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Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman

Titel: Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hinterhalt sein. Sie denken, wir könnten noch im Gebäude sein.
    Er beobachtete sie, bis seine Augen sich an das Halbdunkel gewöhnt hatten. Dann zog er das aus Vegas mitgebrachte Handy aus der Tasche und rief die letzte Nummer auf, drückte die grüne Anruftaste, hielt sich das Telefon ans Ohr und blickte weiter nach vorn, um zu sehen, welcher der fünf Männer sich melden würde.
    Er tippte auf den Mann im Regenmantel.
    Irrtum.
    Keiner der fünf Kerle meldete sich.
    Keiner von ihnen reagierte. Keiner zog sein Handy aus der Tasche. Keiner bewegte sich auch nur. Das Freizeichen war weiter zu hören, dann schaltete sich der Anrufbeantworter ein. Reacher unterbrach die Verbindung und wählte die Nummer noch mal – mit dem gleichen Ergebnis. Er beobachtete die Kerle genau, aber keiner von ihnen regte auch nur einen Muskel. Es war undenkbar, dass ein Sicherheitsdirektor im Alarmfall ausrückte, ohne sein Mobiltelefon eingeschaltet zu haben. Es war undenkbar, dass ein Sicherheitsdirektor unter solchen Umständen einen Anruf ignorieren würde.
    Deshalb war keiner dieser fünf Männer der Sicherheitsdirektor von New Age. Auch der im Regenmantel nicht. Er war bestenfalls die Nummer drei, wenn man Swan als Nummer zwei berücksichtigte. Und er benahm sich wie eine Nummer drei, war langsam und schwerfällig. Er hatte kein taktisches Gespür. Jeder halbwegs Intelligente hätte längst wissen müssen, was zu tun war. Ein kleines quadratisches Gebäude, möglicherweise von Bewaffneten besetzt, drei schwere Limousinen zur Verfügung – sein Problem hätte längst gelöst sein müssen. Alle drei Wagen fahren auf das Gelände, hohes Tempo, verschiedene Richtungen, sie umrunden das Gebäude, sie ziehen Feuer auf sich, zwei Kerle dringen von hinten ein, zwei kommen von vorn, Abpfiff.
    Zivilisten, dachte Reacher.
    Er wartete.
    Schließlich traf der Mann im Regenmantel die richtige Entscheidung. Schmerzhaft langsam, aber letztlich doch. Er beorderte seine Leute in die Fahrzeuge zurück, die sich sammelten und anschließend durchs Tor rasten. Reacher verfolgte, wie sie das Gebäude mehrmals umkreisten, dann ließ er den Motor seines Wagens an und fuhr nach Westen davon.
    Reacher blieb auf normalen Straßen und mied den Freeway. Ihm war aufgefallen, dass es auf den Freeways nachts von Cops wimmelte, während es anderswo keine gab. Also war er lieber übervorsichtig. Am Dodger-Stadion verfuhr er sich und beschrieb zuletzt orientierungslos einen Kreis, der an der L.A. Police Academy vorbeiführte. Er hielt im Echo Park und fragte telefonisch nach dem Standort der anderen. Sie waren schon fast am Ziel, fuhren wie von einem Nachtangriff heimkehrende Bomber in unauffälligem Tempo nach Westen.
    Um Punkt drei Uhr morgens fanden sie sich wieder in O’Donnells Zimmer ein. Die erbeuteten Dokumente lagen in drei ordentlichen Häufchen auf dem Bett. Reacher zog Swans Papiere aus der Tasche und legte sie daneben. Sie waren nicht sonderlich interessant. Obenauf lag ein Vorschlag zur zukünftigen Überstundenregelung für sein Sekretariat. Beim Rest handelte es sich um eine Begründung für die bisher geleisteten Überstunden.
    Auch O’Donnells Material war nicht sehr interessant, aber in negativer Hinsicht lehrreich. Es bewies, dass der Glaswürfel ein reines Verwaltungszentrum war, das ohne strenge Sicherheitsvorkehrungen auskam, weil es dort kaum Wertvolles zu entwenden gab. Das Gebäude enthielt nicht einmal ein Konstruktionsbüro, sondern nur den Verwaltungsapparat von New Age: Personalabteilung, Buchhaltung, Fahrbereitschaft, Wartungs- und Instandhaltungsdienste. Nichts, was an sich wertvoll gewesen wäre.
    Was die Suche nach der Fertigungsstätte umso dringlicher machte.
    In dieser Beziehung machte Dixons Beute einen gewaltigen Unterschied. Sie hatte die zertrümmerte Empfangstheke durchsucht, war unter den demolierten Chrysler gekrochen und hatte in nur fünfzig Sekunden einen Fund gemacht, der Gold wert war. In einer zersplitterten Schublade hatte sie das Telefonverzeichnis von New Age entdeckt. Jetzt lag es vor ihnen auf dem Bett: ein dicker Blätterstapel in einem weißen Ringbuch, leicht lädiert und mit Staub bedeckt.
    Auf der Außenseite des Ordners prangte das Firmenzeichen von New Age Defense Systems, und die meisten Seiten waren voll mit Namen und Nebenstellennummern, die ihnen nichts sagten. Ganz vorn jedoch gab es ein Organigramm, das alle Abteilungen der Firma zeigte. In Kästchen standen Namen, und Striche verbanden diese durch

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