Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman
davon kommt, dass man zu lange dieselbe eintönige Arbeit getan hat. Sein Haar war in einem matten Schwarz gefärbt, das nicht zu seinen Augenbrauen passte. Er trug einen abgewetzten schwarzen Aktenkoffer und fragte: »Wer von euch Arschlöchern hat meinen Mann flachgelegt?«
»Ist das wichtig?«, fragte Reacher.
»Hätte nicht passieren dürfen.«
»Denken Sie sich nichts dabei. Er hatte keine Chance. Es waren drei gegen einen. Auch wenn einer der drei eine Frau war.«
Neagley bedachte ihn mit einem Blick, der ihn erdolcht hätte, wenn Blicke Messerklingen wären. Mauney schüttelte den Kopf und sagte: »Das war keine Kritik an der Fähigkeit meines Mannes, sich selbst zu verteidigen. Das sollte heißen, dass Sie nicht hier aufkreuzen und Cops angreifen können.«
Reacher entgegnete: »Er war außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs, hat sich nicht zu erkennen gegeben und sich verdächtig benommen. Damit hat er den Angriff geradezu provoziert.«
»Wozu sind Sie überhaupt hier?«
»Wir sind zur Beerdigung unseres Freundes gekommen.«
»Die Leiche ist noch nicht freigegeben.«
»Dann warten wir eben.«
»Haben Sie meinen Mann niedergeschlagen?«
Reacher nickte. »Dafür entschuldige ich mich. Aber Sie hätten nur zu bitten brauchen.«
»Worum?«
»Um unsere Hilfe.«
Mauney sah ihn mit verständnislosem Blick an. »Sie glauben, wir hätten Sie hergelockt, damit Sie uns helfen?«
»Stimmt das vielleicht nicht?«
Mauney schüttelte den Kopf.
»Nein«, sagte er. »Wir haben Sie hergeholt, weil Sie als Köder dienen sollen.«
32
Thomas Brant blieb mürrisch stehen, als wäre er nicht zu einer sozialen Geste wie dem Platznehmen als Teil der Gruppe bereit. Aber sein Boss Curtis Mauney nahm Platz. Er setzte sich in einen Sessel, stellte den Aktenkoffer zwischen seine Füße und stützte beide Ellbogen auf die Knie.
»Lassen Sie mich ein paar Dinge klarstellen«, begann er. »Wir sind Sheriffs aus dem L.A. County. Wir sind keine Hinterwäldler und keine Idioten, und wir sind niemandes arme Verwandte. Wir sind schnell, clever und aktiv. Innerhalb von zwölf Stunden nach der Auffindung von Calvin Franz’ Leiche haben wir alle Einzelheiten seines Lebens gekannt. Auch dass er einer von acht Überlebenden einer militärischen Eliteeinheit gewesen war. Und binnen vierundzwanzig Stunden haben wir gewusst, dass drei weitere Angehörige dieser Einheit spurlos verschwunden sind – einer hier aus L.A. , zwei aus Vegas. Was die Frage aufwirft, wie elitär Sie alle waren, finden Sie nicht auch? Sie hatten von einem Augenblick zum nächsten fünfzig Prozent Verluste.«
Reacher sagte: »Bevor ich irgendwelche Leistungsbeurteilungen abgebe, müsste ich wissen, wer der Gegner war.«
»Jedenfalls nicht die Rote Armee.«
»Unser Gegner war nie die Rote Armee. Wir haben gegen die U.S. Army gekämpft.«
»Na schön, dann will ich mal rumfragen«, sagte Mauney. »Mich erkundigen, ob die 81st Airborne in letzter Zeit größere Siege errungen hat.«
»Ihre Theorie ist, dass jemand es auf uns acht abgesehen hat?«
»Ich weiß nicht, was meine Theorie ist, aber das ist natürlich eine Möglichkeit. Deshalb war’s für mich nur vorteilhaft, Sie alle herzulocken. Kommen Sie nicht, haben die bösen Buben Sie vielleicht schon erwischt, was mir weitere Teile des Puzzlespiels liefert. Kreuzen Sie dagegen hier auf, dienen Sie als Köder, die mir helfen können, sie aus der Deckung zu locken.«
»Was ist, wenn es niemand auf uns vier Überlebende abgesehen hat?«
»Dann können Sie weiter hier herumhängen und auf die Beerdigung warten. Das ist mir egal.«
»Waren Sie in Vegas?«
»Nein.«
»Woher wissen Sie dann, dass die beiden aus Vegas verschwunden sind?«
»Weil ich dort angerufen habe«, antwortete Mauney. »Wir arbeiten viel mit der Nevada State Police zusammen, die ihrerseits viel mit den Cops in Vegas zusammenarbeitet, und Ihre Kerle Sanchez und Orozco werden seit drei Wochen vermisst; ihre Wohnungen sind völlig verwüstet worden. Das alles habe ich am Telefon erfahren. Nützliche Technologie.«
»So gründlich verwüstet wie Franz’ Büro?«
»Anscheinend von denselben Leuten.«
»Haben sie irgendwas übersehen?«
»Wieso sollten sie?«
»Jeder kann mal etwas übersehen.«
»Haben sie etwas in Franz’ Büro übersehen? Haben wir etwas übersehen?«
Reacher hatte gesagt: Wir behandeln ihn wie irgendeinen beschissenen Kommandeur der Militärpolizei. Alles nehmen, nichts geben. Aber Mauney war besser als
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