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Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman

Titel: Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
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weiter?«
    »Ich schlage vor, dass wir erst mit den Deputies reden«, sagte Reacher. »Mich interessiert vor allem, ob sie in Vegas waren.«
    »In Sanchez’ und Orozcos Büro? Dixon war erst dort. Es schien unberührt.«
    »Sie hat nicht ihre Wohnungen gesehen.«
    Nach einer halben Stunde kam Dixon zurück. Sie teilte mit: »Er hat mich nicht erschossen.«
    »Das ist gut«, sagte Reacher.
    »Ganz meine Meinung.«
    »Hat er irgendetwas gestanden?«
    »Er hat nichts bestätigt, nichts geleugnet.«
    »Ist er wütend wegen seiner Nase?«
    »Verdammt wütend.«
    »Wie sieht’s also aus?«
    »Er hat seinen Boss angerufen. Sie wollen mit uns reden. Hier, in einer Stunde.«
    »Wer ist sein Boss?«
    »Ein Mann namens Curtis Mauney. Vom Sheriff’s Department im L.A. County.«
    »Okay«, sagte Reacher. »Das lässt sich machen. Wir sehen uns mal an, was der Typ hat, und behandeln ihn wie irgendeinen beschissenen Kommandeur der Militärpolizei. Alles nehmen, nichts geben.«
    Sie verbrachten die einstündige Wartezeit unten in der Hotelhalle. Ohne Stress, ohne Nervosität. Beim Militär lernt man zu warten. O’Donnell fläzte sich auf einem Sofa und reinigte sich die Fingernägel mit seinem Springmesser. Dixon studierte die sieben Tabellen wieder und wieder, legte sie dann weg und schloss die Augen. Neagley hatte etwas abseits in einem Sessel an der Wand Platz genommen, Reacher saß unter einem alten gerahmten Foto von Raquel Welch. Die Aufnahme war spätnachmittags am Pool des Hotels gemacht worden, und das Licht wirkte so golden wie ihr Teint. Die magische Stunde, nannten Fotografen sie. Kurz, leuchtend, wundervoll. Wie der Ruhm selbst, dachte Reacher.
    Der schwarzhaarige Vierziger, der sich Alan Mason nannte, wartete ebenfalls – auf einen Geheimtreff in seinem Zimmer im Hotel Brown Palace in Denver. Er war ungewöhnlich nervös und missgestimmt. Das hatte drei Gründe. Erstens sah sein Zimmer düster und schäbig aus, weit entfernt von dem Standard, den er erwartet hatte. Zweitens hatte er einen Koffer an der Wand stehen. Einen dunkelgrauen Hartschalenkoffer von Samsonite, der wie seine gesamte Ausstattung sorgfältig ausgewählt war: teuer genug, um ihn wohlhabend erscheinen zu lassen, aber nicht protzig genug, um unerwünschte Aufmerksamkeit zu erregen. Der Koffer enthielt Wertpapiere, geschliffene Diamanten und Zugangscodes für Schweizer Bankkonten, die eine Menge Geld wert waren. Genau gesagt fünfundsechzig Millionen Dollar, und die Leute, mit denen er hier zusammentreffen würde, waren keine Menschen, denen ein kluger Mann im Umgang mit übertragbaren, nicht nachweisbaren Aktiva trauen durfte.
    Und drittens hatte er schlecht geschlafen. In der Nachtluft hatte ein unangenehmer Geruch gelegen, den er nach einer Weile als den von Hundefutter identifizieren konnte. Offenbar gab es irgendwo in der Nähe eine Fabrik, und der Wind kam ausgerechnet aus dieser Richtung. Dann hatte er wach gelegen und sich Sorgen wegen der Bestandteile von Hundefutter gemacht. Vor allem natürlich Fleisch. Er wusste, dass der Geruchssinn ein physischer, vom Auftreffen wirklicher Moleküle auf die Nasenwände abhängiger Mechanismus war. Daher gelangten jetzt tatsächlich winzige Fleischstückchen in seine Nase. Sie kamen in Kontakt mit seinem Körper. Und es gab bestimmte Tiere, mit deren Fleisch Azhari Mahmoud niemals, unter keinen Umständen in Berührung kommen sollte.
    Er ging ins Bad. Wusch sich zum fünften Mal an diesem Tag das Gesicht. Betrachtete sich im Spiegel. Biss die Zähne zusammen. Er war nicht Azhari Mahmoud. Nicht in diesem Augenblick. Er war Alan Mason, ein Westeuropäer, der einen Auftrag auszuführen hatte.
    Als Erster erschien der von Reacher zusammengeschlagene Deputy Thomas Brant in der Hotelhalle im Château Marmont. Er hatte eine purpurrote Schwellung an der linken Stirnseite, und die gebogene Aluminiumschiene, die seine Nase fixierte, war so fest mit Pflaster auf seinen Wangenknochen befestigt, dass die Haut um seine Augen spannte. Er ging, als würde ihm jeder Schritt wehtun. Er schien zu ungefähr einem Drittel fuchsteufelswild darüber zu sein, dass er niedergeschlagen worden war, zu einem Drittel verlegen, dass er das hatte geschehen lassen, und zu einem Drittel sauer darüber, dass er seine Wut wegen der Ermittlungen hinunterschlucken musste. Ihm folgte ein älterer Mann, wohl sein Boss Curtis Mauney. Mauney, etwa Ende vierzig, war klein und stämmig und hatte den leicht erschöpften Gesichtsausdruck, der

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