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Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman

Titel: Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
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erreichte das demolierte Tor und brauste hindurch, ohne langsamer zu werden. Bog nach links ab. Neagley bog parallel zu ihr ebenfalls links ab und setzte sich dreißig Meter hinter sie. Reacher fuhr langsamer, wartete noch, bog dann seinerseits ab und setzte sich ungefähr siebzig Meter hinter Neagley, hundert Meter hinter Berenson.

66
    Der Prelude war ein tiefergelegtes Coupé, aus dem man nicht die beste Sicht hatte, aber die meiste Zeit konnte Reacher den silbergrauen Toyota vor ihnen gut erkennen. Berenson blieb deutlich unter der zulässigen Höchstgeschwindigkeit. Vielleicht hatte ihr Punktestand schon die Höchstgrenze erreicht. Oder sie war in Gedanken woanders. Vielleicht aber waren die Unfallnarben in ihrer Erinnerung ausgeprägter als in ihrem Gesicht. Sie bog nach rechts in den Huntington Drive ein, seines Wissens einst Teil der alten Route 66. Jetzt fuhr sie Richtung Nordosten. Reacher begann von seinen »Kicks on Route 66« vor sich hinzusingen. Dann verstummte er. Berenson wurde langsamer und hatte ihren linken Blinker gesetzt. Sie wollte links abbiegen. Sie war nach South Pasadena unterwegs.
    Sein Mobiltelefon klingelte. Neagley.
    »Ich bin schon zu lange hinter ihr«, sagte sie. »Ich fahre um den nächsten Block. Bleib du jetzt mal dran.«
    Reacher legte sein Handy weg, ohne die Verbindung zu unterbrechen, und gab Gas. Berenson befand sich auf der Van Horne Avenue. Er war nur ungefähr fünfzig Meter hinter ihr. Trotzdem konnte er sie nicht sehen, weil die Straße so kurvenreich war. Er beschleunigte wieder und nahm den Fuß dann vom Gas, als er sie nach der nächsten Kurve vierzig Meter entfernt vor sich hatte. Während er weiterfuhr, konnte er im Rückspiegel beobachten, wie Neagley hinter ihm in die Van Horne Avenue einbog.
    Monterey Hills ging in South Pasadena über, und an der Gemeindegrenze änderte die Straße ihren Namen in Via Del Rey. Ein hübscher Name, ein hübscher Ort. Der kalifornische Traum. Sanfte Hügel, kurvenreiche Straßen, ewiger Frühling, ewige Blüte. Auf den kargen Militärstützpunkten in Europa und im Pazifik, wo Reacher aufgewachsen war, hatte er oft in Bilderbüchern gezeigt bekommen, wie seine Heimat aussah. Die meisten Bilder hatten genau wie South Pasadena ausgeschaut.
    Berenson bog erst links, dann rechts ab und fuhr zuletzt in eine ruhige Wohnstraße, die eine Sackgasse war. Reacher er haschte einen kurzen Blick auf hübsche kleine Häuser in der Morgensonne. Er folgte ihr nicht. Der aufgemotzte Honda wäre in großen Teilen von L.A. ziemlich unauffällig gewesen, aber nicht in dieser Umgebung. Er bremste und hielt dreißig Meter nach der Einmündung an. Neagley parkte hinter ihm.
    »Jetzt?«, fragte sie übers Handy.
    Es gab zwei Methoden, einen Besuch bei Leuten zu erzwingen, die gerade nach Hause kamen. Man ließ ihnen Zeit, es sich gemütlich zu machen, und überzeugte sie später mit guten Gründen, einen einzulassen. Oder man blieb ihnen dicht auf den Fersen und überfiel sie, wenn sie noch ihre Schlüssel in der Hand hielten oder eben erst die Haustür geöffnet hatten.
    »Jetzt«, sagte Reacher.
    Sie stiegen aus, sperrten ab und liefen los. Ungefährlich. Ein einzelner rennender Mann konnte Misstrauen erwecken, eine einzelne Frau tat das selten. Rannten ein Mann und eine Frau gemeinsam, wurden sie meist für Joggingpartner oder für ein Paar gehalten, das einfach Spaß hatte.
    Sie bogen in die Sackgasse ein, ohne gleich etwas zu sehen. Vor ihnen lag eine Steigung mit leichter Rechtskurve. Als sie um diese Kurve kamen, beobachteten sie, wie das Garagentor eines Hauses auf der rechten Seite im ersten Drittel der restlichen Straße geöffnet wurde. Berensons silbergrauer Toyota stand in einer asphaltierten Einfahrt. Das Haus wirkte klein und gepflegt. Es hatte eine Klinkerfassade. Blau gestrichene Fensterrahmen. Der Vorgarten war ein reich blühender Steingarten. Über dem Garagentor hing ein Basketballkorb. Das sich öffnende Tor ließ genug Licht ein, um das an einer Wand gestapelte Durcheinander aus Kindersachen erkennen zu lassen. Ein Fahrrad, ein Skateboard, einen Little-League-Schläger, Knieschützer, Helme, Fanghandschuhe.
    Die Bremsleuchten des Toyotas gingen aus, dann kroch er vorwärts. Neagley spurtete los. Sie war viel schneller als Reacher und schaffte es bis in die Garage, als das Tor sich eben wieder zu schließen begann. Reacher, der ungefähr fünf Sekunden nach ihr ankam, benutzte seinen Fuß dazu, den Sicherheitsmechanismus anspringen zu

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