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Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman

Titel: Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
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Minuten geht’s los«, sagte er.
    Dann lehnte er sich in seinen Sitz zurück und schloss die Augen.
    Sechzig Minuten später war der Himmel im Osten dunkelblau, fast schwarz. Die Sicht wurde schlechter. Vor vielen Jahren hatte eine pedantische Lehrerin irgendwo im Pazifik Reacher beigebracht, erst komme das Zwielicht, dann die Abenddämmerung und anschließend die Nacht. Sie hatte darauf bestanden, Zwielicht und Abenddämmerung seien nicht das Gleiche. Daran erinnerte er sich jetzt.
    Draußen begann es zu dämmern, aber nicht ganz so schnell, wie er es sich gewünscht hätte.
    Er wählte Neagleys Nummer und unterbrach die Verbindung nach dem ersten Klingeln. Ihr Fenster wurde heruntergekurbelt, und sie winkte: eine kleine blasse Hand in der Dunkelheit. Er ließ den Motor an, fuhr ohne Licht vom Randstein weg nach Osten, der herabsinkenden Nacht entgegen, bog rechts ab, fuhr vier Straßenblocks weiter und umrundete das Betriebsgelände von New Age im Uhrzeigersinn. Dann bog er nochmals rechts ab, folgte dem Zaun auf dieser Seite und ließ seinen Wagen nach ungefähr zwei Dritteln der Strecke am Randstein ausrollen. Wäre das Gelände eine Uhr gewesen, hätte er bei der Vier gehalten. Wäre es ein Kompass gewesen, hätte er bei OSO gestanden.
    Er stieg aus und horchte. Hörte nichts. Sah nichts. Highland Park war dicht besiedelt, aber der Betrieb von New Age lag im Gewerbegebiet. Der Arbeitstag war zu Ende, die Leute waren nach Hause gefahren. Die Straßen lagen dunkel und still da.
    Er öffnete den Kofferraum des Preludes. Benutzte seine Faust dazu, die Kofferraumbeleuchtung zersplittern zu lassen. Schlitzte mit dem Daumennagel die Plastikfolie um die Evian-Flaschen auf. Er nahm eine heraus, schraubte sie auf und nahm einen großen Schluck. Dann kippte er das restliche Wasser in den Rinnstein, stellte die leere Flasche wieder in den Kofferraum. Diesen Vorgang wiederholte er noch elfmal, sodass er zuletzt eine Reihe von zwölf leeren Literflaschen vor sich stehen hatte.
    Dann hob er den Benzinkanister heraus.
    Fünf US -Gallonen, fast neunzehn Liter Benzin. Er füllte die Flaschen sehr sorgfältig. Der Benzindunst des unverbleiten Kraftstoffs stieg ihm in die Nase. Das gefiel ihm. Dies war einer der besten Gerüche der Welt. Als die zwölfte Flasche voll war, stellte er den Benzinkanister neben sich auf den Asphalt. Er enthielt noch immer sieben Liter. Fast zwei Gallonen.
    Er riss die Packung Politurtücher auf.
    Die dreißig mal dreißig Zentimeter großen Tücher bestanden aus weißem Baumwollstoff, wie Unterhemden. Er rollte sie eng wie Zigarren zusammen und schob sie in die Hälse der Benzinflaschen. Halb drinnen, halb draußen. Das Benzin wurde durch die Dochtwirkung nach oben gesogen.
    Molotowcocktails. Eine primitive, aber wirkungsvolle Waffe, im Spanischen Bürgerkrieg von den Faschisten erfunden und von den Finnen 1939 in ihrem Kampf gegen die Rote Armee so benannt, um den sowjetischen Außenminister Wjatscheslaw Molotow zu verspotten. Ich wusste gar nicht, dass ein Panzer so lange brennen kann, hatte ein finnischer Veteran sich einmal erinnert.
    Panzer, Gebäude, Reacher war das egal.
    Er rollte ein dreizehntes Poliertuch zusammen und legte es auf den Asphalt. Tränkte es mit Benzin aus dem Kanister. Er fand die Schachtel Kaminstreichhölzer und steckte sie ein. Nahm die Benzinflaschen nacheinander aus dem Kofferraum und stellte sie zwei Meter hinter dem Prelude in einer sauberen Reihe auf. Dann hob er das letzte Tuch auf und klemmte es am Kofferraumdeckel ein, sodass es zu drei Vierteln heraushing. In der Dunkelheit sah das aus, als hätte der Wagen ein weißes Schwänzchen, wie ein kleines Lamm.
    Showtime, dachte er.
    Er riss ein Streichholz an und hielt es an das durch den Kofferraumdeckel festgeklemmte Tuch, bis es hell brannte. Dann schnippte er das Zündholz weg und griff nach dem ersten Molotowcocktail. Zündete seinen Docht an dem brennenden Tuch an, trat drei Schritte zurück und warf ihn in hohem Bogen über den Zaun. Die Benzinflasche beschrieb einen feurigen Bogen und zerschellte am Betonfundament des Hauptgebäudes. Gas explodierte in einem Feuerball, der rasch zusammensank und zu einer kleinen brennenden Lache wurde.
    Reacher warf die zweite Brandflasche. Das Verfahren blieb gleich. Er zündete den Docht an dem brennenden Tuch an, trat zurück und warf mit voller Kraft. Die Flasche beschrieb denselben Bogen, schlug an derselben Stelle auf und zerplatzte. Nach einem kurzen, weiß glühenden

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