Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman
Sie haben selbst mit Leuten zusammengearbeitet.«
»Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie etwas rauskriegen?«
»Verdienen Sie’s sich«, sagte Reacher.
»Es gibt eine junge Frau«, erklärte Wright. »Sie arbeitet in irgendeinem grässlichen Schuppen mit einer künstlichen Feuerstelle. In einer Bar in der Nähe des ehemaligen Hotels Riviera. Sie kennt Sanchez.«
»Seine Freundin?«
»Nicht direkt. Vielleicht früher einmal. Aber die beiden kennen sich gut. Sie weiß bestimmt mehr als ich.«
44
Wright kehrte zu seiner Arbeit zurück, und Reacher ließ sich von dem Portier erklären, wo das Riviera gewesen war. Die Wegbeschreibung führte wieder zum billigen Ende des Strips zurück. Sie gingen zu Fuß durch die warme, trockene Wüstennacht. Jenseits der Dunstglocke und des Lichts der Straßenlampen standen fern am Horizont Sterne. Die Gehsteige waren mit weggeworfenen farbigen Werbepostkarten von Prostituierten übersät. Der freie Markt schien den Grundpreis auf einen Cent unter fünfzig Dollar gedrückt zu haben. Reacher bezweifelte allerdings nicht, dass dieser Preis sich rasch erhöhen würde, sobald irgendein ahnungsloser Freier tatsächlich ein Mädchen auf sein Zimmer mitnahm. Die Frauen auf den Karten sahen hübsch aus, aber er glaubte nicht, dass sie real waren. Vermutlich handelte es sich um geklaute Bilder von Models für Bademoden aus Miami oder Rio. Vegas war eine Stadt der Illusionen. Sanchez und Orozco mussten mehr als beschäftigt gewesen sein. Wie einarmige Tapezierer, hatte Wright gesagt, und Reacher glaubte ihm das sofort.
Sie erreichten den abblätternden Betonklotz der Bar mit dem billigen Bier und den willigen Girls und bogen dort nach rechts in ein Labyrinth aus von eingeschossigen beigen Gebäuden gesäumten Straßen ab. Manche waren Motels, manche Lebensmittelmärkte, manche Restaurants, manche Bars. Die Lebensmittelgeschäfte warben mit Mineralwasser im Sechserpack für 1,99 Dollar, Motels brüsteten sich mit Klimaanlagen, Pools und Kabelfernsehen; in den Restaurants konnte man sich Tag und Nacht an Frühstücksbüfetts gütlich tun, an denen man beliebig viel essen konnte, und in den Bars gab es Happy Hours und Dauertiefstpreise für Bourbon. Alle sahen gleich aus. Sie kamen an fünf oder sechs Bars vorüber, bevor sie die mit dem Schild Fire Pit fanden.
Dieses Schild stand vor einem schlichten Schuhkarton von einem Gebäude mit zu wenig Fenstern. Es sah nicht wie eine Bar aus. Es hätte alles Mögliche sein können, zum Beispiel eine STD -Ambulanz oder die Kirche einer Sekte. Nicht jedoch innen. Drinnen war es eindeutig eine Bar in Vegas – schrill ausgestattet, von lauter Musik erfüllt. Fünfhundert Gäste, die tranken, lärmten, lachten, sich schreiend unterhielten, purpurrote Wände, rote Kunstlederbänke. Hier schien nichts gerade oder quadratisch zu sein. Die dicht umlagerte lange Bar war S-förmig, und der Schwanz dieser Schlange endete in einer kreisrunden Vertiefung. In ihrer Mitte befand sich eine künstliche Feuerstelle, deren Flammen durch gezackte orangerote Seidentücher imitiert wurden, die ein versteckter Ventilator in Bewegung hielt. Sie tanzten und schlängelten sich grellrot angestrahlt. Den Raum außerhalb der Feuerstelle nahmen Sitznischen mit Samtbänken ein, die alle voll besetzt waren. Dazwischen standen überall Leute. Aus verdeckten Lautsprechern kam Musik. Bedienungen in knappen Kostümen schlängelten sich mit hochgehaltenen Tabletts geschickt durch das Gedränge.
»Große Klasse«, bemerkte O’Donnell.
»Holt die Geschmackspolizei«, sagte Dixon.
»Los, wir suchen das Mädchen und nehmen es mit nach draußen«, erklärte Neagley. Sie fühlte sich in dem Getümmel sichtlich unwohl. Aber sie konnten das Mädchen nicht finden. Reacher erkundigte sich an der Bar nach Jorge Sanchez’ Freundin; die Bardame, mit der er sprach, wusste gleich, wen er meinte, erklärte ihm aber, Milena – so hieß die junge Frau – habe seit Mitternacht dienstfrei. Aus Sicherheitsgründen stellte Reacher zwei Bedienungen die gleiche Frage und bekam von beiden die gleiche Antwort. Ihre Kollegin Milena, die mit einem Sicherheitsmenschen namens Sanchez befreundet war, habe seit Mitternacht frei und sei heimgefahren, um zu schlafen und für die nächste anstrengende Zwölfstundenschicht am morgigen Tag fit zu sein.
Ihre Adresse wollte ihm niemand nennen.
Er kämpfte sich durch das Gewimmel zu den anderen zurück und bahnte ihnen einen Weg ins Freie. Auch um ein Uhr morgens war
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