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Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman

Titel: Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
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Allerdings kam er nur bis zu dem Polaroidfoto. Es war ein Jahr alt und natürlich weit von Studioqualität entfernt, aber trotzdem viel schärfer als Curtis Mauneys Standbild einer Überwachungskamera. Zehn Jahre nach der Army hatte Swan sein Haar kürzer getragen als im Dienst. Damals waren rasierte Schädel bei den Mannschaften in Mode gekommen, aber diese Welle hatte die Offiziere noch nicht erfasst. Swan hatte eine ganz normale Frisur mit Seitenscheitel gehabt. Im Lauf der Jahre musste sein Haar dünner geworden sein, und er hatte sich für einen Bürstenschnitt entschieden. In der Army war es kastanienbraun gewesen, hier sah es staubig grau aus. Er hatte starke Tränensäcke unter den Augen und deutliche Fettansätze an den Kiefergelenken. Sein Hals wirkte noch dicker als früher. Reacher staunte darüber, dass es überhaupt Hemden in dieser Kragenweite gab. Wie Autoreifen.
    »Wie geht’s weiter?«, fragte Dixon in die Stille hinein. Reacher wusste, dass das keine richtige Frage war, sie wollte ihn nur davon abhalten weiterzulesen. Wollte seine Gefühle schonen. Er klappte das Dossier zu, ließ es etwas von den anderen entfernt aufs Bett fallen. Swan hatte Besseres verdient, als mit seinen ehemaligen Kollegen zusammengeworfen zu werden – und wenn’s nur auf Papier war.
    »Wer war eingeweiht, wer ist geflogen?«, sagte Reacher. »Das müssen wir rauskriegen. Alle anderen dürfen noch ein bisschen länger leben.«
    »Wann erfahren wir das?«
    »Heute im Lauf des Tages. Dave und du kundschaften den Betrieb in Highland Park aus. Neagley und ich fahren nach East L.A. zurück. In einer Stunde. Seht also zu, dass ihr noch etwas Schlaf bekommt.«
    Reacher und Neagley verließen das Motel um fünf Uhr morgens. Sie lenkten ihre Hondas einhändig und telefonierten miteinander, wie es die meisten Pendler taten. Reacher sagte, bestimmt seien Lamaison und Lennox bei dem Alarm sofort nach Highland Park hinausgefahren. Eine Standardmaßnahme bei Notfällen, vermutete er, weil Highland Park gefährdeter war. Der Überfall in East L.A. konnte ein Ablenkungsmanöver gewesen sein. Aber eine ruhige Nacht würde diese Befürchtung widerlegen, und die beiden würden bei Morgengrauen zum eigentlichen Tatort fahren, entscheiden, dass dort heute nicht gearbeitet werden könne, und allen einen Tag freigeben. Nur den Abteilungsleitern nicht, die bleiben mussten, um die Schäden zu registrieren und Listen mit den entwendeten Gegenständen aufzustellen.
    Neagley stimmte seiner Analyse zu. Und sie begriff den nächsten Teil des Plans, ohne nachfragen zu müssen, was einer der Gründe war, weshalb Reacher sie so mochte.
    Sie parkten in hundert Meter Abstand auf verschiedenen Straßen, ohne Absicht, sich zu verstecken. Die Sonne ging gerade auf. Reacher, der fünfzig Meter von der New-Age-Zentrale entfernt parkte, konnte das Spiegelbild seines Wagens in der Glasfassade sehen: winzig und fern, eines der vielen Autos, die hier überall standen. Ein Abschleppwagen war rückwärts an den demolierten Eingangsbereich des Gebäudes herangefahren. Sein Stahlseil führte ins dunkle Innere. Der Kerl namens Parker war noch immer da und leitete die Bergung. Er hatte einen Fußsoldaten bei sich. Reacher vermutete, die drei anderen seien nach Highland Park geschickt worden, um Lamaison und Lennox abzulösen.
    Das Stahlseil des Abschleppwagens straffte sich ruckend. Der dunkelblaue Chrysler kam rückwärts aus dem Foyer – sehr viel langsamer, als er hineingerast war. Er hatte einen geplatzten Reifen, Kratzer im Lack und einen Frontschaden. Die Windschutzscheibe war undurchsichtig und leicht eingebeult. Insgesamt sah der Wagen jedoch erstaunlich gut aus. Er wurde auf die Stellfläche gezogen, wo der Fahrer die Räder mit Spanngurten sicherte und davonfuhr. Sobald er das Firmengelände verlassen hatte, traf sein unbeschädigter Zwilling ein. Ein weiterer blauer 300C, aus dem Allen Lamaison stieg, um das aufgesprengte Tor zu begutachten.
    Reacher erkannte ihn sofort nach dem Foto in seinem Dossier. In Person war er einen Meter achtzig groß und wog vermutlich etwas über hundert Kilo. Breite Schultern, schmale Hüften, dünne Beine. Er wirkte schnell und beweglich, trug einen grauen Anzug mit weißem Hemd und roter Krawatte. Obwohl es nicht windig war, hielt er die Krawatte mit einer Hand flach an seine Brust gedrückt. Nach einem kurzen Blick auf das Tor stieg er wieder ein und fuhr bis zum Gebäude weiter. Als er kurz vor dem demolierten Eingang

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