum« war oder nicht, ich weiß genau, wie sie sich fühlt. Ich öffne die Kiste, meine Hände fummeln an dem Verschluss herum, ich versuche, ihren Schwanz so sanft wie möglich zu befreien.
»Es tut mir leid«, sage ich zu ihr. »Es tut mir so leid.«
Ich stelle die Kiste vorsichtig auf den Boden, und sie geht rückwärts hinaus, zunächst langsam und mit zuckender Nase. Ich rechne damit, dass sie sofort wie ein grauer Blitz über den Boden rast, um sich zu verstecken, aber stattdessen sitzt sie da und schaut mich an, kratzt sich – ich weiß, wie sehr sie das tun wollte –, und dann sitzt sie einfach nur da und fixiert mich mit ihren kleinen schwarzen Augen. Ich erkenne dieses Starren von irgendwoher wieder, und ich erwidere es instinktiv. Wir verharren eine ganze Minute so, und ich bin mir sicher, dass sie Bescheid weiß. Ich bin mir sicher, sie weiß auf irgendeiner Ebene, dass ich in ihrem Kopf war und dass ich sie verstehe. Sie hat keine Angst vor mir. Dann macht sie sich doch auf und huscht unter einen der Schränke. Ich sehe in den anderen Fallen nach und stelle fest, dass sie leer sind; dann werfe ich sie alle weg.
Irgendwas stimmt mit dem Licht nicht. Ich brauche eine gewisse Zeit, bis es mir auffällt – ich gehe ins Badezimmer und pinkle und verbringe rund vier oder fünf Minuten damit, mich im Spiegel zu mustern und zu überlegen, was jemand anders wohl herausfinden würde, wenn er in meinen Kopf reinkäme –, aber als ich wieder in der Küche bin und Kaffee aufsetze, bemerke ich, was es ist. Es wird bereits dunkel. Ich schaue auf die Uhr und verstehe, warum. Es ist sechzehn Uhr. Seltsam. Ich habe die Mixtur gegen elf zu mir genommen, glaube ich. Und ich war ungefähr eine halbe Stunde in der Troposphäre, oder zumindest hat es sich so angefühlt. Vielleicht verliere ich den Verstand.
Ich sehe in meiner Hosentasche nach. Da ist keine Visitenkarte.
Ich schaue aus dem Fenster: Da ist keine Katze.
Aber Apollo Smintheus will ich später nachschlagen, um festzustellen, ob es ihn wirklich gibt.
Der Ofen muss ausgegangen sein, während ich auf dem Sofa lag, und jetzt zittere ich vor Kälte. Ich erinnere mich daran, wie es in der Troposphäre war: das Nicht-Gefühl des Raums, das Fehlen jeglicher Wärmeempfindung. Das will ich wiederhaben. Aber falls ich das nicht haben kann, will ich wenigstens, dass mir warm, warm, warm
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