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Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman

Titel: Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
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gekommen sind.«

55
    Diana Bond ging, um ihre lange Rückfahrt nach Edwards anzutreten. Reacher schob seinen Serviettenstapel ordentlich zusammen und stellte den Zuckerstreuer wieder genau mittig darauf. Die Nachspeisen kamen, frischer Kaffee wurde eingeschenkt und O’Donnels Burger serviert. Reacher war halb mit seinem Kuchen fertig, als er plötzlich zu essen aufhörte. Er blieb sekundenlang schweigend sitzen und starrte wieder aus dem Fenster. Dann hob er eine Hand, deutete auf den Zuckerstreuer, sah zu Neagley hinüber und fragte sie: »Weißt du, was das ist?«
    »Zucker«, antwortete sie.
    »Nein, ein Briefbeschwerer«, sagte er.
    »Und?«
    »Wer trägt eine Pistole ungeladen?«
    »Jemand, der so ausgebildet worden ist.«
    »Wie ein Cop. Oder ein ehemaliger Cop. Vielleicht einer, der früher beim Los Angeles Police Department war.«
    »Und?«
    »Die Dragon Lady bei New Age hat uns belogen. Die Leute machen sich Notizen. Sie zeichnen Strichmännchen. Mit Papier und Bleistift arbeiten sie besser. Es gibt keine völlig papierlose Umgebung.«
    »Vielleicht hat sich manches geändert, seit du zuletzt einen Job hattest«, warf O’Donnell ein.
    »Als wir zum ersten Mal mit ihr geredet haben, hat sie uns erzählt, Swan habe seinen Berliner-Mauer-Betonbrocken als Briefbeschwerer benutzt. Aber wer benutzt in einer völlig papierlosen Umgebung einen Briefbeschwerer?«
    O’Donnell entgegnete: »Das war vielleicht bloß eine Redewendung. Briefbeschwerer, Souvenir, Schreibtischzierde, wo ist da der Unterschied?«
    »Beim ersten Besuch mussten wir an der Einfahrt warten. Erinnerst du dich?«
    Neagley nickte. »Aus dem Tor ist ein Lieferwagen gekommen.«
    »Was für ein Lieferwagen?«
    »Fotokopierer. Lieferung oder Wartung.«
    »Nicht ganz einfach, in einer völlig papierlosen Umgebung Fotokopierer zu benutzen, richtig?«
    Neagley schwieg.
    Reacher sagte: »Hat sie in diesem Punkt gelogen, kann sie alle möglichen anderen Lügen erzählt haben.«
    Niemand sprach.
    Reacher sagte: »Der Sicherheitsdirektor von New Age war früher beim LAPD . Ich wette, dass das auch auf die meisten seiner Leute zutrifft. Sicherungshebel umgelegt, keine Patrone in der Kammer. Grundausbildung.«
    Niemand sprach.
    Reacher sagte: »Ruf Diana Bond noch mal an. Sie soll sofort zurückkommen.«
    »Sie ist eben erst weggefahren«, wandte Neagley ein.
    »Dann hat sie’s nicht weit. Sie kann umdrehen. Ihr Wagen hat bestimmt ein Lenkrad.«
    »Das wird sie nicht wollen.«
    »Sie wird wollen müssen. Sag ihr, dass sonst morgen sehr viel mehr als nur der Name ihres Bosses in der Zeitung steht.«
    Diana Bond brauchte etwas mehr als fünfunddreißig Minuten, um zurückzukommen. Stockender Verkehr, ungünstige Ausfahrten. Sie sahen ihren Wagen auf den Parkplatz einbiegen. Eine Minute später kam sie herein. Diesmal blieb sie stehen, funkelte Reacher wütend an.
    »Wir hatten eine Vereinbarung«, sagte sie. »Ich rede einmal mit Ihnen, Sie lassen mich in Ruhe.«
    »Sechs weitere Fragen«, entgegnete Reacher. »Danach lassen wir Sie in Ruhe.«
    »Scheren Sie sich zum Teufel!«
    »Diese Fragen sind wichtig.«
    »Nicht für mich.«
    »Sie sind zurückgekommen. Sie hätten weiterfahren können. Sie hätten die DIA anrufen können. Aber das haben Sie nicht getan. Machen Sie sich und uns also nichts vor. Sie werden antworten.«
    Stille im Lokal. Kein Geräusch, nur das Geräusch von Autoreifen auf dem Asphalt und ein fernes Summen aus der Küche. Vielleicht von einem Geschirrspüler.
    »Sechs Fragen?«, sagte Bond. »Okay, aber ich zähle mit.«
    »Setzen Sie sich«, forderte Reacher sie auf. »Bestellen Sie sich eine Nachspeise.«
    »Ich will kein Dessert«, sagte sie. »Nicht hier.« Aber sie setzte sich.
    »Erste Frage«, begann Reacher. »Hat New Age irgendwo einen Konkurrenten mit vergleichbarer Technologie?«
    Diana Bond antwortete: »Nein.«
    »Niemand, der völlig frustriert und verbittert ist, weil er unterboten wurde?«
    »Nein«, wiederholte Bond. »New Age hat ein einzigartiges Produkt.«
    »Okay, zweite Frage. Will die Regierung wirklich, dass die Little Wing funktioniert?«
    »Wieso um alles in der Welt sollte sie das nicht wollen?«
    »Weil Regierungen unter Umständen davor zurückschrecken, neue Angriffsmöglichkeiten zu entwickeln, ohne die entsprechenden Abwehrmittel bereits installiert zu haben.«
    »Das ist ein Argument, das ich nie gehört habe.«
    »Wirklich nicht? Was wäre, wenn eine Little Wing erbeutet und nachgebaut würde? Das

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