Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman
an.«
»Lamaison?«
»Ich darf nicht sagen, wer.«
»Betrachten Sie die Sache mal von unserem Standpunkt aus, Margaret. Im Zweifelsfall legen wir Sie um.«
Berenson schwieg.
»Seien Sie clever, Margaret. Wer auch immer Ihren Sohn bedroht – argumentieren Sie überzeugend gegen ihn, ist er tot. Dann kann er niemandem mehr etwas antun.«
»Darauf kann ich mich nicht verlassen.«
»Leg sie einfach um«, sagte Neagley. »Sie vergeudet nur unsere Zeit.«
Reacher trat an den Kühlschrank und öffnete ihn. Nahm eine Plastikflasche Evian Naturelle heraus. Mineralwasser ohne Kohlensäure, aus Frankreich importiert, der Liter dreimal teurer als Benzin. Er schraubte sie auf und trank daraus. Bot die Flasche Neagley an. Sie schüttelte den Kopf. Er kippte das restliche Wasser in den Ausguss, trat wieder an den Tisch und benutzte das Küchenmesser dazu, ein ovales Loch in den Boden der Plastikflasche zu schneiden. Dann steckte er sie auf den Lauf seiner Glock. Richtete sie noch etwas aus, bis die Pistolenmündung genau durch den offenen Schraubverschluss zielte.
»Ein Eigenbauschalldämpfer«, erklärte er. »So hören die Nachbarn nichts. Er funktioniert nur einmal, aber das genügt.«
Er brachte die Pistole bis auf einen halben Meter an Berensons Gesicht heran und zielte so auf sie, dass ihr rechtes Auge direkt in die Flasche starrte.
Berenson begann zu reden.
67
Im Nachhinein betrachtet war das eine Geschichte, die Reacher im Voraus hätte schreiben können. Der Leiter der Qualitätskontrolle, ursprünglich Entwicklungsingenieur im Betrieb Highland Park, hatte Anzeichen für schweren Stress erkennen lassen. Er hieß Edward Dean und wohnte weit nördlich jenseits der Berge. Zufällig war seine jährliche Leistungsbeurteilung fällig gewesen, als er sich seit drei Wochen merkwürdig benahm. Als ausgebildeter Profi hatte Margaret Berenson die in ihm vorgegangene Veränderung registriert und eine Erklärung dafür gesucht.
Anfangs behauptete Dean, sein Umzug nach Norden sei die Ursache seiner Probleme. Um der Großstadt zu entfliehen, habe er sich südlich von Palmdale ein paar Hektar Wüste gekauft, und nun bringe ihn die Fahrt zur Arbeit um. Aber das hatte Berenson ihm nicht geglaubt. Alle Angelinos mussten als Pendler höllisch weite Strecken fahren. Daraufhin hatte Dean behauptet, seine Nachbarn – wilde Bikerbanden und Meth-Labors – seien problematisch. Das nahm Berenson ihm schon eher ab. Geschichten über die Badlands gab es mehr als genug. Aber eine zufällige Bemerkung Deans über seine Tochter ließ sie vermuten, sie sei ein Teil des Problems. Das Mädchen war vierzehn. Berenson zählte zwei und zwei zusammen und erhielt fünf. Sie vermutete, die Kleine treibe sich mit Bikern herum, experimentiere mit Methamphetamin und verursache große häusliche Sorgen.
Dann änderte sie ihre Meinung. Die Qualitätsprobleme in Highland Park wurden der ganzen Firma bekannt. Berenson wusste, dass Dean zwischen zwei Stühlen saß. In seiner Funktion als Direktor der Firma musste er sich darum bemühen, Gewinne zu erzielen. Andererseits war er dem Pentagon gegenüber verpflichtet, dafür zu sorgen, dass New Age ihm nur einwandfreie Geräte lieferte. Berenson war der Ansicht, dass dieser Konflikt ihm Stress verursachte. Da er jedoch streng gesetzestreu handelte, stellte sie ihre Bedenken vorläufig zurück.
Dann verschwand Tony Swan.
Er löste sich einfach in Luft auf. An einem Tag war er noch da, am nächsten nicht mehr. Natürlich registrierte Margaret Berenson sein Verschwinden sofort und machte sich daran, es aufzuklären. Dazu fühlte sie sich verpflichtet. Swan besaß Informationen, die als geheim galten. Sein Verschwinden konnte sogar die nationale Sicherheit gefährden. Daher verbiss sie sich in diesen Fall und stellte allen möglichen Leuten alle möglichen Fragen.
Dann kam sie eines Tages nach Hause und sah in ihrer Einfahrt Allen Lamaison, der mit ihrem Sohn Basketball spielte.
Berenson hatte Angst vor Lamaison, hatte sich schon immer vor ihm gefürchtet. Wie sehr, wurde ihr erst bewusst, als sie beobachtete, wie er ihrem zwölfjährigen Sohn die Haare mit einer Pranke zerzauste, die ihm leicht den Schädel hätte zerquetschen können. Er schlug vor, der Junge solle draußen bleiben und Strafwürfe üben, während er mit Mom hineinging, um etwas Wichtiges mit ihr zu besprechen.
Das Gespräch begann mit einem Geständnis. Lamaison erzählte Berenson haargenau, was Swan zugestoßen war. In allen
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