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Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman

Titel: Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
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aufschlug. Er befand sich wieder in der Zone, in der sein Verstand auf Hochtouren arbeitete, aber die physische Welt sich im Zeitlupentempo bewegte. Er hatte das Gefühl, sein Körper stecke in einem riesigen Melassekessel fest. Er brüllte ihn an, sich zu beeilen, aber sein Körper reagierte nur widerstrebend und äußerst langsam. Neben ihm ging Neagley mit Zeitlupenpräzision im Staub zu Boden. Aus dem Augenwinkel heraus sah er sie mit der Schulter aufprallen, wobei die Bewegungsenergie ihren Kopf wie den einer Stoffpuppe hin und her schleuderte. Er drehte den eigenen Kopf, der mit schweren Gewichten belastet zu sein schien, mit gewaltiger Anstrengung zur Seite und sah Dixon unter O’Donnell ausgestreckt liegen.
    Als Nächstes sah er, wie O’Donnells linker Arm sich quälend langsam bewegte. Sah seine Hand. Sah seinen Daumen die Hardballer entsichern.
    Ihr Angreifer drückte erneut ab.
    Und schoss wieder daneben. Statt O’Donnell in den Rücken zu treffen, ging sein vorausgeplanter Schuss ins Leere. Der Kerl hielt sich an eine eingeübte Sequenz. Schießen-schwenken-schießen, Reacher und O’Donnell zuerst. Ein vernünftiger Plan, aber der Kerl war außerstande, auf unerwartete Veränderungen zu reagieren. Er dachte langsam, konventionell und war weiter auf die Ausgangslage fixiert. Gut, aber nicht gut genug.
    Reacher verfolgte, wie O’Donnells Hand den Griff seiner Pistole umklammerte, sein Zeigefinger Druckpunkt nahm, die Mündung höher, immer höher kam.
    Er sah O’Donnell abdrücken.
    Ein Schuss aus der Bewegung heraus, aus einem noch unruhigen Gewirr aus Armen und Beinen auf dem Gehsteig. O’Donnell hatte abgedrückt, noch bevor sein Körper zur Ruhe gekommen war.
    Zu tief, dachte Reacher. Das ist bestenfalls eine Beinverletzung.
    Er zwang seinen Kopf in die andere Richtung. Er hatte recht, der Angreifer hatte eine Beinverletzung. Aber ein Beindurchschuss mit einem Hochgeschwindigkeitsstahlmantelgeschoss Kaliber .45 war keine Kleinigkeit. Er wirkte, als hätte jemand eine starke Bohrmaschine mit einem dreißig Zentimeter langen 15-mm-Steinbohrer bestückt und damit das Bein durchbohrt. In weniger als einer Tausendstelsekunde. Die Schäden waren spektakulär. Der Kerl erlitt einen Oberschenkeldurchschuss, und sein Schenkelknochen explodierte wie von einer Bombendetonation von innen heraus. Gewaltiges Trauma. Lähmender Schock. Augenblicklicher katastrophaler Blutverlust aus zerfetzten Arterien.
    Der Kerl stand noch, aber seine Hand mit der Pistole sank kraftlos herab. O’Donnell war sofort auf den Beinen. Er rappelte sich auf, griff in eine Tasche seines Jacketts, legte die sieben, acht Meter im Spurt zurück und knallte dem Kerl seinen Schlagring ins Gesicht. Eine rechte Gerade mit neunzig Kilo Körpermasse dahinter. Als träfe man eine Wassermelone mit einem Vorschlaghammer.
    Der Kerl fiel auf den Rücken. O’Donnell beförderte seine Pistole mit einem Tritt zur Seite, dann ging er neben ihm in die Hocke und rammte ihm die Mündung seiner Hardballer unters Kinn.
    Spiel aus, basta.

46
    Reacher half Dixon beim Aufstehen. Neagley rappelte sich allein hoch. O’Donnell bewegte sich in engen Kreisen, während er versuchte, außerhalb der großen Lache zu bleiben, die sich durch das Blut aus dem Bein des Kerls gebildet hatte. Die Oberschenkelschlagader war offenbar zerfetzt. Ein gesundes menschliches Herz ist eine ziemlich leistungsfähige Pumpe, und das dieses Kerls war damit beschäftigt, seinen Blutvorrat auf die Straße zu befördern. Ein Mann seiner Größe hatte vermutlich sechs bis sieben Liter Blut, die größtenteils schon herausgepumpt waren.
    »Bleib weg, Dave«, rief Reacher. »Lass ihn verbluten. Hat keinen Zweck, sich die Schuhe zu ruinieren.«
    »Wer ist er?«, fragte Dixon.
    »Das erfahren wir vielleicht nie«, sagte Neagley. »Sein Gesicht ist praktisch nicht zu erkennen.«
    Sie hatte recht. O’Donnells Schlagring aus Keramikmaterial hatte ganze Arbeit geleistet. Der Typ sah aus, als wäre er mit Hämmern und Messern überfallen worden. Reacher ging in weitem Bogen um ihn herum, packte ihn am Kragen und schleifte ihn rückwärts. Dabei wurde die Blutlache tropfenförmig. Reacher nutzte die trockenen Gehsteigplatten, ging in die Hocke und durchsuchte die Taschen des Mannes.
    Sie enthielten nichts.
    Keine Geldbörse, keinen Ausweis, gar nichts.
    Nur Autoschlüssel und eine Fernbedienung an einem einfachen Stahlring.
    Der Kerl war blass und wurde allmählich blau. An seiner Halsschlagader

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