Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman

Titel: Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
dieses Problem, löste seinen Gurt und stieß die Tür auf. Zwängte sich aus dem Wagen und begann über den Boden des Foyers wegzukriechen. Überall um ihn herum flammten kleine weiße Blitzleuchten auf. Allmählich konnte er wieder hören. Eine Sirene heulte. Er rappelte sich auf und verfolgte, wie die anderen von draußen hereingestürmt kamen. O’Donnell und Neagley waren zur Einmündung des Korridors unterwegs, aus dem die Dragon Lady zweimal aufgetaucht war. Die hellen Lichtstrahlen ihrer eingeschalteten Stablampen hüpften und tanzten vor ihnen durch wirbelnde weiße Staubwolken. Er zog seine Maglite aus der Jacke, schaltete sie ebenfalls ein und folgte ihnen.
    Einundzwanzig Sekunden abgelaufen, dachte er.
    Auf halber Länge des Korridors passierte er zwei Aufzüge. Ihre Anzeigen ließen erkennen, dass dies ein zweistöckiges Gebäude war. Er drückte nicht auf den Rufknopf, weil die Aufzüge bei Alarm bestimmt ohne Strom waren. Stattdessen riss er die Treppenhaustür daneben auf. Nahm immer zwei Stufen auf einmal und rannte in den zweiten Stock hinauf. Im Treppenhaus war das Heulen der Alarmsirene unerträglich laut. Er stürmte in den Korridor im zweiten Stock. Seine Stablampe brauchte er hier nicht. Die durch den Alarm ausgelösten Blitzleuchten verwandelten den Flur in eine höllische Disko. In Abständen von sechs Metern führten Bürotüren aus Ahorn vom Korridor ab. An den Türen waren Namensschilder befestigt: lange schwarze Kunststoffschilder, deren eingravierte Buchstaben bis in die weiße Grundschicht hinunterreichten.
    Direkt vor Reacher war Neagley dabei, eine Tür mit dem Namensschild Margaret Berenson einzutreten. Der Stroboskopeffekt der Blitzleuchten ließ ihre Bewegungen bizarr ruckartig erscheinen. Die Tür gab nicht nach. Neagley zog ihre Glock und gab drei Schüsse auf das Schloss ab. Die leeren Messinghülsen flogen aus dem Hülsenauswurf, rollten über den Teppichboden davon und wurden vom Stroboskoplicht in eine lange goldene Kette verwandelt. Als Neagley jetzt noch einmal gegen die Tür trat, sackte sie nach innen. Neagley verschwand in dem Büro.
    Reacher hetzte weiter. Zweiundfünfzig Sekunden abgelaufen, dachte er.
    Er lief an einer Tür mit dem Namensschild Allen Lamaison vorbei. Sechs Schritte weiter kam die nächste Tür: Anthony Swan. Er trat an die gegenüberliegende Wand, holte mit dem rechten Bein aus und traf die Tür mit einem gewaltigen Absatzkick knapp über dem Schloss. Das Ahornholz splitterte, und die Tür hing schief, aber das Schloss hielt. Reacher warf sich mit einer Schulter dagegen, sprengte sie auf und taumelte über die Schwelle.
    Dreiundsechzig Sekunden abgelaufen, dachte er.
    Er stand reglos da und ließ den Lichtstrahl seiner Stablampe durch das Büro seines toten Freundes gleiten. Es war unberührt, als wäre Swan nur eben mal auf die Toilette gegangen oder beim Mittagessen. An einem Kleiderständer hing seine Jacke: eine khakifarbene Windjacke, alt, abgetragen, wie eine Golfjacke mit Schottenkarostoff gefüttert, kurz und weit. Er sah Aktenschränke, Telefone, einen Ledersessel mit Abdrücken vom Gewicht eines schweren Körpers. Auf dem Schreibtisch ein Computer. Und ein neuer leerer Notizblock, Kugelschreiber und Bleistifte. Eine Heftzange, eine Quarzuhr, ein kleiner Stapel Papiere.
    Und ein Briefbeschwerer auf diesen Papieren. Ein faustgroßer, unregelmäßig geformter Klumpen ostdeutschen Betons, grau, an einigen Stellen vom Anfassen glatt und glänzend, auf seiner Oberseite noch die schwachen Spuren eines aufgesprühten rot-blauen Graffitos.
    Reacher trat an den Schreibtisch und steckte den Briefbeschwerer ein. Rollte auch die Papiere zusammen, die darunter gelegen hatten, und schob sie in die andere Tasche. Plötzlich fiel ihm auf, wie weich der Boden unter seinen Füßen war. Er richtete die Stablampe nach unten. Sah ein reflektiertes leuchtendes Rot. Reich gemustert. Ein großer Orientteppich. Ganz neu. Er dachte an den Strick, mit dem Orozco an Händen und Füßen gefesselt gewesen war, und erinnerte sich an Mauneys Worte: Ein aus Indien eingeführtes Sisalprodukt. Es muss mit dem Verpackungsmaterial von Importen ins Land gekommen sein.
    Neunundachtzig Sekunden abgelaufen, dachte er.
    Reacher trat ans Fenster. Erspähte im Halbdunkel tief unter sich Karla Dixon, die schon wieder in Richtung Tor unterwegs war. Ihre graue Jeans und das Jeanshemd waren mit weißem Staub bedeckt. Sie sah wie ein Gespenst aus. Vom Herumkriechen zwischen dem

Weitere Kostenlose Bücher